Seite 54 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_11

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Herr Fischetti, wie wird sich Ihrer Meinung
nach der Energiemarkt in den nächsten Jah-
ren entwickeln?
Aufgrund der vielen regulatorischen Einflüsse
auf Bundes- und EU-Ebene ist eine Prognose sehr
schwierig. Fakt ist, dass die Energiepreise weiter
steigen werden und damit die Kostenbelastung
für den Verbraucher. Es werden sich nur Angebote
am Markt durchsetzen, die den Bedürfnissen der
Verbraucher gerecht werden. Das heißt, Mehr-
wertdienstleistungenwie Smart Meteringwird der
Kunde nur annehmen, wenn er einen Nutzen hat,
also Kosten und Energie einsparen kann.
Was für ein Ziel verfolgt dann Istamit der Grün-
dung der Genek?
Die Gründung von Genek ist für uns der Einstieg
in den Markt der Energieversorgung. Gemeinsam
können wir die gesamte Prozesskette aus einer
Hand anbieten: von der Energielieferung bis hin
zur Heizkostenabrechnung und demManagement
von Energiedaten.
Ziel ist die günstige Versorgungmit Energie kom-
biniert mit Smart Metering. Möglich wird das
durch die Liberalisierung des Energiemarktes,
die die Türen für den Wettbewerb geöffnet hat.
Ista als Energiedienstleister rückt auf dieseWeise
näher an die Energiewirtschaft heran.
Inwiefern profitiert die Wohnungswirtschaft
von diesen neuen Leistungen?
Erstens geht es um die optimierte Energiebe-
schaffung. Das heißt, Erdgas und Strom werden
kostengünstig an der Energiebörse in Leipzig
eingekauft. DieMieter profitieren durch günstige
Energiepreise und die Vermieter steigern damit die
Attraktivität ihrer Liegenschaften.
Zweitens können dank der Smart Meter die Ver-
brauchswerte zeitnah ausgelesen werden. Die
elektronische und stichtagsgenaue Rechnungs-
legung ist damit gesichert, wodurch bestehende
Prozesse bei der Erstellung der Betriebs- und Heiz-
kostenabrechnung optimiert werden.
Drittens haben Mieter und Vermieter mit der Vi-
sualisierung und Aufbereitung der Energiedaten
über ein Onlineportal – dem so genannten Ener-
giedatenmanagement – jederzeit ihre Verbräuche
im Blick. Die Kunden werden dadurch Teil eines
innovativen Energieversorgungskonzeptes – eine
Win-win-Situation für alle Teilnehmer.
Für die exakte Abrechnung setzen Sie auf den
Einsatz von Smart Metern. Wie sehen Sie die
Zukunft der „intelligenten Zähler“?
Das Verbrauchsverhalten der Mieter spielt eine
wichtige Rolle, wenn es darum geht, Energie zu
sparen. Der Einsatz von Smart Metern leistet
unserer Meinung einen unverzichtbaren Beitrag
dazu. Die Frage ist nur, wann die flächendeckende
Einführung der Smart Meter kommen wird. Der-
zeit sind Smart Meter auf Strom fokussiert. Aus
unserer Sicht macht es aber nur Sinn, wenn Ener-
giearten übergreifend ausgelesen werden. Durch
unsere langjährige Erfahrung im Bereich Smart
Sub-Metering kann Ista die Hausanschlusszähler,
also für Wärme, Wasser, Strom, heute schon ein-
binden. Damit schaffenwir die Basis für die exakte
Abrechnung undmit unseren Lösungen zumEner-
giemanagement die Basis zur Verbrauchs- und
Kostenkontrolle.
Wie schlägt sich der Energiemarkt in Deutsch-
land imVergleich zu den anderen europäischen
Ländern?
ImBereich Smart Metering liegen wir in Deutsch-
land noch weit zurück. In Großbritannien, Frank-
reich oder Spanien sind intelligente Strom- und
Gaszähler schon weit verbreitet. Momentan gibt
es ein Europa der zwei Geschwindigkeiten. Die EU
hat das bereits erkannt und stellt die Weichen für
eine Harmonisierung: Ein Vorschlag aus Brüssel
sieht die unterjährige Information über den Ver-
brauch von Strom und Heizkosten in Europa vor.
Die Einführung von Smart Meternwäre dann quasi
gesetzt, denn umsetzbar ist dies nur mit intelli-
genten Zählern. Damit wärenwir einen bedeuten-
den Schritt weiter auf demWeg zur Energiewende.
Herr Fischetti, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Ulrike Silberberg.
In den vergangenen Jahren hat sich im Energiemarkt einiges verändert: Durch die Liberalisierung
sind neue Spielregeln entstanden und neue Teilnehmer betreten den Markt. Energieversorgung und
Messdienstleistung wachsen immer mehr zusammen. Ein Interview mit Antonio Fischetti, Marketingleiter
von Ista Deutschland und Geschäftsführer der Genek GmbH & Co. KG, zur neuen Gesellschaft sowie den
Veränderungen und Herausforderungen im Energiemarkt.
Interview zu Energielieferung
Kombination aus Energieversorgung
und Messtechnik
Quelle: Ista
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11|2012
ENERGIE UND TECHNIK