Seite 50 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_11

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überzeugt. Die Werte für die relative Raumluft-
feuchte liegen zwischen 45 und 55% und sind
damit für die Heizperiode sehr komfortabel. Der
CO
2
-Gehalt der Luft entspricht ebenfalls den Er-
wartungen. Auffallend ist, dass die Konzentration
im Anbau spürbar geringer ausfällt als im sanier-
ten Altbau. Zurückführen lässt sich dies vermut-
lich auf die deutlich kleineren Räume im Altbau
und den geringeren Fensteranteil bezogen auf die
Grundfläche. Zudemwird unter Berücksichtigung
der Nachtstunden deutlich mehr Zeit im Altbau
verbracht und auch die Vorliebe der Testfamilie,
bei geschlossenen Fenstern zu schlafen, führt zu
höheren CO
2
-Konzentrationen.
Gebäudetechnik fördert
energiesparendes Verhalten
Die Funktionalität der Gebäudetechnik wird von
den Bewohnern sowohl in Hinblick auf die automa-
tisierten Vorgänge als auch auf die individuellen
Steuerungsmöglichkeiten als hervorragend ein-
geschätzt. „Die Technik läuft mehr oder weniger
unbemerkt im Hintergrund“, so Irina Oldendorf.
„Wir haben nicht den Eindruck, in einemTechnik-
ensemble zu sitzen, sondern freuen uns, das Gan-
ze zu testen und zu verstehen.“ Da es bei Bedarf
jederzeit möglich ist, in die Technik einzugreifen,
fühlt sich die Testfamilie von dieser auch zu kei-
nem Zeitpunkt bevormundet, sondern empfindet
die sich selbstständig öffnenden Fenster und die
natürliche Belüftung als Bereicherung. Zugleich
scheint der große Verbrauchsmonitor das Ener-
giesparverhalten positiv zu beeinflussen. „Das
Faszinierende ist, dass wir die Daten zum Ener-
gieverbrauch und -gewinn jederzeit selbst auf dem
Bildschirm ablesen können“, erklärt Christian Ol-
dendorf. „Dadurch ist unsere Sensibilität für das
Energiesparen deutlich gestiegen.“
Ausblick
Die Evaluation des Wohnexperiments LichtAktiv
Haus bewegt sich an der Schnittstelle der vier
Disziplinen Architektur, Ingenieurwesen, So-
ziologie und Psychologie. In den kommenden
Monaten werden die beteiligten Wissenschaftler
die qualitativen und quantitativen Aspekte der
Untersuchung noch stärker miteinander verzah-
nen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen dazu
beitragen, die grundsätzliche Frage zu beant-
worten, was in Bezug auf künftige Wohnqualität
wirklich wichtig ist und wie sich die Anforde-
rungen an die Energieeffizienz eines Gebäudes
bei maximaler Nutzerfreundlichkeit erfüllen
lassen.
Das LichtAktiv Haus ist der deutsche
Beitrag zum europaweiten VELUX Model
Home 2020 Projekt
Adresse:
Katenweg 41, 21109 Hamburg
• Modernisierte Doppelhaushälfte mit
neuem Holzdachstuhl
• Erweiterungsneubau in Holzrahmenbau-
weise mit mineralischem Dämmstoff
(in Ständertiefe) und außenliegender
Holzfaserdämmstoffplatte
Bauzeit:
April bis November 2010
Sachwert:
460.000 € brt.
Bauherr:
Velux Deutschland GmbH
Projektträger:
Velux Gruppe
Wohnfläche:
132 m
2
Überbaute Fläche:
244 m
2
(inkl. Terrasse)
Umbauter Raum:
520 m
3
Entwurfsplanung:
TU Darmstadt,
Fachbereich Architektur, Lehrstuhl für
Entwerfen und energieeffizientes Bauen,
Prof. Dipl.-Ing. M. Sc. Econ.
Manfred Hegger; Katharina Fey
(damalige Gewinnerin des integrierten
Studentenwettbewerbs)
Energiekonzept:
HL-Technik Engineering
Partner GmbH, Prof. Klaus Daniels
Lichtplanung:
Prof. Peter Andres PLDA,
Beratende Ingenieure für Lichtplanung
Statik:
TSB-Ingenieure,
Prof. Dr. Ing. Karsten Tichelmann
Ausführender Architekt:
Ostermann Architekten
STECKBRIEF LICHTAKTIV HAUS
Nutzenergiebetrachtung Wärme LichtAktiv Haus:
Der Heizwärmeverbrauch entspricht den Vorausberechnun-
gen. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die gute Dämmung des Gebäudes.
Stromverbrauch und Stromerzeugung LichtAktiv Haus:
Die Stromverbräuche durch die Familie und die
Haustechnik entsprechen den prognostizierten Werten. Die Erträge aus der Photovoltaik liegen sogar über den
Vorausberechnungen.
Quelle: VELUX Deutschland GmbH
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11|2012
ENERGIE UND TECHNIK