Seite 50 - CONTROLLER_Magazin_2011_05

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Anfang der 60er Jahre wurde das Risikoma-
nagement entwickelt, um den betrieblichen
Versicherungsschutz zu optimieren. Gegen-
stand waren dabei die rein versicherbaren Ri-
siken, wie z. B. Feuer-, Haftpflicht- oder Dieb-
stahlversicherungen, die nur Verlustgefahren,
aber keine Gewinnchancen beinhalten. Somit
war das eigentliche Gefahrenmanagement kein
eigentliches Risikomanagement.
Der
Risiko-Begriff
stammt von dem latei-
nischen Begriff
„riscare”
, was
„wagen”
be-
deutet und „Wagnis des Handelns“ im Kontext
unternehmerischer Entscheidungen meint.
Wagnis beinhaltet Gefahren und Chancen, de-
ren Betrachtung, bezogen auf eine Entschei-
dungssituation, das Bewusstsein für ein aktives
Risikomanagement schafft:
·
Gefahren:
Drohende negative Effekte
·
Chancen:
Günstige Gelegenheit, die sich
einstellt bei bewusster Wahrnehmung von
Wagnissen
Deshalb werden heute bei Risikobetrach-
tungen Gefahren und Chancen gegenüberge-
stellt, um
das unternehmerische Wagnis
transparent zu machen.
Das Bewusstsein
eines solchen Wagnisses bietet die Möglich-
keit, ungünstige zukünftige Entwicklungen zu
verstehen und für das Unternehmen die Zu-
kunft bestmöglich zu gestalten. Das ist nur bei
einem bewusst installierten Risikomanage-
ment möglich. Das Verständnis, dass die Zu-
kunft als Ereignisraum von Risiko gesehen
wird, ist Grundvoraussetzung risikobewussten
Entscheidens.
Aus dem betrieblichen Handeln jedes Unter-
nehmens ergeben sich naturgemäß Gefahren,
die zu einer Beeinträchtigung des Erfolges füh-
ren können. Diese gilt es systematisch zu er-
fassen und zu verfolgen, um entsprechend situ-
ativ optimal zu reagieren. Gesamtziel des
prozessorientierten Risikomanagement ist, das
RM-System zum Bestandteil der Geschäftspro-
zesse und Betriebsentscheidungen zu machen.
Das prozessorientier te Risikomanagement-
System übernimmt idealer Weise
in einer Or-
ganisation die Funktionen eines Nerven-
systems im menschlichen Organismus
.
Wahrnehmungen ab einer gewissen Stärke
führen zu einer Anzeige, die uns reagieren
lässt. Anzeigen nur geringen Ausmaßes lassen
wir unberücksichtigt. Das Nervensystem hilft
uns,
im richtigen Moment zu reagieren.
Überträgt man diesen Ansatz auf ein Risikoma-
nagement in Unternehmen, erfordert dies des-
sen vollständige Verankerung in den Geschäfts-
prozessen sowie die Einbeziehung ausgewähl-
ter Mitarbeiter bei der Umsetzung. An verschie-
densten Stellen in der Organisation sind
sensible Wahrnehmungen notwendig. Die Ver-
bindung der sensitiven Elemente zu einer kom-
pakten Risiko-Darstellung ist Aufgabe des Risi-
komanagement.
Auf unternehmerisches Handeln bezogen be-
steht das Risiko in den Wagnissen, die sich
mit den unternehmerischen Entscheidungen
ergeben. Deshalb sind diejenigen Mitarbeiter
von Bedeutung, die an sensiblen Entschei-
dungen beteiligt sind. Sie sollten eine
Ge-
fahren-Chancen-Kultur
verinnerlicht haben.
Abbildung 1 gibt das Risikomanagement pro-
zessual wieder.
Risikomanagement im Dienstleistungsbereich Geo-Information
Risikomanagement im Dienstleistungsbereich
Geo-Information
Entwicklung, Zielsetzung, Aufgaben und Phasen des Risikomanagements
von Michael Pradel