Seite 13 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_11

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Innerstädtisches Bauen – öffentlich gefördert, gesellschaftlich benötigt
Ein Hamburger Bauprojekt erfüllt vielfältige Wohnwünsche
Innerstädtisches Wohnen ist in. Familien aus der Mittelschicht zieht es nicht mehr automatisch ins
Häuschen im Grünen und ältere Menschen suchen zunehmend wieder die infrastrukturellen Vorzüge
innenstadtnaher Wohnstandorte. Im Herzen von Altona-Altstadt hat der Altonaer Spar- und Bauverein nun
55 öffentlich geförderte Wohnungen errichtet: für ein lebendiges, generationenübergreifendes Wohnen –
zusammen mit zwei Baugemeinschaften und einem sozialen Träger.
Selten stieß ein Neubauprojekt der Altonaer
Spar- und Bauverein eG (altoba) auf solch gro-
ßes öffentliches Interesse. Rund 250 Personen,
darunter der Altonaer Bezirksamtsleiter Jürgen
Warmke-Rose, trotzten im Februar 2012 der Käl-
te, um das Richtfest für das Bauprojekt „Kleine
Bergstraße“ mitzuerleben. Als im Juli 2012 den
ersten Mietern ihre Wohnung übergeben wurde,
erhielten sie denWohnungsschlüssel aus der Hand
von Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau –
schließlich haben sich Hamburger Senat sowie
Bau- und Wohnungswirtschaft zum Ziel gesetzt,
jährlich 6.000 neue Wohnungen zu errichten, um
denWohnungsbedarf in der prosperierendenMe-
tropole zu decken.
Fördermix für generationenübergreifendes
Wohnen
Was ist das Besondere an diesem Bauprojekt? Aus
Sicht der Mieter ist es nicht zuletzt die interes-
sante Lage – auf einem ehemaligen Parkplatz an
der Kleinen Bergstraße, zwischen Hospitalstra-
ße und Virchowstraße gelegen – im Herzen des
Stadtteils Altona-Altstadt. In ca. 500 Metern Ent-
fernung soll in Kürze das erste innerstädtische
IKEA-Einrichtungshaus Deutschlands entstehen
– mitten in der Fußgängerzone Große Bergstra-
ße. Zur Lagegunst trägt die Nähe zum Altonaer
Bahnhof bei und die nahe Elbe stellt einen hohen
Erholungswert sicher.
Aus Sicht der Öffentlichkeit und Politik ist es
vor allem der Mix, der das Bauprojekt besonders
macht: Dank der Aufteilung der 55 öffentlich
geförderten Wohnungen ist ein lebendiges,
generationsübergreifendes Zusammenwohnen
quasi vorprogrammiert. 13 altersgerechte Woh-
nungen hat die Baugemeinschaft Arche Nora be-
zogen. Das Wohnprojekt richtet sich an Frauen
unterschiedlicher Generationen, die gemeinsam
leben und sich unterstützen möchten – jedoch
jeweils in ihren eigenen vier Wänden. Platz für
Begegnung und gemeinsame Aktivitäten bieten
ein Gemeinschaftsraum und eine gemeinsame
Dachterrasse mit einem einzigartigen Blick auf
den sich dynamisch entwickelnden Stadtteil
Altona-Altstadt.
Die Gruppe Neuhaus hat als zweite Baugemein-
schaft im Bauprojekt „Kleine Bergstraße“ 17
2- bis 6-Zimmer Wohnungen bezogen: Singles,
Paare mit und ohne Kinder sowie Alleinerzie-
hende realisieren ihr Konzept von generationen-
übergreifendem Wohnen. Neben einem großen
Gemeinschaftsraum steht ihnen ebenfalls eine
gemeinsame Dachterrasse zur Verfügung.
Wohn-Pflege-Gemeinschaft:
mittendrin statt nur versorgt
Als weitere Besonderheit gibt die altoba zum
ersten Mal einer Wohn-Pflege-Gemeinschaft für
Menschenmit einer demenziellen Erkrankung oder
anderen kognitiven Einschränkungen ein Zuhause.
Bei dieser besonderenWohngemeinschaft handelt
es sich umein Kooperationsprojekt mit der Alster-
dorf Assistenz West gGmbH. Die Wohn-Pflege-
Gemeinschaft bietet den Bewohnern Sicherheit
und Geborgenheit, gleichzeitig aber vielfältige
Möglichkeiten für selbstbestimmte Alltagsakti-
vitäten. Neben zehn Einzelzimmern mit eigenem
Duschbad verfügt dieWohngemeinschaft deshalb
über einen hohen Anteil an Gemeinschaftsflä-
chen, inklusive einer großzügigen Wohnküche.
Ein großer eigener Gartenbereich ist gemäß den
Bedürfnissen demenziell Erkrankter gestaltet:
Personen mit erhöhtem Bewegungsdrang kön-
nen sich auf einem Rundweg frei bewegen – auch
wenn ihr Orientierungsvermögen eingeschränkt
ist. Erhöhte Anpflanzungen bieten auch bei kör-
perlichen Einschränkungen die Möglichkeit, sich
an der Gartenpflege zu beteiligen. Das ausfüh-
rende Architekturbüro achtete zudem darauf, ein
möglichst „normales“ und vertrautes Wohnumfeld
zu schaffen – auch wenn die gesamte Wohnung
barrierefrei konzipiert ist.
Den Mitgliedern der Genossenschaft wurden die
verbliebenen 24 Wohnungen angeboten. Sie sind
zwischen 57 und 118m
2
Wohnfläche groß und ha-
ben 2 bis 5 Zimmer. SämtlicheWohneinheiten sind
mit einer Einbauküche (siehe hierzu auch unseren
Beitrag in DW10/2012, S. 24), einemVollbad und
einem Balkon oder einer Terrasse ausgestattet.
Viele Wohnformen, viele Wünsche
Der besondere Wohnformenmix in der „Kleinen
Bergstraße“ stellte altoba und Architekturbüro
vor die Aufgabe, unterschiedlichste Wohn-
Holger Kowalski
Mitglied des Vorstands
Altonaer Spar- und Bauverein eG
Hamburg
THEMA DES MONATS
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11|2012