Seite 6 - CONTROLLER_Magazin_2011_05

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Nicht zuletzt durch die Finanzmarktkrise und
die daraus resultierenden
regulatorischen
Verschärfungen für Banken
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ist das Thema
Zinsswaps aktueller denn je. Während auf der
einen Seite die Absicht der Aufsicht darin be-
steht,
Zinsrisiken bei Banken zu begrenzen
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,
sind Banken auf der anderen Seite mehr denn
je darauf angewiesen, stabile Erträge zu erwirt-
schaften.
Aber auch Unternehmen und Kommunen be-
dienen sich immer häufiger derivativer Instru-
mente, um ihr Liquiditäts- und Zinsmanage-
ment optimal zu steuern. Dieser Artikel setzt
sich zum Ziel, die
grundlegende Funktions-
weise von Zinsswaps
zu erläutern und Praxis-
tipps bei der Anwendung zu geben.
Strukturierung von Derivaten
Die
Klassifizierung von Derivaten
kann nach
mehreren Kriterien vorgenommen werden.
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Eine mögliche Auswahl ist in der Abbildung 1
dargestellt, die die gängigsten Klassifizierungs-
ansätze enthält.
Bedingte Derivatekontrakte
, z. B. Optionen,
räumen einer Vertragsseite ein Wahlrecht be-
züglich der tatsächlichen Erfüllung des Ge-
schäfts ein, während
unbedingte Terminkon-
trakte
, hier sind als Beispiel
Futures
zu nennen,
in jedem Falle ausgeübt werden.
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Bei OTC-Ge-
schäften (
Over the Counter
) kommen Käufer
und Verkäufer in der Regel direkt zusammen
und schließen das gewünschte Sicherungsge-
schäft zu individuell vereinbarten Konditionen
hinsichtlich Preis, Losgröße, Laufzeit und wei-
terer Parameter ab. Bei
börsengehandelten
Derivaten
ist der Grad der Standardisierung
zur Steigerung der Fungibilität wesentlich hö-
her, und der Handel läuft anonym über eine
zentrale Clearingstelle
ab.
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Beim
OTC-Handel
bildet das Kreditrisiko der
beiden beteiligten Vertragsparteien den we-
sentlichen
Nachteil gegenüber Börsenhan-
delsgeschäften
. Ist einer der beiden Vertrags-
partner am Ende der Laufzeit des Kontrakts
nicht in der Lage, seine Verpflichtungen zu er-
füllen, so entsteht für die Gegenpartei ein er-
heblicher wirtschaftlicher Verlust.
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Durch das
zeitliche Auseinanderfallen von Vertragsab-
schluss und Erfüllung des Vertrages werden
Derivate auch Termingeschäfte genannt und
auf den dafür eingerichteten Terminmärkten
gehandelt. In Abgrenzung dazu werden die zu-
grunde liegenden Basiswerte als Kassage-
schäfte an den Kassamärkten gehandelt.
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Der
dem Kontrakt zugrunde liegende Basiswert,
z. B. Zinsen oder Devisen, kann ebenfalls als
Klassifizierungsmerkmal dienen.
Gruppe der Zinsderivate
Zu der Gruppe der Zinsderivate zählen neben
Forwards, Futures, Forward Rate Agree-
ments
(FRAs) und
Zinsoptionen,
wie z. B.
Caps, Floors und Collars, vor allem die klas-
sischen
Zinsswaps
, auch
Plain Vanilla Swaps
genannt. Der Wert dieser Instrumente leitet
sich von dem Marktpreis eines Referenzzins-
satzes ab.
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In der halbjährlich von der Bank für internatio-
nalen Zahlungsausgleich durchgeführ ten
Marktstudie wird das
Volumen des OTC-
Handels im Juni 2010 mit 582,655 Mrd.
US-Dollar
angegeben. Davon stellen
Zins-
swaps mit 347,508 Mrd. US-Dollar
oder
knapp 59,64% die größte und bedeutendste
Gruppierung dar. Die restlichen Volumina ent-
fallen auf Optionen, Fremdwährungs-, Aktien-
oder sonstige Derivate.
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Strukturierung von Zinsswaps
Ein Zinsswap ist eine bilaterale Vereinba-
rung über den Austausch von Zahlungsströ-
men der beiden am Kontrakt beteiligten
Parteien
. Die klassische Variante, der schon er-
wähnte Plain Vanilla Swap, bedeutet den Tausch
von festen Mitteln gegen variabel verzinsliche
monetäre zwischen den Ver tragspar tnern.
Durch Aufrechnung der beiden Zahlungsver-
pflichtungen wird erreicht, dass letztlich nur ein
saldierter Zahlungsstrom zwischen den Kon-
traktpartnern fließt.
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Durch Swap-Geschäfte
können Finanzierungsquellen diversifiziert, Fi-
nanzierungskosten gesenkt und Fremdfinanzie-
rungsparameter besser an dem Bedürfnisprofil
des jeweiligen Swap-Partners ausgerichtet wer-
den.
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Resultieren die zu tauschenden Zinszah-
lungen aus Verbindlichkeiten, wird allgemein
von einem
Liability Swap
gesprochen, wäh-
rend es sich bei einem
Asset Swap
um einen
Tausch von Zinszahlungen, resultierend aus ei-
ner Geldanlage, handelt.
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Eine andere Unter-
scheidung der Zinsswaparten kann über das
durch den Abschluss der Swapvereinbarung
beabsichtigte Ziel getroffen werden. Demnach
ist zwischen einem
Receiver-
und einem
Pa-
yer-Swap
zu unterscheiden.
Mit dem Abschluss eines Receiver-Swaps,
der auch als Festzinsempfänger-Swap be-
zeichnet wird, beabsichtigt die Swappartei die
Absicherung gegen fallende Zinsen.
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Sie er-
Management von Zinsrisiken mit Zinsswaps
Funktionsweise und Praxistipps bei der Anwendung für
verschiedene Nutzergruppen
Eric Frère, Martin Krahn und Svend Reuse
Management von Zinsrisiken mit Zinsswaps