Seite 46 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_09

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lichen Lüftungskanäle stellen für die Nachrüstung
imGebäudebestand eine Herausforderung dar. Ein
weiteres Problem, das es zu lösen gilt, ist die Un-
terbringung der Lüftungsgeräte.
„Im Nachrüstbereich sind noch Ideen gefragt“,
räumt Händel ein. Zwar habe es in den vergan-
genen zwei Jahren schon eine ganze Reihe in-
teressanter Neuentwicklungen gegeben, die in
Richtung einer unsichtbaren und unhörbaren
Unterbringung bei beschränktem Platzangebot
gehen, Potenzial gebe es aber weiterhin – „und
zwar sowohl im Hinblick auf kleinere Anlagen
und unauffällige Luftverteilung als auch im Hin-
blick auf die Preise der Geräte“. Diese dürften laut
Händel sinken.
Lüftungsgeräte brauchen Wartung
Ein weiterer Aspekt, den es bei der Auswahl des
richtigen Lüftungssystems zu beachten gilt, ist
die Wartbarkeit der Anlagen. „Ein Lüftungsgerät
ist kein Heizkörper. Es muss regelmäßig gewartet
werden. ImMietwohnungsbau ist das bei innenlie-
genden Systemen problematisch. Wir empfehlen
daher grundsätzlich, Systeme zu installieren, die
von außen wartbar sind“, sagt Händel. Ein Bei-
spiel sind wohnungszentrale Lüftungsgeräte, die
im Wohnungsflur so über der Haustür montiert
sind, dass die Revisionsöffnung imHausflur liegt.
Besonders gut geeignet für den nachträglichen
Einbau in Gebäude sind dezentrale Lüftungsgerä-
te, die direkt in die Außenwand eingebaut werden.
Hersteller LTM, der mit demThermolüfter bereits
seit 1992 ein solches Systemanbietet, spricht von
einer unkomplizierten Art der Wohnungslüftung
mit Wärmerückgewinnung. Das kleine Gerät ver-
meide zuverlässig Feuchte- und Schimmelschä-
den, das aufwändige und kostspielige Verlegen
von Rohrleitungssystemen entfalle, wirbt LTM.
Dezentrale Geräte kommen ohne
Rohrleitungen aus
Die Funktionsweise des Thermolüfters vergleicht
der Hersteller mit der menschlichen Atmung: Ver-
brauchte warme Raumluft wird ins Freie befördert
und gibt dabei ihreWärme an denWärmespeicher
des Thermolüfters ab. Anschließend kehrt sich die
Laufrichtung der Lüftungsventilatoren um. Kalte
Außenluft wird über denWärmespeicher geführt,
dadurch erwärmt und als gefilterte frische Luft
in den Wohnraum geführt. Je nach Wohnfläche
werden in der Regel zwei bis drei Geräte in die
Hauswand eingesetzt und durch eine Steuerung
so zusammengeschaltet, dass sie im System im
Gegentakt zusammenarbeiten. Der Einbau ist
einfach, es muss lediglich eine Kernbohrung er-
folgen, ein Auszug der Mieter ist nicht nötig, was
Kosten spart.
Dennoch kommt bei einemPreis von rund 800 € je
Gerät bei größeren Objekten einiges zusammen, so
dass genau gerechnet werden sollte, ob die Lösung
wirklichwirtschaftlicher ist als eine zentrale kont-
rollierteWohnungslüftungmit Wärmerückgewin-
nung. Denn Letztere ist in der Regel energetisch
effizienter. Außerdemmüssenweniger Geräte ge-
wartet werden. Der Thermolüfter erreicht nach
Angaben von LTM einen Wärmebereitstellungs-
grad von 89%, zentrale Anlagen kommen in der
Regel auf deutlich über 90%.
Einweiterer Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt,
ist der Schallschutz. Laut Hersteller absorbiert die
in den Thermolüfter integrierte Schalldämmung
große Teile des Außenlärms. Zudem könne in der
Außenhaube eine weitere Schalldämmung inte-
griert werden.
Nassauische Heimstätte setzt auf
Abluftanlagen
Zwar entscheiden sich viele Wohnungsunter-
nehmen aus Kostengründen für eine zentrale
Abluftanlage. Für Monika Repp, Bauphysikerin
beim hessischen Wohnungsunternehmen Nas-
sauische Heimstätte, ist der Kostenaspekt aber
nicht unbedingt das entscheidende Kriterium bei
der Systemwahl. „Als Unternehmen, das sich sehr
stark im sozialenWohnungsbau bewegt, habenwir
mit Elementen, die ins Auge stechen, schlechte
Erfahrungen gemacht“, berichtet sie. Soll heißen:
Zuluftöffnungen, die als solche erkennbar sind,
werden von den Mietern abgelehnt. Daher baut
die Nassauische Heimstätte in der Regel feuch-
tegeführte Abluftsysteme mit Zuluftelementen
ein, die unauffällig im Fensterbereich und damit
dort angebracht sind, wo allgemein kühlere Luft
erwartet wird.
Altbau
bis einschließlich Wärmeschutzverordnung 1982
Wärmeverlust über Bauteile
75%
entspricht
2.475
Liter Öl pro Jahr
Lüftungswärmeverlust
25%
entspricht
825
Liter Öl pro Jahr
Wärmeverlust über Bauteile
60%
entspricht
990
Liter Öl pro Jahr
Lüftungswärmeverlust
40%
entspricht
660
Liter Öl pro Jahr
Neubau
seit Energieeinsparverordnung 2002
Quelle: EnergieAgentur NRW
Der Anteil der Lüftungswärmeverluste am Gesamtenergiebedarf von Gebäuden steigt.
Damit wird Lüftung zu einem immer wichtigeren Aspekt beim Thema Energieeffizienz.
Quelle: Heinemann
Einfach oder in unauffälliger Stuckoptik – das System
Valloflex Reno soll Deckenabhängungen überflüssig
machen.
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9|2012
ENERGIE UND TECHNIK