Seite 44 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_11

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Bei den Materialien gibt es in Deutschland nach
wie vor klare Präferenzen: Die Mehrzahl der neu
eingebauten Fenster ist aus Kunststoff. Das gilt
umso mehr in der Wohnungswirtschaft, wo Pfle-
geleichtigkeit, Robustheit und nicht zuletzt der
Preis eine nochwichtigere Rolle spielen als bei pri-
vaten Investitionsentscheidungen. Gut gedämmte
Kunststofffenster haben spezielle Profile, die für
geringeWärmeverluste sorgen. Es gibt sie in allen
Varianten bis hin zur Passivhausqualität. Teilwei-
se bleiben die Profile hohl und Luft sorgt für die
Dämmung, teilweise arbeiten die Hersteller auch
mit Dämmkernen oder schäumen die Profile aus.
Kunststofffenster gibt es in zahlreichen Farben
oder in Holzoptik. Der Anteil der Kunststoff-
fenster, die an die Wohnungswirtschaft gingen,
liege bei ca. 90 %, so Peter Büscher, Direktor Ver-
trieb undMarketing für Kunststoff-Systemtechnik
bei Schüco.
Den Preis für ein Standardfenster von 1,3 auf
1,3mgibt der Verband Fenster und Fassade (VFF)
mit im Durchschnitt 451,- € an. Holzfenster sind
schwerer als Fenster aus Kunststoff und auch teu-
rer. Den Preis gibt der VFF mit im Durchschnitt
590,- € an. Dazu kommen im Laufe des Lebens-
zyklus Kosten für die Pflege. Holzfenster müssen
gestrichen werden, wobei auch mittlerweile sehr
lange Intervalle möglich sind.
EnEV-Verschärfung bringt Holzfenster
an ihre Grenzen
Mit einer Verschärfung der Energieeinsparverord-
nung dürften reine Holzfenster an ihre Grenzen
kommen. Laut Institut für Fenstertechnik Rosen-
heim(IFT) sind ausgehend von einer Rahmendicke
von 90mmund demEinsatz von Hölzernwie Fich-
te oder Lärche maximal U-Werte für das gesamte
Fenster zwischen 0,9 und 0,95 W/m
2
K erreichbar.
Der U-Wert gibt an, wie viel Wärme ein Fenster
nach außen abgibt. Erwartet wird, dass 2015
für die Sanierung von Bestandsgebäuden für das
Bauteil Fenster ein Wärmedurch-
gangskoeffizient von Uw= 0,8
W/m
2
K festgeschrieben wird.
Dann muss durch die Integration
von Dämmstoffen in die Rahmen
eine deutliche Verbesserung der
U-Werte erreicht werden. Auch
mit chemisch oder thermischmo-
difiziertenHölzern lassen sich die
geforderten Normen einhalten.
Eine weitere Variante sind Holz-Alu-Fenster. Das
sind Fenster, die innen aus Holz sind und außen
eine Alu-Schale als Witterungsschutz haben. Der
Preis lag Mitte 2011 imDurchschnitt bei 737,- €.
Am teuersten sind Fenster, die komplett aus Alu-
minium sind. Für sie gibt der VFF den Preis mit
knapp 900,- € für das Standardmaß an. Alu hat
aber gegenüber anderen Materialien den Vorteil,
dass es überhaupt nicht verwittert und sehr robust
ist. Die Folgekosten sind also geringer als bei an-
deren Varianten.
Energiebilanz ist ein wichtiges
Entscheidungskriterium
Optik und Kaufpreis sind aber nur zwei Kriterien,
die bei der Auswahl des richtigen Fensters eine
Rolle spielen. Vor dem Hintergrund einer ver-
schärften EnEV und steigender Energiepreise sind
Fenster ein wichtiger Hebel, um die Energiever-
luste über die Fassade zu minimieren. Ein weite-
res wichtiges Kriterium ist der o. g. U-Wert, der
nachweist, wie viel Wärme durch ein Fenster nach
außen abgegeben wird. „In der Wohnungswirt-
schaft ist bei Vergaben ein U-Wert von 1,0 W/m
2
K
Standard“, berichtet Oliver Frey, Key Account Ma-
nager für dieWohnungswirtschaft bei Aluplast. „Es
gibt eine deutliche Tendenz zuNiedrigenergiestan-
dard“, sagt auch Schüco-Experte Büscher.
Fenstersysteme
Fenster müssen mehr bringen als nur einen guten U-Wert
Fenster sind längst mehr als Bauteile, die Licht und Luft ins Gebäude lassen. Sie vermitteln potenziellen
Mietern einen ersten Eindruck eines Gebäudes, Aussehen, Größe und Rahmen spielen eine wichtige Rolle.
Außerdem können gute Fenster die Energie- und Ökobilanz eines Gebäudes verbessern. Nicht zuletzt
können moderne Systeme auch Funktionen wie die nutzerunabhängige Lüftung sicherstellen.
Pia Grund-Ludwig
freie Journalistin, Tübingen
Ausgefeilte Fensterprofile minimieren
den Wärmedurchlass.
Quelle: Internorm
Fenster mit Einfachglas:
25 Mio.
Verbund- und Kastenfenster:
52 Mio.
Fenster mit unbeschichtetem Isolierglas:
235 Mio.
…mit Zweischeiben-Wärmedämmglas (Low-E):
257 Mio.
…mit Dreischeiben-Wärmedämmglas (Low-E):
12 Mio.
*Fenstereinheiten. Eine Fenstereinheit entspricht einer
Fläche von 1,69 m
2
. Angaben gerundet.
Quelle: VFF, Stand 2011
FENSTERBESTAND IN DEUTSCHLAND 2011*
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11|2012
ENERGIE UND TECHNIK