Seite 81 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_11

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wirtschaftlichen Leis-
tungsfähigkeit der WGW
zeichnete sich ab, dass
die Altgläubiger eine
zeitnahe Ablösung der
bestehenden Krediten-
gagements präferieren
und hierfür nicht un-
erhebliche Kapitalver-
zichte erforderlich sein
würden. Daher beauf-
tragte dieWGW imApril
2010 die BBT zusätzlich
mit der Umfinanzierung
der bestehenden Kredit-
verbindlichkeiten.
Eine wirtschaftliche Konsolidierung der WGW war unter folgenden Voraus-
setzungen möglich:
• konsequente Personalreduzierung,
• intensives Umzugsmanagement von Mietern aus Abrissobjekten,
• Neustrukturierung von Vermietung und Marketing sowie
• Kapitalverzicht der bisherigen Hauptgläubiger bei Umfinanzierung der
verbleibenden Kreditrestvaluta.
Die WGW und ihre Gremien folgten den Empfehlungen des Konzeptes. So
konnte die Genossenschaft in 2010 erstmals seit 17 Jahren ein positives
Jahresergebnis erwirtschaften, wozu u. a. eine angemessene Reduzierung
des Personalaufwands von 2009 zu 2010 beitrug. In diesem Zusam-
menhang wurden auch die internen Betriebsprozesse umorganisiert,
um das Tagesgeschäft effizienter führen zu können. Eine konsequente
Neuausrichtung der Marketing- und Vermietungsstrategie (neuer In-
ternetauftritt, neues Corporate Design, Erhöhung der Werbeausgaben,
Herrichtung von Musterwohnungen) wirkt sich nach wie vor positiv auf
die Vermietungsquote aus.
Umfinanzierung mit neuen Finanzierungspartnern
Die Voraussetzungen für die Suche nach neuen Finanzierungspartnern
waren trotz der positiven Fortführungsprognose als Ergebnis des vorlie-
genden Restrukturierungskonzeptes denkbar ungünstig. So erschwerten
der schwach strukturierte Standort und die trotz ersten Konsolidierungs-
erfolgen noch angespannte wirtschaftliche Situation der WGW die An-
sprache potenzieller Banken. Doch vor allemdie zwingend erforderlichen
Forderungsverzichte vonmindestens 25Mio. €, die als Konsolidierungs-
beitrag von den Altgläubigern zu bestätigenwaren, stelltenWGWund BBT
vor Herausforderungen. Die intensive und offene Kommunikationmit den
Altgläubigern und potenziellen Gläubigerbanken auf Basis belastbarer
und für Dritte nachvollziehbarer detaillierter Plan- und Szenariorechnun-
genmittels der speziellen BBT-Software stellte sich dabei als zentral für
die Vertrauensbildung heraus.
Die Deutsche Kreditbank AG und die Investitionsbank Sachsen-Anhalt
bestätigten nach umfangreicher Unternehmens- und Bestandsbewer-
tung schließlich – quasi in letzter Minute – den Finanzierungsbetrag des
BBT-Konzeptes von 50 Mio. €. Mehr als zwei Jahre nach Beauftragung
des Restrukturierungskonzeptes konnten so endlich zum 30. Septem-
ber 2011 die Ablösebeträge unter Berücksichtigung der gewährten
Forderungsverzichte an die Altgläubiger fließen und damit ein weiterer
Meilenstein auf dem Weg zur vollständigen Konsolidierung der WGW
gesetzt werden.
Fazit
Das Beispiel der WGW
macht deutlich, dass
ein professionell er-
stelltes und fundiertes
Restrukturierungskon-
zept erfolgreich ist,
wenn es konsequent
von der Theorie in die
Praxis umgesetzt wird
und dessen Ergebnisse
gegenüber allen Akteu-
ren (Gremien, Banken
usw.) offensiv und in-
tensiv kommuniziert werden. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen
ist in solch einer existenzgefährdenden Situation eine professionelle Un-
terstützung und Beratung unverzichtbar. Je eher ein erfahrener Partner
eingebundenwird, desto größer sind die Konsolidierungschancen und desto
eher verbessern sich die wirtschaftlichen Ergebnisse im Nachgang.
Für die entscheidende Beteiligung der Banken amKonsolidierungsprozess ist
Vertrauen in das Engagement und damit Vertrauen in das Unternehmen eine
zwingende Voraussetzung. Ohne eine aufeinander abgestimmte Objekt- und
Unternehmensstrategie sowie eine langfristige Unternehmensplanung als
Ergebnis eines detaillierten Analyseprozesses lässt sich dieses Vertrauen
kaum vermitteln – und am Ende bleibt womöglich die Finanzierungsbeglei-
tung versagt.
Quelle: WGW
Gegründet:
1896 als Vereinigte AWG Wol-
fen (Zusammenschluss der Arbeiterwoh-
nungsgenossenschaften „Neue Heimat”,
„Frohe Zukunft” und „Glückauf”)
Wohneinheiten:
6.168
Gewerbeeinheiten:
26
Garagen/Stellplätze:
757
Bilanzsumme 2011:
105,7 Mio. €
WOHNUNGSGENOSSENSCHAFT
WOLFEN EG
Geschäftsstelle der WGW Wolfen in der
Fritz-Weineck-Str. 14 a in Bitterfeld-Wolfen.