Seite 22 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_11

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den Eydtkuhnenweg gilt noch ein alter Baustu-
fenplan – eine typische „Hamburgensie“ aus der
Nachkriegszeit, die schnelles Bauen ohne die lang-
wierige Aufstellung eines förmlichen Bebauungs-
plans ermöglichte und immer noch in vielen Lagen
gültig ist. Hier ist eine Ausweisung als Wohngebiet
mit offener zweigeschossiger Bauweise getroffen
worden, wobei planungsrechtlich Bestandsschutz
auch für bestehende dreigeschossige Gebäude ge-
geben ist. Dabei zählt das Staffelgeschoss in der
umgesetzten Version nicht als Vollgeschoss.
Zusätzlicher und nachgefragter Wohnraum
Die Aufstockungsmaßnahme war ein ehrgeizi-
ges Projekt, nicht zuletzt was die Statik betraf,
doch die Attraktivität der sieben Penthouse-
Appartements (550 m
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zusätzliche Wohnfläche)
mit dem herrlichen Panorama und großzügigen
Dachterrassen rechtfertigten den hohen Aufwand.
Darüber hinaus sollten bei der Sanierung des Be-
standsgebäudes mit 1.665m
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Wohnfläche zahlrei-
che Wohnungsgrundrisse komplett entkernt und
nachfrageorientiert verändert werden – zumBei-
spiel durch Zusammenlegung kleiner und deshalb
schlecht vermietbarer 1-Zimmer-Wohnungen. Da
das jedoch nur in leerenWohnungenmöglichwar,
wurden den bisherigen Mietern im Rahmen eines
behutsamen Umzugsmanagements vergleichbare
Alternativwohnungen aus demGenossenschafts-
bestand angeboten.
Wohnungen, für die keine Grundrissänderungen
vorgesehen waren, konnten im bewohnten Zu-
stand modernisiert werden, wobei die Mieter in
der Regel in der Kernzeit der Innenmodernisie-
rung (ca. 3-4 Wochen) in Pensionen oder Ersatz-
wohnungen der Genossenschaft untergebracht
wurden. Ein Zurückziehen der Letztmieter nach
Abschluss der Sanierung war möglich.
Umdiemit der Aufstockung verbundenen zusätz-
lichen Lastenmöglichst gering zu halten, kam für
das Staffelgeschoss nur die Holzbauweise in Frage.
Ein „gewichtiger Posten“ war allerdings die aus
Gründen des Schallschutzes vollflächig neu auf
den Bestandsbau aufgebrachte massive Beton-
decke. Sie ersetzte die bisherige Holzbalkendecke
und dient gleichzeitig als Montagegrund für das
Staffelgeschoss. Eine aufwändige Verstärkung des
Fundaments unter dem gesamten Gebäudekom-
plexmit über 100 nachträglich in den Bodengrund
eingebrachten Betonsäulen war deshalb unum-
gänglich.
Warum in Holzbauweise?
Für den optimalenWärmeschutz der Gebäudehülle
bringt die gewählte Holztafelbauweise bereits von
Haus aus hervorragende Eigenschaftenmit, denn
sie erlaubt ein Einbringen der Dämmung in die
Konstruktionsebene. Die mit einer Rahmenkon-
struktion selbsttragend ausgelegten Holztafeln
können unter wettergeschützten Bedingungenmit
hoher Präzision industriell vorgefertigt werden,
weshalb diese Bauweise beim modernen Fertig-
hausbaumittlerweile Standard ist. Überdies lassen
sich auch sämtliche Elektro- und Sanitärinstallati-
onen ab Werk in der Wand unterbringen.
Kürzeste Aufbauzeiten vor Ort sind ein weiterer
Vorzug der Holzfertigbauweise. Üblicherweise
können Holztafelbauten in einem bis maximal
zwei Tagen regendicht aufstellt werden – wo-
chenlanges „Trockenwohnen“ wie bei der Mas-
sivbauweise entfällt völlig. Und nicht zuletzt
kommt Holz als CO
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-speichernder, regional ver-
fügbarer Baustoff mit geringem Energiebedarf
bei der Weiterverarbeitung demGebot zum nach-
haltigen Bauen sehr entgegen. Um hier einem
möglicherweise noch verbreiteten Vorurteil zu
begegnen – eines sind hochwertige Holzbauten
sicher nicht: billig.
Abgesehen von der Machbarkeit hätte gegenüber
der konventionellen Massivbauweise kein nen-
nenswerter Kostenvorteil bestanden.
Was ist und was wird?
Mittlerweile sind die Bauarbeiten im Eydtkuh-
nenweg 16 abgeschlossen, alle Wohnungen sind
Die Baugenossenschaft Dennerstraße-Selbsthilfe eG, kurz BDS
Die BDS hat eine lange Tradition. Am 25. April 1924 wurde die „Erste gemeinnützige Bauge-
nossenschaft innerhalb des Mietervereins Groß-Hamburg e. V. eGmbH” gegründet. Bereits am
1. Oktober 1924 wurde der erste Spatenstich für die Wohnanlage Dennerstraße, dem heutigen
Straßendreieck Dennerstraße/Bendixensweg/Mildestieg, gesetzt.
Im Jahr 1932 erhielt die BDS den Namen „Baugenossenschaft Dennerstraße eGmbH”. Durch die
Fusion mit der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Selbsthilfe im Jahr 1964 erhielt sie so den
heutigen Namen: Baugenossenschaft Dennerstraße-Selbsthilfe eG (BDS).
DIE GESCHICHTE
Rechts: Auch die Abdichtung des
Kellers gegen Staunässe zählte
zum Sanierungsprogramm.
Links: Das Lüftungsgitter weist
auf die kontrollierte Wohnraum-
belüftung (mit Wärmerückge-
winnung) hin.
Unten: Der letzte Hauszugang
wurde mit einem Fahrstuhlturm
versehen, um barrierearme
Wohnmöglichkeiten zu schaffen.
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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11|2012