Seite 62 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_11_2011

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Bauausstellung (IBA) wider, das mit inten-
siver Bewohnerbeteiligung insbesondere
auch von Bewohnern mit migrantischem
Hintergrund eine Neuausrichtung durch
umfassende Modernisierung, Neubebauung
und Neugestaltung von Außenanlagen und
Wegenetzen erfahren hat. In Ergänzung
dazu wird für das lokale Handwerk durch
die GWG Gewerbe der so genannte „Welt-
gewerbehof“ im Rahmen eines Architekten-
wettbewerbs errichtet.
SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft
Neben den Beispielen zur Quartiers- und
Standortentwicklung in Mümmelmanns-
berg und dem Schulprojekt in Hamburgs
Süden sei auf die Aktivitäten der „SAGA
GWG Stiftung Nachbarschaft“ verwiesen,
die mittlerweile weit mehr als 100 Projekte
mit einem Gesamtvolumen von mehr als
einer Million Euro unterstützte. Die Stiftung
wurde 2007 mit ehrenamtlicher Geschäfts-
führung errichtet, um nachbarschaftliche
Strukturen und die soziale Integration in den
Wohnquartieren durch soziale, sportliche
und kulturelle Projekte und Initiativen zu
fördern. Fast vier Jahre nach ihrer Gründung
im Herbst 2007 kann die gemeinnützige
Stiftung auf eine kleine Erfolgsgeschichte
zurückblicken. Viele Projekte haben in den
Wohnquartieren Hamburgs für mehr sozi-
alen Ausgleich und verbesserte nachbar-
schaftliche Verhältnisse gesorgt. Gefördert
wurden zum Beispiel das KL!CK Kindermu-
seum, der Theaterbus des Deutschen Schau-
spielhauses, die Leselernhelfer Hamburg
e. V., das Schülernachhilfeprojekt „Avanti“
der Hauptkirche St. Michaelis und der Verein
Veddel aktiv e. V. Die Stiftung ergänzt das
soziale Engagement von SAGA GWG in den
Wohnquartieren. Mit Zuwendungen aus der
Stiftung werden quartiersbezogene soziale
Projekte und Initiativen gefördert, die im
Rahmen der oft eher kleinteiligen Stadtteil­
arbeit von SAGA GWG nicht oder nicht in
dem wünschenswerten Umfang unterstützt
werden können. Die betroffenen Nachbar-
schaften sollen mittel- bis langfristig ihren
Nutzen aus diesen Projekten ziehen. Die
Stiftung dient unter anderem der Förde-
rung kultureller Zwecke, der Förderung von
Bildung, Erziehung, Jugend- und Altenhilfe,
Toleranz, dem Gedanken der Völkerverstän-
digung und auch der Wohlfahrtspflege.
Funktionierende Nachbarschaften –
ein Ausblick
Abschließend ein Blick in die Zukunft:
Hamburg als wachsende Stadt wird auf-
grund eines vergleichsweise sehr hohen
Marktanteils der kommunalen und genos-
senschaftlichen Wohnungswirtschaft und
einer historisch gewachsenen und dauer-
haft leistungsfähigen, umfassenden und
differenzierten Förderkulisse durch die Freie
und Hansestadt Hamburg auch weiterhin
breiten Schichten der Bevölkerung Woh-
nungsangebote zu angemessenen Mieten
bieten können – auch wenn stadtteilbe-
zogen hierbei erhebliche Unterschiede
festzustellen sind. Damit die Hamburger
Wohnungswirtschaft die politische Ziel-
setzung, 6.000 Neubauwohnungen pro
Jahr in innenstadtorientierten Lagen mit
vertretbaren Mieten bereitzustellen, errei-
chen kann, sind städtische Grundstücke zu
angemessenen Preisen und hinreichende
Förderprogramme weiterhin unerlässlich.
Im Vordergrund stehen das Flächenmana-
gement und die Grundstücksbereitstellung
sowie die Baurechtschaffung. Die Stadt
Hamburg hat darüber hinaus ein „Bündnis
für das Wohnen“ geschlossen, dass alle
großenwohnungswirtschaftlichenVerbände
unterzeichnet und selbst die Mietervereine
begleitet haben. Das Bündnis verpflichtet
alle Beteiligten auf gemeinsame Ziele –
zum Thema Neubau und Ökologie, zum
sozialen Ausgleich in den Quartieren. Selbst
der Erhalt der Backsteinstadt ist Bestandteil
dieser Übereinkunft. Dies ist ein Musterbei-
spiel moderner, interdisziplinärer, auch auf
Integration ausgerichteter Stadtentwick-
lung.
Die Stadtentwicklungspolitik selbst steht
vor großen Herausforderungen. Die Metro-
polen wachsen und sind zugleich in einem
ständigen Wandel begriffen. Die Stadt ist
Zuzugsort und urbaner Nukleus für das
gemeinsame Wohnen und Arbeiten. Sie
bietet den Raum für vielfältige Freizeit- und
Kulturangebote und soziale Netzwerke.
Auch und gerade die Metropolregion
Hamburg erlebt einen urbanen Entwick-
lungs- und Wachstumsprozess, der gesell-
schafts- wie wohnungspolitisch nicht immer
spannungsfrei verläuft. Der Zuzug jüngerer
Menschen, die Ausbildungs- und Arbeits-
plätze suchen, und der demografische
Wandel beschleunigen die Singularisierung
der Stadtbevölkerung. Mehr als 80 Prozent
der Hamburger Haushalte sind heute Ein-
und Zweipersonenhaushalte. Ein Großteil
des in der Wiederaufbauphase nach dem
Krieg entstandenen Wohnungsangebotes
ist auf Familien zugeschnitten. Das Ergebnis
sind Marktungleichgewichte, die gerade in
den stark nachgefragten innerstädtisch ori-
entierten Wohnlagen, in den so genannten
„Szenevierteln“ ihren Niederschlag finden.
Eine ganzheitliche Stadt- und Stadtteilent-
wicklung ist vor diesem Hintergrund wei-
terhin ein maßgeblicher Faktor zum sozialen
Ausgleich in den Quartieren und sichert
Stadtqualität. Dies kennzeichnet auch
zukünftig die Anforderungen, denen sich
unser Unternehmen am Standort Hamburg
mit seinem Geschäftsmodell verpflichtet
sieht. Dabei ist der soziale Ausgleich in den
Wohnquartieren eine Voraussetzung für
den ökonomischen Erfolg.
Lutz Basse
Vorstandsvorsitzender SAGA GWG
Das Projekt Bücherkoffer ist ein Leseprojekt speziell für Jungen, gefördert durch die SAGA GWG
Stiftung Nachbarschaft.
Quelle: SAGA GWG, Foto: Björn Erichsen
Die Wohnungswirtschaft
11/2011
Unternehmen
60
Quartiersentwicklung