verwirklichen. Damit es im Sommer nicht
zu warm wird und auch im Winter ausrei-
chend frische Luft ins Gebäude gelangt,
wirken Fenster, Sonnenschutzelemente und
Rollläden wie eine natürliche Klimaanlage.
Je nach Temperatur, CO
2
-Konzentration und
Luftfeuchtigkeit öffnen und schließen sie
sich automatisch.
Tageslichtdurchflutete Räume
im Altbau
Eine besonders gute Tageslichtausbeute
liefert die so genannte „Tageslicht-Lampe“.
Dieser zentrale Erschließungs- und Bib-
liotheksbereich löst das ehemals kleintei-
lige und geschlossene Treppenhaus des
Bestandsgebäudes sowohl horizontal als
auch vertikal auf und versorgt mit zehn
großflächigen Dachfenstern den gesamten
Raum vom Erdgeschoss bis zum Dach mit
viel natürlichem Licht. Die Treppe unter-
stützt in ihrer FarbgebungdieLichtausbeute.
Ein Geländer aus weißen Stahlprofilen
schafft Transparenz und dadurch Hellig-
keit. Zudem eröffnet die fast fünf Meter
lange Fensterfront den Blick in den Garten
und macht den Wechsel der Tages- und
Jahreszeiten auch im Inneren erlebbar.
Zwei Kinderzimmer, ein Schlafzimmer mit
Ankleide sowie zwei Badezimmer bieten
Platz für eine vierköpfige Familie. Die Ober-
lichter auf beiden Seiten des Firsts erzielen
auf dem ehemals ungenutzten Spitzboden
Werte von über zehn Prozent, denn Dach-
fenster liefern bei vergleichbaren Lichtver-
hältnissen mehr als doppelt so viel Licht
wie vertikal angeordnete Fenster. Auch
im Erdgeschoss wird unter der Tageslicht-
Lampe ein guter Tageslichtquotient von
durchschnittlich fünf bis sechs Prozent
erreicht. Auf Kunstlicht kann hier auch an
trüben Tagen meist verzichtet werden. Im
Treppen- und Bibliotheksbereich ist mit
etwa vier Prozent zu rechnen.
Erweiterungsbau mit „Energiedach“
Mit dem Erweiterungsbau werden deutliche
Wohn- und Nutzflächengewinne erzielt,
aber auch weitere Perspektiven bei der
Umsetzung des Energie- und Tageslichtkon-
zepts eröffnet. So wurde auf dem Anbau ein
„Energiedach“ installiert: Photovoltaik- und
Solarthermiemodule erzeugen in Kombina-
tion mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe
die gesamte im Haus benötigte Energie für
Heizung, Warmwasser und Strom. Um ein
optimales Zusammenspiel zwischen Belich-
tung, passiven Wärmegewinnen und som-
merlichemWärmeschutz zu erzielen, wurden
sowohl die Süd- als auch die Nordfassade
zum Teil aus transparenten Bauteilen
errichtet. Die Giebelseiten sind weitgehend
geschlossen. Die Raumaufteilung ist grund-
sätzlich flexibel angelegt. Durch die einge-
schossige Bauweise des Erweiterungsbaus
kann die Versorgung des Wohnraums mit
natürlichem Licht auch über Dachfenster
erfolgen. Diese ermöglichen eine gleich-
mäßige Ausleuchtung des Raums ohne
Schattenwurf. So werden beispielsweise in
der Küchenzone Tageslichtquotienten zwi-
schen fünf und acht Prozent erreicht. Im
westlichen Kopf des Anbaus befinden sich
ein Haustechnikraum, eine Vorratskammer
sowie ein Gäste-WC. Den Abschluss bildet
ein Carport, der aus der Konstruktion des
Anbaus hervorgeht. Am östlichen Kopfbe-
reich schließt sich an den Wohnbereich eine
überdachte Terrasse an.
Astrid Unger, Leitung PR-/Öffentlichkeitsarbeit
Velux Deutschland GmbH
Steckbrief Licht Aktiv Haus
Bauprojekt:
Licht Aktiv Haus,
Katenweg 41, 21109 Hamburg
Bauweise:
<
Modernisierte Doppelhaushälfte
mit neuem Holzdachstuhl
<
Erweiterungsneubau in Holzrah-
menbauweise mit mineralischem
Dämmstoff (in Ständertiefe) und
außenliegender Holzfaserdämm-
stoffplatte
Bauzeit:
April bis November 2010
Sachwert:
460.000 Euro brutto
Bauherr:
Velux Deutschland GmbH
Wohnfläche:
132 m
2
Überbaute Fläche:
244 m
2
(inkl. Terrasse)
Umbauter Raum:
520 m
3
Entwurfsplanung:
TU Darmstadt,
Fachbereich Architektur, Lehrstuhl
für Entwerfen und Energieeffizientes
Bauen, Prof. Dipl.-Ing. M. Sc. Econ.
Manfred Hegger; Katharina Fey
(damalige Gewinnerin des integrierten
Studentenwettbewerbs)
Energiekonzept:
HL-Technik Enginee-
ring Partner GmbH, Prof. Klaus Daniels
Lichtplanung:
Prof. Peter Andres PLDA,
Beratende Ingenieure für Lichtplanung
Statik:
TSB-Ingenieure,
Prof. Dr. Ing. Karsten Tichelmann
Ausführender Architekt:
Ostermann Architekten
Zweijähriges Testwohnen im
Licht Aktiv Haus
Nach Abschluss der Veranstaltungs-
und Besichtigungsphase wird Ende
2011 eine Familie ins Licht Aktiv Haus
einziehen und für zwei Jahre das Leben
und Wohnen der Zukunft auf Herz und
Nieren testen. Während der Testphase
werden Energieverbrauch und Innen-
raumklima laufend gemessen und die
Ergebnisse dokumentiert. Auch das
individuelle Wohn- und Wohlfühlgefühl
der Familie wird regelmäßig erfasst
und ausgewertet. Ziel ist es, Erkennt-
nisse darüber zu gewinnen, wie eine
umweltverträgliche Wohnlösung konzi-
piert sein sollte, die ihren Bewohnern
gleichzeitig ein gesundes Raumklima
und hohen Wohnwert bietet.
Der Erweiterungsbau ist flexibel angelegt.
Quelle: Velux/Adam Mørk
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Die Wohnungswirtschaft
11/2011