CM Controller magazin 2/03
RESTRUKTURIERUNG
IM MITTELSTAND
- Chancen zur erfolgreichen Neuausrichtung
von Josef
Wüpping,
Bochum
Dr. Josef Wüpping in Dr. Wüpping
Consulting GmbH, Bociium
Tel. 0234 | 97 99 047
InfQigwijgpping.gom
Hintergrund
Das Marktumfeld von Organisationen
unterliegt derzeit erheblichen Verände–
rungen. Die Zahl der Unternehmenskrisen
und Insolvenzen steigt weiter an. Neben
traditionellen Branchen sind in zuneh–
mendem Maße auch Wachs tums –
branchen betroffen.
Zudem wird künftig der frijhzeitigen Iden–
tifikation von Unternehmensschwach–
stellen und deren erfolgreiche Bewälti–
gung hohe Aufmerksamkeit geschenkt
werden müssen.
Veränderte Auflagen
zur Eigenkapitalausstattung der Kre–
ditinstitute (kurz „Basel
II")
führen
dazu, dass Kredite je nach Bonität und
Ausfallrisiko unterschiedlich mit Eigen–
kapital zu unterlegen sind.
Oder verein–
facht aus Unternehmenssicht: je nach
Abwägung des Kreditausfallrisikos wird
nach einem Ratingverfahren zwischen
gesunden und zukunftsunsicheren Un–
ternehmen unterschieden. Vor diesem
Hintergrund sind Mittelständler mit
Fremdmittelbedarf darauf angewiesen,
sich entsprechend zu qualifizieren.
Damit gewinnt die
aktive Gestaltung von
Veränderungsprozessen
an Bedeutung,
getreu dem Motto
„Wer nicht handelt,
riskiert behandelt zu werden" .
Welche Ursachen manifestieren Unter–
nehmenskrisen, welche Faktoren be–
günstigen die Bewältigung, welche Ein–
flüsse erschweren eine nachhaltige Ver–
besserung und Neuausrichtung? Zur
Beantwortung dieser Fragen hat Dr.
Wüpping Consulting GmbH für Manage–
ment und Technologie, Bochum, im Som–
mer 2002
aus einer Vielzahl an Bera–
tungsprojekten 13 ausgewählte Fälle
detailliert analysiert.
Zu diesen Unter–
nehmen liegen umfassende Informatio–
nen über Management, Struktur, Bilan–
zen und Ertragslage, Produkte, Produkti–
on, Märkte und Wettbewerb vor. Für die
Vergleichbarkeit wurden ausschließlich
mi t te l s tändi sche und konzernunab–
hängige Unternehmen ausgewählt, die
folgenden Merkmalen entsprechen:
• Klassische Unternehmen des Mittel–
standes mit mindestens 20 und ma–
ximal 200 Mio. € Umsatz;
• Inhabergeführte oder von Gesell–
schaftern geprägte Unternehmen -
nicht Gegenstand sind Unternehmen
mit Konzernzugehörigkeit;
• Unternehmen mit Ertragsproblemen
bis hin zu Unternehmen in Krisen–
situationen.
Die Ausführungen umfassen Unterneh–
men der verarbeitenden Industrie aus
den Branchen Maschinenbau, Anlagen–
bau, Elektroindustrie, Zulieferindustrie
und technische Konsumgüter.
Die Beratungsaufträge wurden in drei
von vier Fällen von Unternehmensseite
angestoßen. In jedem vierten Fall (23 %)
ging die Initiative von Bankenseite aus.
Die Veränderungsauslöser waren so viel–
fältig wie die Veränderungsprojekte
selbst: zu hohe Kosten, zu hohe Bestände
und zu lange Durchlaufzeiten, zu geringe
Effizienz in Produktion und Logistik bis
hin zu akuten Krisensituationen.
Ursachen
Auf die Beschreibung von Ursachen wie
Globalisierung und rückläufige Konjunk–
tur soll hier verzichtet werden. Dennoch
lässt sich feststellen, dass in fast drei von
vier Fällen signifikante Umsatzeinbrüche
im S t ammge s chä f t , bedingt durch
Mengenrückgang und/oder Preisdruck,
Ertragsprobleme auslösten. Eine einmal
erreichte Marktsättigung und (Jberkapa-
zitäten führten über einen Zeitraum von
1 bis 3 jähren zu erheblichen Konzen–
t r a t i ons be s t r ebungen und Markt–
bereinigungstendenzen.
Reduziert auf eine unternehmensinterne
Sicht, denn nur hier lassen sich Stellhebel
bewegen und Maßnahmen ergreifen,
zeigt sich, dass
ein Großteil der Unter–
nehmenskrisen dennoch hausgemacht
war.
In 40 Prozent der Fälle erwiesen sich
schnelle Expansion
oder
unkontrollier–
te Unternehmenszukäufe
sowie eine
unzureichende Integration der zuge–
kauften Unternehmen
nach guten Jah
ren gerade in rückläufigen Konjunktur–
zyklen als Existenz bedrohend. Hiervon
sind insbesondere Unternehmen betrof–
fen, die es gewohnt waren, aus einer
Position der Stärke heraus zu agieren.
Unternehmerfähigkeiten, geprägt durch
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