Seite 18 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_11

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Einlagen zeichneten. Außerdem suche man nach
Wegen, das KfW-Programm 134 (Förderung des
Erwerbs von Genossenschaftsanteilen) in An-
spruch nehmen zu können.
Neben der Finanzierung hat auch die Planung ihre
Tücken. Kopfzerbrechen bereitete insbesondere
der Zollpackhof, ein lang gestrecktes Gebäude
entlang der Yorckstraße, das einst zum Anhalter
Güterbahnhof gehörte und laut der ersten Planung
in das Projekt integriert werden sollte. Dann aber
stellte es sich heraus, dass der Erhalt des Gebäudes
Mehrkosten von fünf Millionen Euro verursacht
hätte. Die Folge war eine Umplanung, die neun
Monate Zeit kostete.
Verantwortlich für das architektonische und städ-
tebauliche Konzept sind fünf Architekturbüros.
„Unser Ziel ist Vielfalt in der Einheit“, formuliert
es Aino Simon. Neben den Wohnungen umfasst
das Projekt auch Gewerbeflächen: Entlang der
Yorckstraße sind imErdgeschoss Läden (darunter
ein Bio-Supermarkt) und im ersten Obergeschoss
Büros geplant. Hinzu kommen eine Kita sowie ein
Hotel mit 80 Betten, das als Integrationsbetrieb
für Menschenmit Behinderung dienen soll. Wäh-
rend die Bebauung an der Yorckstraße die histori-
sche Baufluchtlinie aufnimmt, ist sie im Inneren
des Gebietes als Kammstruktur konzipiert. An-
gestrebt ist eine hohe ökologische Qualität: Das
Quartier wird autofrei sein (siehe hierzu auch DW
9/2012, S. 10) und mindestens Passivhausstan-
dard aufweisen.
Grenzen der Partizipation
Bei der Umsetzung der Planung arbeitet die Ge-
nossenschaftmit erfahrenenDienstleistern zusam-
men, so mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Domus Consult und dem Projektsteuerer Drees &
Sommer. Trotz dieser genossenschaftsintern nicht
unumstrittenen Professionalisierung habe die Ge-
nossenschaft „das Selbstverständnis,
die Mitglieder mitzunehmen“, betont
Aino Simon. Einmal monatlich findet
eine Vollversammlung statt, zu der
in der Regel zwischen 350 und 450
Mitglieder kommen. Die operativen
Entscheidungen trifft jedoch der drei-
köpfigeVorstand, der von einemaus sie-
benGenossen bestehendenAufsichtsrat
kontrolliert wird. „Es gibt Mitglieder,
denen das zu hierarchisch ist und die
die Genossenschaft deshalb verlassen
haben“, räumt Simon ein. Dass der
Vorstandmit 85% der Stimmen imAmt
bestätigt worden sei, zeige aber, dass
die große Mehrheit hinter dem Vorgehen stehe.
Sofern nichts mehr dazwischenkommt, sollte
das genossenschaftliche Großprojekt jetzt in die
Realisierungsphase treten: Nach Verabschiedung
des vorhabenbezogenen Bebauungsplans könnten
die Hochbauarbeiten imSommer 2013 starten, so
dass 2014 die ersten Genossenschaftsmitglieder
ihre neue Wohnung beziehen könnten. Einfach,
das gesteht Aino Simon offen ein, wird die Re-
alisierung des Projekts auch künftig nicht sein:
„Es ist ein Kraftakt, der einen unbedingtenWillen
braucht.“
Gründung:
17. Mai 2009
Mitglieder:
1.060
Vorstand:
Claudia Boerger, Ulrich Haneke, Aino Simon
Projekt „Möckernkiez“
WE:
450 Wohnungen, Tiefgarage, Hotel, Kita,
Läden und Büros
Investitionsvolumen:
100 Mio. €
Architektur:
Baumschlager Eberle, Berlin;
Roedig Schop, Berlin; Baufrösche, Berlin;
Rolf Disch, Freiburg; Schulte-Frohlinde, Berlin
MÖCKERNKIEZ EG
Die geplante Siedlung mit 450 Wohnungen grenzt direkt an den neuen Park am Gleisdreieck an und liegt mitten im Zentrum Berlins.
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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11|2012