Seite 82 - CONTROLLER_Magazin_2008_01

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zufüllen, gegebenenfalls nocti ein eventuell vom
Kunden genefimigter Zusatzautwand. Die rest–
lichen Positionen des Formulars ergeben sich
aus den Vertragsdaten (Vereinbarter Autwand
gemäß Kundenvertrag ) oder aus der Projekt–
planung (Ursprünglich intern geschätzter Auf–
wand), so dass diese nur einmalig beim An–
legen des Projektes eingeptlegt werden. Der
verbrauchte Aufwand bis zum Stichtag ergibt
sich aus den auf das Projekt gebuchten Tagen.
Die restlichen Zeilen werden aus diesen Infor–
mationen errechnet.
Darstellung in GuV, Bilanz und
Cash Flow-Implikationen
Die Abbildung in der GuV richtet sich danach,
ob das Umsatz- oder das Gesamtkostenverfah–
ren angewendet wird. Die Ergebnisauswir–
kungen wurden bereits gezeigt.
Der Bilanzansatz und -ausweis ist nach lAS
11.42-43wie folgt:
Bisher angefallene Kosten
+
anteiliger ausgewiesener Gewinn
./.
bisher ausgewiesene Verluste
./.
Teilabrechnungen
> 0 (d.h. aktivischer Saldo)
Bilanzierung als Vermögenswert
< 0 (d.h. passivischer Saldo)
Bilanzierung als Schuld
Sofern der Saldo positiv ist, wird er auf der
Aktivseite als Vermögenswert ausgewiesen.
Inhaltlich handelt es sich dabei um die erar–
beiteten Erlöse, die noch nicht an den Kunden
fakturiert wurden (sog. Leistungsüberhang).
Da lAS 11 keine weiter gehende Spezifizie–
rung bezüglich des Bilanzausweises dieses
Postens vornimmt, stellt sich die Frage, ob
dieser bei den Vorräten oder bei den Forde–
rungen auszuweisen ist. Die überwiegende
Anzahl der Autoren scheint sich für einen Aus–
weis unter den Forderungen auszusprechen,
unter anderem mit dem Hinweis darauf, dass
ein Ausweis unter den Vorräten dazu führen
würde, dass innerhalb dieser Bilanzposition
Gewinne ausgewiesen werden würden, was
der Bilanzleser nicht erwarten würde.'" Nach
US GAAP erfolgt der Ausweis bei den Vor–
räten.'^
80 Ist der Saldo negativ, ist er passivisch auszu–
weisen, wobei sich auch hier die Frage des ge–
nauen Postens stellt. In Frage käme ein Ausweis
bei den Verbindlichkeiten oder bei den Rückstel–
lungen. Ein Ausweis bei den Rückstellungen ist
nur dann vorzunehmen, wenn die voraussicht–
lichen gesamten Projektkosten die (voraussicht–
lichen) Projekterlöse übersteigen, d.h. wenn sich
ein Verlust abzeichnet.^" Ist der Saldo dagegen
deswegen negativ, weil die Fakturen die bis–
herigen Kosten zuzüglich anteiliger Gewinne
übersteigen (sog. Verpflichtungsüberhang), so
handelt es sich um eine klassische Verbindlich–
keit aus Lieferungen und Leistungen.
Umstritten ist der bilanzielle Ausweis von erhal–
tenen Anzahlungen, da lAS 11 zwar zwischen
erhaltenen Anzahlungen und Teilabrechnungen
differenziert, den Ausweis ersterer aber offen
lässt.^' Der Unterschied zu den Teilabrech–
nungen (progress billings) besteht darin, dass
bei den Teilabrechnungen bereits eine Leistung
erbracht wurde, während dies bei den Anzah–
lungen gerade nicht der Fall ist." In Frage käme
ein gesonderter Ausweis auf der Passivseite"
bei den kurzfristigen Verbindlichkeiten oder ein
aktivischer Ausweis in Form der Verrechnung
mit dem Konto Fertigungsaufträge.^'
Unter Cash Flow-Gesichtspunkten ist zu beach–
ten, dass - unabhängig von der gewählten [Me–
thode zum Ergebnisausweis - die Vereinbarung
von Anzahlungen bzw. die Erstellung von Zwi–
schenfakturen (sog. Teilabrechnungen) uner–
lässlich ist. Im Idealfall ist der Cash-to-Cash-Zy-
klus negativ, d.h. das Projekt hat eine negative
Kapitalbindung. Bei wertorientierter Steuerung
ist allerdings zu beachten, dass - sofern die ne–
gative Kapitalbindung zum Gesamtkapitalkos–
tensatz (sog. Weighted Average Cost of Capital
bzw. WACC) verzinst wird - ein Anreiz entstehen
kann, bei Verhandlungen hohe Preisnachlässe
für den Erhalt zusätzlicher Anzahlungen zu ge–
währen. Sofern die nicht benötigten Mittel aber
nur kurzfristig zu einem- unter den Kapitalkos–
ten liegenden - Geldmarktzins angelegt werden,
wird aus Sicht des Unternehmens möglicher–
weise kein Wert geschaffen."
Zusammenfassende Würdigung
aus Sicht des Controlling
Aus Sicht des Controlling ist die Percen–
tage of Completion-Methode der Comple–
ted Contract Methode vorzuziehen,
da sie
insbesondere bei Großprojekten den Wert–
schöpfungsprozess realitätsnäher abbildet.
Dadurch führt sie zu einem periodenge–
rechteren Erfolgsausweis und liefert damit ent–
scheidungsrelevantere Informationen. Der Er–
gebnisausweis erst bei Abschluss des Pro–
jektes, wie ihn die Completed Contract-
Methode vorsieht, hält einer wirtschaftlichen
Betrachtungsweise in den meisten Fällen nicht
stand. Vielmehr wird der Ergebnisbeitrag des
Projektes über dessen Laufzeit erarbeitet,
Da–
her ist es sinnvoll, langfristige Projekte
nicht nur ablauforganisatorisch, sondern
auch wirtschaftlich in „Meilensteine" auf–
zugliedern, wie es die PoC-Methode vor–
sieht.
Darüber hinaus unterstützt die PoC-Methode
das
Projektcontrolling insofern, als das Hinaus–
schieben von Korrekturen bei den erwarteten
Kosten dadurch bestraft wird, dass ein in den
Vorperioden gezeigter (positiver) Projekt-
Ergebnisbeitrag nachträglich korrigiert
werden
muss. Dieser Aspekt gewinnt dadurch an Be–
deutung,
dass Fertigstellungsgrade in der
Praxis über weite Strecken des Projektes
zu positiv dargestellt werden:
Projekte
liegen 90% der Zeit im Plan. Grund hierfür ist
nicht etwa, dass die Abweichungen erst in den
letzten 10% der Zeit offensichtlich werden. Der
Grund
ist vielmehr ein „allzu menschlicher": je
länger man „den Mantel des Schweigens" über
das Problem legt, desto intensiver kannman an
der Lösung des Problems arbeiten. Eine weitere
Ursache für zu optimistische Einschätzungen
können Fehlsteuerungen aus Anreizsystemen
sein. Die Completed Contract-Methode da–
gegen setzt keine Anreize, mögliche Über–
schreitungen bei den geplanten Projektkosten
zeitnah mitzuteilen. Im Gegenteil: es besteht
die Gefahr, dass der Projektgewinn von den
Projektleitern als Reserve angesehen wird.^**
Nachteilig ist - wie bereits erläutert - die Sub–
jektivität bei der Ermittlung des Fertigstellungs–
grades. Zweifelsohne liefert die Completed
Contract-Methode verlässlichere Zahlen. Zwar
können „ausgefeilte" Controlling-Instrumente
dazu beitragen, die Unsicherheit zu reduzieren,
nichtsdestoweniger wird eine Restunsicherheit
bleiben, da die PoC-Methode ohne Schät-
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