Seite 26 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_11

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für das Unternehmen aus, so z. B. durch weniger
Vandalismus in den Wohngebieten oder einem
deutlich messbaren Image-Gewinn.
Soziale Quartiersentwicklung
in der Großsiedlung
Auch der Standort für den „Kleinen Baumeister“,
das Falkenhagener Feld, wurde nicht per Zufall
ausgewählt, sondern ist Bestandteil der Unter-
nehmensbemühungen, stabile Nachbarschaften
mit einem hohen Gewinn für alle zu bilden. Hier
leben in einer Neubausiedlung der 1970er Jahre
vorwiegend Familien mit migrantischemHinter-
grund. Als Eigentümerin der 2.000 Wohnungen
sieht es die Gewobag hier als ihre ureigene Auf-
gabe, dafür zu sorgen, dass diese Familien ihr
Umfeld annehmen und deren Akzeptanz unter-
einander mit dem Ziel eines konfliktfreien Mit-
einanders zu fördern.
Einen wesentlichen Erfolgsfaktor für eine positive
Zukunft imFalkenhagener Feldsieht dasWohnungs-
unternehmen in der Vernetzung der verschiedenen
örtlichen Akteure. So wurde ihr Projekt „Zukunft
Falkenhagener Feld“ für die Förderung vonGesund-
heit und generationsübergreifendem Zusammen-
leben im Wettbewerb „Familien-Freunde 09“ mit
einem Sonderpreis (für den aus einer Mieteridee
entstandenen generationenübergreifenden Spiel-
platz) ausgezeichnet. DerWettbewerbwird jährlich
von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
und demVerband Berlin-Brandenburgischer Woh-
nungsunternehmen e. V. (BBU) ausgelobt.
Umdie aktivierende Stadtteilarbeit für die einzel-
nen Quartiere maßzuschneidern und die Beson-
derheiten vor Ort zu integrieren – sei es durch die
Initiierung eigener Projekte oder auch die Unter-
stützung von Initiativen –, nimmt das kommunale
Unternehmen im Jahr einen sechsstelligen Betrag
in die Hand. Soziale Quartiersentwicklung heißt
bei der Gewobag Verantwortung für die Stadt zu
übernehmen, einenMehrwert für Stadt, Quartier,
Bewohner und Unternehmen zu schaffen und das
Wohnen in der Stadt zu stärken. Dabei liegt ihr die
Förderung von Kindern und Jugendlichen beson-
ders amHerzen. Der „Tag der kleinen Baumeister“
im Jahr 2013 begeistert gewiss wieder viele Kin-
der und ihre Eltern – und wirkt in die Quartiere
hinein.
Interview mit Carsten-Michael Röding,
Baustadtrat des Bezirks Berlin-Spandau
„Wohnungsunternehmen als starke Partner
in der Quartiersentwicklung”
Herr Röding, was bedeutet das Engagement
der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag im
Bezirk, speziell imOrtsteil Falkenhagener Feld,
für den Bezirk Spandau?
Das ist für uns außerordentlichwichtig. Die Gewo-
bag ist in Spandau die „persönliche“ Wohnungs-
baugesellschaft. Damit spielt sie schon fast na-
turgemäß eine besondere Rolle als starker Partner
in der Quartiersentwicklung. Diese Rolle nimmt
sie gut an: So haben wir zusammen den „Tag des
kleinen Baumeisters“ begangen oder gemeinsam
an Stadtumbauprojekten gearbeitet, wie z. B. dem
Generationenspielplatz. Dieses Vorhaben hat die
Gewobag finanziell unterstützt. Sie ist zudem
Kooperationspartner unseres Bezirksprojekts
„Raum für Kinderträume“, bei dem wir gemein-
sammit privaten Partnern dafür sorgen, dass z. B.
öffentliche Spielplätze sauberer, sichererer und
zugleich schöner werden. Für das Projekt, mit dem
Kinderspielplätze trotz klammer Bezirkskassen
für die Kleinsten attraktiv bleiben oder werden,
begeistern sich immer weitere Partner. Auch der
lang gehegteWunsch der Schüler der Bernd-Ryke-
Grundschule um Erweiterung des Spielangebots
auf ihremSchulhof ging endlich in Erfüllung. Dank
der großzügigen Spende der Gewobag konnte ein
Kletterfelsen gebaut, vor Ort gestaltet und im
Dezember 2011 seiner Bestimmung übergeben
werden.
Welchen Stellenwert hat die soziale Quar-
tiersentwicklung in Spandau?
Spandau hat allein durch die über 40.000 Woh-
nungen des ehemaligen sozialenWohnungsbaus in
den Großsiedlungen Siemensstadt, Falkenhagener
Feld oder Staaken eine besondere städtebauliche
Struktur. Diese ist in den vergangenen Jahren
eher problematischer geworden. Umstände wie
Fehlbelegungsabgaben, Abzug in das Umland,
Nachzug von sogenannten „Nicht-Selbstzahlern“
haben dazu beigetragen, dass die Sozialstruktur
schwieriger geworden ist.
In einem sehr schwierigen Umfeld, im Schöneberger Norden, wurde mit Unterstützung der Ge-
wobag ein spektakuläres Projekt initiiert – „Wir aktiv. Boxsport&mehr“. Es ist heute weit über
die Kiezgrenzen bekannt. Bemerkenswert: Ausgelöst wurde es durch dort wohnende türkische
Eltern, nicht durch staatliche Stellen oder dergleichen Vorgaben. Gemeinsam wollten alle
Beteiligten für Kinder und Jugendliche im Quartier ein sinnvolles und gleichzeitig attraktives
Freizeitangebot entwickeln. Aus dem ursprünglich vorrangig sozial motivierten Kiezprojekt ist
mittlerweile ein erfolgreicher Boxverein mit ehrgeizigen Zielen geworden. Die große Nach-
frage bestätigt, dass für den Kiez die richtige Projektidee gefunden wurde: Allein 200-300
Aktive und Jugendliche nehmen das Sportangebot regelmäßig wahr. Inzwischen verbuchen die
Nachwuchssportler Erfolge bei Boxturnieren und wurden mit mehreren Meistertiteln ausge-
zeichnet. Das Projekt hat sich zu einem der erfolgreichsten eines Wohnungsunternehmens in
Deutschland gemausert. Träger der Einrichtung ist der Verein Isigym Boxsport Berlin e. V. Im
Jahr 2009 hat der Berliner Box-Verband e. V. dem Verein die Anerkennung als Box-Nachwuchs-
Zentrum Schöneberg ausgesprochen.
Sogar die angehenden Immobilienkaufleute, die an der fußläufig entfernt gelegenen Be-
rufsschule der Akademie der Immobilienwirtschaft (BBA) ausgebildet werden, nutzen die
Räumlichkeiten des Boxsportvereins „Isigym“ mittlerweile mit. Sie können so nicht nur den
Schulsport ortsnah absolvieren, sondern lernen auch die soziale Wirklichkeit in Stadtteilen mit
besonderem Entwicklungsbedarf und die Bemühungen von Wohnungsunternehmen im Rahmen
des Quartiersmanagements kennen. BBA und Gewobag erneuerten jüngst den gemeinsamen
Kooperationsvertrag für das Schuljahr 2012/2013.
BOXPROJEKT AUS DEM QUARTIER FÜR DAS QUARTIER
Quelle: Bezirksamt Berlin-Spandau, Abt. Bauen, Planen, Umweltschutz und Wirtschaftsförderung
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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