Seite 47 - 2007-02

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CM Controller magazin 2/07
INSTRUMENTE
EXTERNER
RECHNUNGSLEGUNG
Adressaten, Ausgestaltung und
Informationsfunktion
Dr. oec. publ. Peter Gampenrieder,
MBR, ist in der Versicherungs–
wirtschaft tätig.
E-Mail:
von Peter
Gampenrieder,
München, und Anneke
Behrendt,
Gießen
Dipl.-Kffr. Anneke Behrendt ist
wissenschaftliche Mitarbeiterin
und Doktorandin amLehrstuhl
für BWL IV mit dem Schwerpunkt
Industrielles Management und
Controlling der Justus-Liebig-
Universität, Gießen.
E-Mail: anneke-behrendt® wirt-
I.PROBLEMSTELLUNG
Traditionell ist die Rechnungslegung in
Deutschland in die interne und externe
Rechnungslegung untertei l t . Aufgrund
der zunehmenden Verschlankung von in–
ternen Finanz- und Control l ingprozessen
wa chs en die be i den Tei lgebiete der
Rechnungslegung zunehmend wi eder
zusammen . Das hat zur Folge, dass beide
Dienst leistungen quasi „aus einer Hand"
angeboten werden. Gerade im Mi t tel –
stand bedeutet das für den Controller,
dass er zunehmend auch Aufgaben aus
dem Bereich der externen Rechnungsle–
gung wahrnehmen und sich deshalb auch
grundsätzl ich mi t den Inst rumenten und
Zwecken der externen Rechnungslegung
beschäft igen muss. '
Zudem er l angen auch i nt erna t i ona l e
Rechnungs l egungss t anda r ds i mme r
größere Bedeutung. Trotzdem bleibt die
bekannte Rechnungslegung nach HGB
für viele Un t e r nehmen , insbesondere
im Mi t te l stand, wei terhin relevant. Eine
Analyse von Inst rumenten der externen
Rechnungslegung kann nicht losgelöst
von gesetzl ichen Regelungen und privat–
rechtl ichen Standards erfolgen. Der Bei–
trag stellt daher zunächst die Charakteri –
stika wesentlicher handelsrechtlicher und
kapi talmarktorient ierter Instrumente dar,
deren Vielfalt und Komplexi tät gerade im
Lichteder fortschrei tenden Internat iona–
iisierung stetig zugenommen hat.
Wenn Rechnungslegung als kapitalmarkt–
or i en t i e r t es I n f o rma t i ons i ns t r umen t
verstanden wird,^ muss sie sich dar–
an messen lassen, inwiewei t sie ihren
Adressaten relevante Informat ion zur
Dokumentat ion, Anspruchsbemessung
und Entscheidungsf indung zur Verfü–
gung stellt. Weil es eine Vielzahl an Rech–
nungslegungsadressaten gibt, die unter–
schiedliche Informat ionsanforderungen
besitzen, ist eine für alle Adressaten und
Zwecke gleichermaßen relevante Infomiati-
on nicht möglich und auch nicht beabsich–
tigt. Als Lösung des Konflikts zwischen den
verschiedenen Ansprüchen an Information
erfolgt eine Informationsvertei lung zwi–
schen den einzelnen Instrumenten.
Nachfolgend wi rd diese Auftei lung der
Zwecker fül lung anhand ausgewähl ter
Inst rumente untersucht. Speziell zur Ein–
schätzung der Güte von Information lassen
sich aus den Anforderungen der Adressa
ten Kriterien ablei ten, die schließlich zur
Beurteilung von ausgewähl ten Instrumen
ten herangezogen werden können.
2. INSTRUMENTE EXTERNER
RECHNUNGSLEGUNG
2.1. Adressaten
Um der Rechenschaftsaufgabe von Rech–
nungslegung gerecht zuwerden, bedar f
es der Konkretisierung eines Rechnungs–
legungsadressaten, denn „ohne einen
woh l de f i n i er t en Adressaten ist keine
sinnvol le Rechenschaft denkbar"^ Die
Li teratur behandel t die Problemat ik, wer
Adressat externer Rechnungslegung ist,
uneinhei t l ich.
Wagenhofer und Ewert unterscheiden
in unternehmens interne und -externe
Adressaten. ' So zählen z. B. das Topma–
nagement (und somi t vorgelagert das
Controlling) sowie an der Geschäftsfüh–
rung beteiligte Gesellschafter zu den inter–
nen Adressaten. Demgegenüber werden
derzei t ige und potenziel le Investoren
und Stakeholder dem Kreis der externen
Adressaten zugerechnet .
Mox t er und Bal lwieser fassen den Adres–
satenbegri ff enger und unterscheiden
den Adressa t en st reng von Rechen–
schaf tsinteressen und - emp f änge r n . '
Nur Adressaten wie z. B. Kapitalgeber oder
Anteilseigner können einen rechtlich oder
vertragl ich durchsetzbaren Anspruch auf
Informat ion gel tend machen . Nachfol–
gend wi rd, wenn mögl ich und sinnvol l ,
der brei ten Abgrenzung von Wagenhofer
und Ewert gefolgt, die das Control l ing zu
den internen Adressaten von Rechnungs–
legung zähl t .
2.2. Handelsrechtliche Instrumente
Das verpf l ichtend zu erstellende handels–
rechtl iche Rechnungslegungswerk einer
Kapitalgesellschaft" umfasst
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