Seite 60 - CONTROLLER_Magazin_2011_05

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Transparente Fertigungsprozesse sind eine we-
sentliche Voraussetzung, um
effektiv und
wirtschaftlich zu produzieren
. Beim Ma-
nagement von Fertigungsanlagen geht es in
erster Linie darum, auftretende Stillstände nach
Dauer und Häufigkeit zu analysieren, Möglich-
keiten zur Reduzierung von Produktionskosten
und Ausschuss zu identifizieren und schlussend-
lich Maßnahmen zur Steigerung von Leistung
und Kapazität einzelner Maschinen und Anla-
gen umzusetzen. Die Auslastung der Anlagen in
der Produktion muss hierfür exakt und kontinu-
ierlich überwacht werden. Die Betrachtung er-
folgt über Key Performance-Indikatoren, die
geeignet sind, die Performance einer Ferti-
gungsanlage darzustellen und darüber hinaus
Trends über deren Entwicklung aufzuzeigen.
Die Kennzahl
OEE (Overall Equipment Effec-
tiveness)
ist hier ein geeigneter Indikator und
liefer t für alle zuvor beschriebenen Inhalte
wertvolle Aussagen. Sie hat sich auf diese
Weise zu einem Industriestandard entwickelt.
Der vorliegende Beitrag beschreibt den institu-
tionellen Rahmen zur organisatorischen Umset-
zung von Verbesserungsprojekten in der Pro-
duktion am Beispiel der Kennzahl OEE. Zudem
werden Erfahrungswerte und Handlungsemp-
fehlungen skizziert, die für eine IT-gestützte
Umsetzung relevant sind. Inhaltliche Aspekte
zum Thema Lean Management werden nur im
allgemeinen Kontext angesprochen und als
Grundlage vorausgesetzt.
Begriff OEE-Management
OEE-Management ist die Gesamtheit aller or-
ganisatorischen und verhaltensbezogenen Re-
gelungen und Maßnahmen zur Identifikation
und Beseitigung ressourcenvernichtender Ver-
schwendungen, die im laufenden Produktions-
prozess auf die genutzte Kapazität von Ferti-
gungsanlagen wirken können.
Die
Anlagenverluste werden mit Hilfe der
Kennzahl OEE systematisch identifiziert
,
analysiert und in einem darauf abgestimmten
Aktionsplan korrigiert. Ein umfassendes OEE-
Managementsystem ist dadurch gekennzeich-
net, dass im Sinne eines Regelkreises konkrete
Handlungsbedarfe identifiziert werden und die
Verfolgung der Wirksamkeit eingeleiteter Maß-
nahmen überwacht wird. Hierbei wird ein konti-
nuierlicher Verbesserungsprozess angestos-
sen, der die bereichsübergreifende Zusammen-
arbeit der Mitarbeiter in Abstimmung mit den
Unternehmenszielen fordert und fördert (vgl.
Kessing, 2006).
Prozesse des OEE-Managements
Ein produktionsorientiertes Management mit
der OEE-Kennzahl erfordert ein ganzheitliches
Regelkreissystem,
um sich mit den auftre-
tenden Verlustquellen an den Maschinen
systematisch, strukturiert und kontinuier-
lich auseinandersetzen zu können
. Der ei-
gentliche Kern des OEE-Managementpro-
zesses ist ein betriebswirtschaftlicher Regel-
kreis, der sämtliche Aktivitäten zum sys-
temat i schen Umgang mi t kapaz i t i ven
Verlustquellen einer Maschine bündelt (vgl.
Steinhardt, 2009).
Der Managementprozess gliedert sich in die
Phasen Erfassung der Produktionsdaten, Da-
tenaufbereitung und Reporting, Analyse der
Verlustquellen und Ableitung und Umsetzung
von Maßnahmen (siehe Abbildung 1). Er ver-
steht sich dabei nicht als einmalig angelegte
Durchführung von Maßnahmen, sondern erfor-
dert eine dauerhafte Disziplin mit dem Umgang
von Verlustquellen und Maschinenkapazitäten.
Damit er sich ändernden Rahmenbedingungen
flexibel anpassen kann, müssen die einzelnen
Prozessschritte laufend in einen kontinuier-
lichen Prozess eingebunden werden (vgl. Stein-
hardt, 2009).
1. Erfassung der Produktionsdaten
Die Bereitschaft und Motivation der Benutzer,
mit dem OEE-Managementsystem zu arbeiten,
steht und
fällt mit der Datenqualität, -quan-
tität und der Geschwindigkeit der Datener-
fassung
. Eine zuverlässige Datenbasis hängt
also unter anderem davon ab, wie und wann die
erforderlichen Informationen aus der Produk-
tion verarbeitet und dabei gleichzeitig für Ma-
schinenbediener und Management zur Ent-
scheidungsfindung nutzbar gemacht werden
können (vgl. Steinhardt, 2009). Die Erfassung
der Produktionsdaten kann manuell oder auto-
matisiert erfolgen. Beide Varianten haben spe-
zifische Vor- und Nachteile.
Bei der automatisierten Datenerfassung
werden die Informationen direkt über die Ma-
schinensteuerung in einer zentralen Datenbank
in Echtzeit erfasst. Die automatisierte Arbeits-
weise liefert genaue Ergebnisse und erfordert
keinen weiteren Personalaufwand für Daten-
aufzeichnungen und Dateneingaben in sepa-
rate Auswertungssysteme. Die Einführung einer
solchen Lösung ist zunächst einmal mit
Kosten
für Hard- und Software und Beratungsleis-
tung
verbunden. Der große Vor teil solcher
Echtzeitsysteme besteht darin, dass die
aktu-
ellen Informationen direkt zur Verfügung
OEE-Management –
Hinweis zur praktischen Umsetzung
von Thorsten Steinhardt
OEE Management – Hinweis zur praktischen Umsetzung