CM Controller magazin 2/03 - Thomas Schaumburg / Andreas Dassen
ist das Modul in der Regel sehr stark
integriert und kann daher automa–
tisch mit den gewünschten Werten
versorgt werden. Die Zielsetzungen
dieses Moduls sind jedoch definitions-
gemäf?!
hochf l ex ibl e Ergebni s –
ana l y s en n a c h Produkt - und
Ma rkt segment ges i cht spunkt en .
Die Betrachtung endet daher vielfach
bei
- wie auch immer definierten -
Zwi schenergebni ssen wie z. B.
Deckungsbeiträgen.
Eine reporting-
fähige Gewinn- und Verlustrechnung
erfordert jedoch auch die Einbezie–
hung weiterer Aufwands- und Ertrags–
positionen im sonstigen betrieblichen
und neutralen Bereich. Diese sind
mittels Definition entsprechender
Kosten- und Erlösarten sowie geeig–
neter Kontierungen ins interne Rech–
nungswesen zu überführen. Hier–
durch erhöht sich technisch bedingt
die Prozesskomplexität und damit
korrelierend die Fehleranfälligkeit der
wertführenden Prozesse. Zugleich
büßt man durch die Belegung soge-
nannter Wertfelder und Merkmale in
CO-PA für reine externe Berichts–
zwecke Flexibilität hinsichtlich wei–
terer Analysemöglichkeiten ein. Die
auf den ersten Blick einfach erschei–
nende Erweiterung des ohnehin be–
reits vorhandenen Moduls CO-PA
kann sich deshalb im Nachhinein in
mehrerer Hinsicht als äußerst auf–
wändig erweisen. Dabei ist auch nicht
zu vergessen, dass das Modul CO-PA
in zukünftigen Release-Ständen der
SAP eine immer geringere Rolle spie–
len wird, da neue Datenbanken und
Module wie BW und SEM an seine
Stelle treten dürften.
Auch
EC-PCA
ist als Modul zur Aufbe–
reitung der Ergebnisse nach Profit-
Centern in vielen Unternehmen imEin–
satz - der Aufwand für die bloße tech–
nische Aktivierung ist deshalb auch
hier i.d.R. vernachlässigbar. Im Ver–
gleich zu CO-PA weist dieses
Modul den Vorteil auf, dass sämtliche
Buchungen auf Erfolgskonten über–
nommen werden können, ohne dass
es hierzu der Anlage entsprechender
Kostenarten bedürfte. Voraussetzung
ist jedoch, dass
all diese Buchungen,
die für die Darstellung des Umsatz–
kostenverfahrens notwendig sind,
auf ein Profit-Center kontiert wer–
den.
Hierin ist eine Zunahme der
Prozesskomplexität zu sehen, zumal
häufig nicht die vorhandenen Profit-
Center-Strukturen verwendet werden
können und somi t
Scha t t en–
strukturen anzulegen sind.
Als weit–
aus problematischer hat sich in der
Praxis jedoch die Tatsache erwiesen,
dass es zur Aggregierung der Kosten
nach Funktionsbereichen solcher
Merkmale bedarf wie der Kosten–
stellen, Kostenstellenhierarchien oder
Gemeinkostenauftragskontierungen.
Damit entsteht insofern häufig ein
Konflikt, als gerade Kostenstellen und
Kostenstellenhierarchien auch dazu
verwendet werden, Kostenflüsse nach
Verantwortungs-, räumlichen oder
sonstigen Controllinggesichtspunkten
zu organisieren und eine unmittelbare
Zusammenfassung nach Funktions–
bereichen nicht oder nur schwer mög–
lich ist.
^ Die
Nutzung von FI-SL
ist für die
meisten Unternehmen mit einer
Neu–
einführung des Moduls
verbunden.
Auf den ersten Blick könnte man des–
halb erwarten, dass diese Lösung mit
dem höchsten Einführungsaufwand
einher geht. Da die Aktivierung unter
rein technischen Gesichtspunkten
jedoch vergleichsweise einfach ist,
ist hier kaum das entscheidende Kri–
terium zu sehen. Haupteinsatzzweck
von FI-SL ist es,
die originär im Haupt–
buch
(FI-GL)
erfassten Buchungen,
angereichert um das zentrale Merk–
mal des Funktionsbereiches,
zu ver
dichten und für entsprechende Be–
richte - z. B. das Umsatzkosten–
verfahren - zur Verfügung zu stellen.
Dies ist wahlweise als Einzelposten
und/oder als Summensatz möglich.
Es ist jedoch zu beachten, dass im
Gegensa t z zum Ge s amt kos t en –
ver f ahren be im Umsa t zkos t en–
verfahren nicht nur die Primär–
buchungen aus dem Hauptbuch zu
berücksichtigen sind. Sobald im in–
ternen Rechnungswesen
innerbe–
triebliche Leistungsverrechnungen
über Funkt ionsbereichsgrenzen
hinweg erfolgen,
kann es erforder–
lich sein, den Ausweis in einer ande–
ren Ergebniszeile des Umsatzkosten–
verfahrens vorzunehmen. Über das
sogenannte Abstimmledger ist es
möglich, alle im Modul CO durch–
geführten funkt ionsbereichsüber-
greifenden Verrechnungen perio–
disch in FI-SL überzuleiten. Auf diese
Weise können die Funktionskosten
sachlich korrekt dargestellt werden.
Wesent l icher Vorteil des Moduls
FI-SL ist, dass es verschiedene tech–
nische Lösungen bietet, um die Bu–
chungen mit dem Funktionsbereichs–
merkmal zu versorgen. So ist es bei
eindeutiger Zuordnung von Konten,
Kostenstellen oder Aufträgen zu Funk–
tionsbereichen möglich,
den Funk–
tionsbereich direkt in den jeweili–
gen Stammsatz einzutragen.
Ist eine
solche Zuordnung nicht sinnvoll -
etwa weil sie sich nur aus einer Kom–
bination von Merkmalen ergibt -
können stattdessen sogenannte Sub–
stitutionen verwendet werden. Da–
bei handelt es sich um Wenn-Dann-
Beziehungen, die zum Zeitpunkt der
Buchung den Beleg mit e inem
abgeleiteten Funktionsbereich ver–
sorgen. Technisch kann der Funkti–
onsbereich darüber hinaus manuell
als Kontierungsmerkmal eingetragen
werden. Der damit verbundene Auf–
wand und die Fehleranfälligkeit wür–
den den Zweck des Moduls in der
Praxis jedoch konterkarieren. Nur die
automat i sche Funkt ionsbereichs–
subs t i tut i on aus vo rhandenen
Kontierungsmerkmalen erlaubt die
Anwendung des Moduls „im Hinter–
grund" und vermeidet auf diese Wei–
se eine Erhöhung der Prozess–
komplexität in der täglichen Arbeit
des Rechnungswesens.
Die Minimierung von Anzahl und
Komplexität der Substitutionsschritte
ist als wesentlicher Erfolgsfaktor bei
der Einführung von FI-SL zu sehen.
Was auf den ersten Blick als techni–
sches Detail erscheinen mag, ent–
puppt sich bei näherer Betrachtung
oft als grundlegende Reorganisation
des Rechnungswesens. Schließlich
beinhalten diese Forderungen, dass
Strukturen und Wertflüsse so einfach
und transparent wie möglich ge–
staltet werden müssen. Die oben er–
wähn t e
Hyper t rophi e
der
Kontierungs- und Verrechnungs–
verfahren muss auf eine streng an
den GoB und dem Grundsatz der
Wesentlichkeit orientierte Logik zu–
rückgeführt werden. Beispielhaft ge–
nannt seien die einheitliche
Nutzung
von Kostenstellentypen im Kosten–
stellenstamm zur Kennzeichnung
der Zugehörigkeit der Stellen zu
jeweils einem Funktionsbereich
oder analog dazu eine funktionale
Nutzung der Auftragsarten für Ge–
meinkosten- oder innerbetriebliche
Verrechnungsaufträge.
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