Seite 34 - CONTROLLER_Magazin_2003_02

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CM Controller magazin 2/03 - Thomas Schaumburg / Andreas Dassen
Aufgrund ihrer tendenziell geringen
Anzahl ist hier ein einfacher und
verlässlicher Abgleich zw^ischen bei–
den Rechenwerken sicher gestellt.
• Die funktionale Gliederung des
Um–
satzkostenverfahrens
(Cost of goods
sold, F&E-Aufwendungen, Vertriebs–
aufwendungen etc.)
führt dazu, dass
die Ergebnisdarstellung nicht aus–
schließlich von der Finanzbuchhal–
tung abhängig ist.
Stattdessen muss
immer wieder
auf Daten des inter–
nen Re chnung swe s ens
zurück–
gegriffen werden, um eine Aggre–
gierung von Kosten nach funktiona–
len Gesichtspunkten zu erreichen.
Weil die matrixartige Ermittlung der
Funktionskosten für das Umsatz–
kostenverfahren deren Nachvollzieh–
barkeit und die Aufdeckung von Feh–
lern erschwert,
ist die parallele Dar–
s tel lung e ines Gesamtkos t en–
verfahrens dringend zu empfehlen.
Da von der
Kor rekthei t des
Gesamtkostenverfahrens aufgrund
der Integration mit der Bilanz
ausge
gangen werden kann, dient es als
Maßstab für die Abstimmung der ein–
zelnen Ergebnisstufen im Umsatz–
kostenverfahren. Zumindest ist bei
Identität des Ergebnisses in Gesamt-
und Umsatzkostenverfahren davon
auszugehen, dass in letzterem sämtli–
cheWertflüsse berücksichtigt wurden.
Zusammenfassend lässt sich die Logik
des Rechnungswesens bei SIG Combi-
bloc folgendermaßen darstellen, wie in
Abb. 1 auf Seite 143 gezeigt.
Da eine ganzheitliche Darstellung des Pro–
jektes entweder den Rahmen der voriie-
genden Abhandlung sprengen würde oder
aber zu allgemein und oberflächlich blei–
ben würde, erfolgt im folgenden eine Fo-
kussierung auf das neu im SAP eingeführ–
te Umsatzkostenverfahren. Es ist insbe–
sondere deshalb von Interesse, weil bei
SIG Combibloc an dieser Stelle die verfolg–
te betriebswirtschaftliche Systematik und
die lAS Rechnungslegung zusammenlau–
fen. Sprich: hier treffen sich Buchhalter's
Genauigkeit und Controller's Kreativität.
4 BUCHHALTER'S GENAUIGKEIT
UND CONTROLLER'S KREATIVITÄT:
DAS UMSATZKOSTENVERFAHREN
BEI SIG COMBIBLOC
Das Umsatzkostenverfahren bei SIG
Combibloc ist einerseits die Zusammen–
fassung der für praktisch alle Geschäfts–
prozesse relevanten betriebswirtschaft–
lichen Systematik. Andererseits ist es ein
zentrales Instrument für die Ergebnis–
dars tel lung na ch lAS-Grundsätzen.
Dass für diese Zwecke nur ein statt zwei
Rechenwerke Anwendung finden, ist eine
bewusste Entscheidung zur Förderung
gruppenweiter Transparenz. Der Verwen–
dung eines einzigen, allgemein bekann–
ten und akzeptierten Rechenwerks ist es
zu verdanken, dass Missverständnisse
hinsichtlich Prämissen und Definitionen
zentraler wirtschaftlicher Begriffe heute
gruppenweit der Vergangenheit ange–
hören.
U.a. aufgrund seiner dualen Zielsetzung
handelt es sich um kein reines „Lehr-
buch-UKV", bei dem schlicht gesprochen
lediglich Umsatz, Umsatzkosten und
nicht aktivierungsfähige Kosten sowie
sonstige und neutrale Aufwendungen
und Erträge einander gegenübergestellt
werden. Zur Abbildung betriebswirt–
schaftlicher Aspekte unter gleichzeitiger
Erfüllung der lAS-Anforderungen existie–
ren diverse Positionen, die es ertauben,
unterhalb der betriebswirtschaft l ich
relevanten Daten eine Anpassung an
lAS-Erfordernisse vorzunehmen. Beispiel–
haft seien als Charakteristika des Um–
satzkostenverfahrens bei SIG Combibloc
genannt:
^ Strikte Unterscheidung zwischen
vom Absatzmarkt induzierten Ergeb–
nissen und auf internen Strukturen
bas i erenden Kosten. Zu diesem
Zweck werden in Abweichung vom
klassischen Umsatzkostenverfahren
auch die vollen Overheadkosten aus–
gewiesen - und anschließend selbst–
verständlich anteilig wieder bereinigt;
Klare Trennung der beiden Kompo–
nenten des praktizierten System–
geschäfts: Füllmaschinenvermark–
tung und Packstoffgeschäft;
* Aufgrund der unterschiedl i chen
Beeinflussungsmöglichkeiten, Unter–
teilung der Umsatzkosten nach Ma–
terial-, Fertigungs- und bestimmten
Overheadanteilen.
Die grundlegende Struktur des abzubil–
denden Umsatzkostenverfahrens gibt
Abbildung 2 auf Seite 143 wieder.
Gesucht war für das Projekt eine SAP-
Lösung, die es einerseits ertaubt, die ge–
nannten Besonderheiten mit vertret–
barem Aufwand zu berücksicht igen.
Andererseits war es zur allgemeinen
Effizienzsteigerung und insbesondere
aufgrund stetig kürzer werdender Ab-
schlußzeiträume erforderlich, eine weit–
gehend fehlerfreie und automisierte Lö–
sung zu implementieren. An die Robust–
heit des auszuwählenden Moduls wur–
den entsprechend hohe Anforderungen
gestellt.
5 MODULAUSWAHL
5.1 WegezurAbbildung eines Umsatz–
kostenverfahrens in SAP
Einer der Schwerpunkte in einem Projekt
zur Einführung der parallelen Bewertung
und Bilanzierung nach HGB und lAS liegt
in der Abbildung der Gewinn- und Ver–
lustrechnung nach dem Umsatzkosten–
verfahren für lAS. Für Unternehmen, die
die Software SAP R/ 3 einsetzen, gilt es
dabei zu entscheiden, mit welchem Mo–
dul das Umsatzkostenverfahren realisiert
werden soll. Gemeinhin wird man sich im
Vorfeld zu einer solchen Festlegung mit
den Modulen CG-PA (Marktsegment- und
Produktergebnisrechnung), EC-PCA (Pro–
fit-Center-Rechnung) und
FI-SL
(Special
Ledger) beschäftigen. Ohne an dieser Stel–
le auf eine detaillierte Darstellung der
Vor- und Nachteile der jeweiligen Lösung
einzugehen, sei jedoch auf die Parameter
hingewiesen, die bei der Entscheidungs–
findung in die Überiegungen einbezogen
werden sollten:
* die Einführungskomplexität,
* die daue rha f t e Erhöhung der
Prozesskomplexität,
den Vertust an Flexibilität in anderen
Modulen,
^ die Kosten der Einführung,
^ denAufwand und die Kosten für die
laufende Pflege,
den Au t oma t i s i e rungsgr ad der
Lösung,
* die Kompatibilität mit der Entwick–
lungss t rat egi e des Sof twareher–
stellers,
^ die Unterstützung bei einer unter–
jährigen Einführung.
In vereinfachter Weise lässt sich eine Be–
wertung der Module CO-PA und EC-
PCA im Hinblick auf diese Parameter
wie folgt vornehmen:
^ CO-PA ist in vielen Unternehmen im
Einsatz - zusätzliche Kosten aus der
bloßen Aktivierung des Moduls sind
von daher nicht zu erwarten. Auch
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