Auch ein Entsorgerwechsel im Rahmen künftiger
Ausschreibungen kann ähnliche Folgen haben.
Einfluss auf mieterbezogene Müllkosten
Die Wohnungswirtschaft ist bestrebt, ver-
brauchsabhängige Betriebskosten zu optimieren.
Die Müllgebühren berechnen sich nach Anzahl
und Größe der Abfallbehälter, deren Leerungs-
rhythmen sowie etwaiger Kosten für Bereitstel-
lung bzw. haushalts- oder personenbezogenen
Grundgebühren. Ein Kostenvergleich (anhand ei-
ner Beispiel-Wohnanlagemit 55WE) für Restmüll
mit normalerweise verwendeten oberirdischen
Müllgroßgefäßen (1.100 l) und UFS zeigt, dass
bei einem durchschnittlichem Mülltrennverhal-
ten mit 80 Liter Restmüll pro WE und Wochen die
haushaltbezogenen Entsorgungskosten bei Ein-
führung eines UFS leicht um 13 € (Kiel) bis 28 €
(Hamburg) pro Jahr steigen können (siehe Abb. 1).
Wird ebenfalls das Papier (wie in Kiel) „unter die
Erde gebracht“ erhöhen sich die Kosten um 27 €
pro Haushalt, während sich die Entsorgungskos-
ten in Hamburg für eine unterirdische Papier-
und Leichtstoppverpackungen LVP-Sammlung
(Leichtstoppverpackungen/Wertstoffe) um113 €
verteuern und damit mehr als verdoppeln.
1
Gegenüber Kellerstandorten mit Kleingefäßen,
belegt mit einemerheblichen Transportzuschlag,
bieten die UFS für Restmüll Kostenvorteile. Bei
unterirdischenWertstoffgefäßen sind die Einspa-
rungen hingegen nur sehr gering.
Aufgrund der wenigen Erfahrungen mit UFS im
klassischen Geschosswohnungsbau ist deren Ein-
fluss auf dieAbfalltrennmoral der Bewohner derzeit
völlig offen. Abfallwirtschaftliche Analysen liegen
nicht vor. Generell fördern hohe Restmüllbehälter-
volumina eine Verschlechterung der Trennmoral.
Unterstellt man im Hamburger Beispiel dennoch
durch Verbesserung der Abfalltrennung ein wö-
chentliches Restabfallvolumen von 40 l pro WE –
diese Werte werden im Hamburger Geschoßwoh-
nungsbau in der Regel nur mittels Müllschleusen
erreicht –, zeigt sich ein leicht verändertes Bild bei
den Systemkosten: ImVergleich zu Kleinbehältern
in Kellerstandorten haben UFS mit oberirdischer
Wertstoffsammlung Kostenvorteile, während bei
unterirdischer Sammlung die Kosten steigen. Der
Einsatz von Müllschleusen stellt aufgrund einer
deutlich erhöhten Motivation
2
zur Abfalltrennung
die kostenoptimale Konstellation dar. Unterflur-
systememit oberirdischerWertstofferfassung sind
dagegen etwas teurer undmit unterirdischenWert-
stoffbehältern wesentlich teurer (siehe Abb. 2).
Ausblick
Im öffentlichen Raum haben sich UFS – etwa als
Ersatz für oberirdische Depotcontainer zur Samm-
lung von Altglas oder als kosteneffiziente Alter-
native zu Papierkörben bewährt. Der aufwendige
Einbau, die erforderlichen Standplatzvorausset-
zungen sowie die Entsorgungsrahmenbedingun-
gen schließen eine Großzahl von Wohnanlagen,
insbesondere im innerstädtischen Bereich, jedoch
aus.
Die geringe Flexibilität der Systeme und starre
Leerungsrhythmen der Entsorger können, je nach
bisheriger Lösung, zu einer deutlichen Kosten-
erhöhung und daraus resultierenden, mieter-
seitigen Widersprüchen gegen die Betriebskos-
tenabrechnung führen. Kostenvorteile ergeben
sich in den dargestellten Beispielen meist nur
bei der Auflösung von Kleinbehälterstandorten
mit z. B. Kellerbereitstellung. Insbesondere die
Unklarheiten bezüglich der Wertstoffentsorgung
und mögliche Entsorgerwechsel erfordern eine
umsichtige Planung neuer Standplätze, um tat-
sächlich Vorteile für Vermieter und Mieter zu
erzielen.
Wenngleich negative Auswirkungen der Systeme
nur zögerlich kommuniziert werden, gibt es Pro-
jekte mit erheblichen Beistellungen von Abfällen
(großvolumige Kartonagen, sperrige Abfälle,
Übermüll etc.) sowie Fehlbefüllungen der Wert-
stoffbehälter. Folglich weisen Unterflursysteme
ähnliche Probleme wie gewöhnliche Müllstand-
plätze auf – mit dem wesentlichen Unterschied,
dass keine Vorort-Korrekturen vorgenommen
werden können. Inwiefern hier weitere Kosten für
Sonderleerungen von bspw. fehlbefüllten Wert-
stoffbehältern anfallen, wird sich zeigen.
fazit:
informieren, beraten, rechnen
Vorteile von UFSwie geringer Platzbedarf, Barrie-
refreiheit und optische Aufwertung des Wohnum-
feldes stehen komplexen abfallwirtschaftlichen
Zusammenhängen gegenüber. Wer künftigen
Anforderungen gewappnet sein und zugleich Be-
triebskosten optimierenmöchte, dem sei empfoh-
len, sich umfangreich zu informieren, gut beraten
zu lassen und genau zu rechnen!
1 In Hamburg ist derzeit ein Tochterunternehmen des ÖRE
mit der Entsorgung der Hamburger Wertstofftonen (inkl.
Verpackungsmaterialien) beauftragt, so dass derzeit
die Leerung von UFS für diese Fraktionen angeboten
werden.
2 Laut Abfallwirtschaftsplan der Stadt Hamburg ist die
Einführung von Abfallschleusen die einzige zielge-
richtete Strategie zur nachhaltigen Verbesserung des
Trennverhaltens in Großwohnanlagen.
Quelle: Innotec
Abb. 2: Entsorgungskostenvergleich der Behältersysteme in Hamburg unter Annahme
einer verbesserten Abfalltrennung.
Abb. 1: Entsorgungskostenvergleich der unterschiedlichen Behältersysteme der Städte Kiel,
Hamburg und Hagen unter Berücksichtigung des systembedingten Leervolumens von UFS.
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8|2012