Seite 84 - CONTROLLER_Magazin_2011_05

Basic HTML-Version

82
Analyse der praktischen Einsatzmöglichkeit des
Sustainable Values am Beispiel der Deutschen
Telekom vollzogen. Innerhalb dieser Analyse
wurde die Benchmark aus den Wettbewerbern
Telefonica, Telekom Italia und Orange definiert.
Die Ergebnisse dieser Analyse wurden in die
Bereiche: „Relevante Grenzen und Einsatzmög-
lichkeiten” aufgeteilt.
Relevante Grenzen
Die Untersuchung hat Grenzen der Einsetzbar-
keit des Ansatzes in der Unternehmenssteue-
rung der Deutschen Telekom AG deutlich wer-
den lassen. Die wesentlichen Ergebnisse sollen
nachfolgend dargestellt werden.
10
Faktor Nr. 1 Benchmarkproblematik
Es besteht ein grundsätzliches Problem, eine
geeignete Benchmark zu finden für Konzerne
mit unterschiedlichen Geschäftsfeldern und
Konzernstrukturen. Die differenzierten Tätig-
keitsfelder und Strukturen führen in Summe zur
Ertragskraft (EBIT ) sowie zum ökologischen
und sozialen Ressourcenverbauch.
Mit der
Vergleichbarkeit des EBIT steht und fällt
das Ergebnis des Sustainable Values.
Die Deutsche Telekom hat bspw. eine stark un-
terschiedliche Gewichtung im Mobilfunk- und
Festnetzgeschäft, sowie mit T-Systems einen
Geschäftsbereich, der von den anderen Wettbe-
werbern nicht bzw. nicht in dem Rahmen ange-
boten wird. Zusätzlich sind die Märkte zu den
Wettbewerbern unterschiedlich. So generiert
z. B. die Telekom Italia innerhalb des italienischen
Marktes eine erhöhte Marge, da die Netzregulie-
rung in Italien nicht mit dem deutschen Markt
vergleichbar ist. Diese strukturellen Unterschiede
sind Rahmenbedingungen, die einen Vergleich
mit einem Wettbewerber / einer Benchmark er-
schweren, bzw. sogar in Frage stellen.
Faktor Nr. 2 Mehrdeutigkeit der Standards:
Der Interpretationsspielraum der GRI-Stan-
dards sowie der individuelle Umfang der Be-
richterstattung stellt eine Herausforderung für
Analysten dar und ermöglicht keinen schnellen
Überblick bzw. keine einfache Benchmark-
betrachtung.
Die GRI-Standards bilden
zwar eine gute, allgemeine Basis und
Orientierung, aber dennoch ein zu ho-
hes Maß an Individualität und Mehrdeu-
tigkeit in der finalen Berichtserstattung
der Unternehmen.
Dies wurde bei der
Analyse deutlich, als einige Daten in Relati-
on hohe Abweichungen gegenüber Wettbe-
werbern aufzeigten. Zum Beispiel ergibt der
Indikator „Gefährliche Abfälle“ in Relation
zum gesamten Abfall bei Telefonica lediglich
3% und bei der Deutschen Telekom 11%,
bei Orange 28 %, bei der Telekom Italia
35 %. Hierbei handelt es sich nicht um
einen besonders ef fizienten bzw. ver-
schwenderischen Einsatz von Ressourcen
im gleichen Business, sondern deutet auf
ein Datenerhebungsproblem hin. So ist die
Interpretation bzw. Definition von gefährlichen
Abfällen, lt. GRI Standard EN 22 auf „das jewei-
lige nationale Recht der Konzerntochter” bezo-
gen, eine Problematik bei international agie-
renden Konzernen.
Weitere unverhältnismäßige Abweichungen
traten beim Benzin- und Wasserverbrauch
auf, die von jeweiligen Unternehmen unter-
schiedlich interpretiert wurden und somit ei-
nen Vergleich schwierig gestalten. So besteht
bis dato noch kein einheitlicher Standard, den
alle Unternehmen zu 100% identisch umset-
zen und anwenden. Die CR-Berichterstattung
hat zwar in den letzten Jahren an Quantität
zugenommen, ist aber bspw. noch weit ent-
fernt von den Standards der Internationalen
Rechnungslegung (IFRS).
Faktor Nr. 3 Datenqualität:
Viele Unternehmen müssen teilweise auch auf
Schätzdaten zurückgreifen, so dass es zu Pro-
blemen bei der Findung von ausreichend
quantitativ und qualitativ vergleichbaren Indi-
katoren kommt. Durch stichprobenartige Revi-
sion der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ist
die Qualität zwar gestiegen, aber noch nicht
ausreichend für einen Vergleich. Zum Beispiel
ist die Ermittlung von Nachhaltigkeitsdaten aus
afrikanischen und asiatischen Ländern ein
Qualitätsproblem, da die Messtechnik bzw. Er-
fassungstools noch nicht überall implementiert
wurden (Bsp. Mülltrennung, Wasserzähler).
Der Orange Konzern spricht von notwendigen
Abb. 2: Berechnung Sustainable Value – Quelle: in Anlehnung an Figge, Frank (2009)
Abb. 3: EKV – Quelle: in Anlehnung an Figge, Frank (2009)
Sustainable Value in der Unternehmenssteuerung