Seite 62 - CONTROLLER_Magazin_2003_03

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CM Controller magazin 3/03 - Norbert Mast
FINANZMANAGEMENT IN
KRISENZEITEN
aus der Sicht eines deutschen Produlttions-
unternehmens in der Türltei
von Norbert
Mast,
Istanbul
Norber t Mast , Vorstand Finanzen, Personal
und IT, MAN Türl<ei
E-Mail: Norbert-Otto
1. Kurzpräsentation zu meiner
Person und der MAN Türkei
Seit
1
998 bin ich als Vorstandsmitglied
der MAN Türkiye A.S. zuständig für die
Bereiche Controlling, Finanzen, Human
Resources, Verwaltung und Informations–
technologie. In den letzten 20 lahren hatte
ich die Chance, das Vergnügen und die
Herausforderung, im überwiegenden
Maße mit imAusland ansässigen Unter–
nehmen zusammenzuarbeiten. Davon
habe ich rund 10 lahre permanent im
Ausland gelebt.
Trotz einiger Schwierigkeiten sowohl im
familiären Umfeld als auch im Hinblick
auf die jeweiligen Standortsituationen
habe ich meine internationalen Schritte
nie bereut. Vermag ich eine „betriebs–
wi r t s cha f t l i che " Nutzen-Aufwands–
betrachtung in dieser Hinsicht anzustel–
len, so komme ich zu dem Resultat, dass
sich alles wesentlich aufwändiger und
schwieriger herausgestellt hat als zu–
nächst erwartet. Allerdings darf ich je–
doch mit Überzeugung auch sagen, dass
ich all diese Schritte wieder tun würde.
Die Türkei habe ich kennen- und lieben
gelernt als Land der Gegensätze, der
Über raschungen , der Wä rme , der
TVadition und als Land der Schönheit.
Die Gesamtbelegschaft unseres Unter–
nehmens beträgt derzeit rund 2 . 000 ,
davon lediglich 12 deutsche Mitarbeiter.
Hierauf sind wir besonders stolz und dies
ist gleichzeitig
ein riesengroßes Lob an
unsere türkische Belegschaft.
In die
sem Sinne sehen unsere Mitarbeiter un–
ser Unternehmen auch nicht als ein aus–
ländisches, sondern als ein türkisches
Unternehmen an. Und da wir daran
glauben, dass die Zusammenarbeit mit
den Menschen dieses Landes sowohl in
unserem als auch in ihrem Interesse ist,
haben wir uns entschlossen, den Namen
unserer Firma zu ändern in nunmehr
MAN Türkiye A.S.
2. Entwicklung des volkswirtschaft–
lichen Umfeldes in der Türkei von
1994 bis heute
Was verstehen wir unter einer Krise?
^ Ungesunde und sich verschlechtern–
de, jedoch vorübergehende Entwick–
lung einer Volkswirtschaft;
••• sich verschlechternde soziale Be–
dingungen eines Landes;
^ tendenziell zunehmende politische
Instabilität;
Wendepunkt/Höhepunkt zu einer
gefähdichen Entwicklung;
^ Für den Nutzfahrzeugbereich in der
Türkei (LKW -i- Bus) minus 80 %.
Was können die Anzeichen einer drohen–
den Krise sein?
überhitzte Wirtschaft;
•*• sich stetig öffnende Schere zwischen
Devaluation und Inflation;
^ permanenter und auch sprunghafter
Anstieg des Zinsniveaus;
^ Verknappung und damit sprunghafte
Verteuerung von Gütern;
^ Defizite in den volkswirtschaftlichen
Bilanzen;
Überschuldung im Öffentlichen und
im Privaten;
^ Abzug von Auslandkapital.
Es gibt wirtschaftliche, politische, mili–
t ä r i s che , na tür l i che Ka t as t rophen ,
kriegerische Bedrohungen, terroristische
Aktivitäten als Gründe für Krisen.
Die Konsequenzen sind in der Regel Kon–
kurse, Schrumpfungen, Arbeitslosigkeit,
Verluste, Depressionen.
3. Unternehmerische Strategien zur
Überwindung von Krisen
Ausländische und inländische Unterneh–
men untediegen bei Eintritt einer Krise
zunächst grundsätzlich denselben Um–
feldfaktoren. In der Tat gibt es zunächst
keine wesentlichen Unterschiede zwi–
schen MAN Türkiye A. S. und anderen in
der Türkei tätigen Firmen. Wir edeben
dieselben wirtschaftlichen Probleme und
verzeichnen ähnl iche Entwicklungs–
trends wie andere Unternehmen in der
Türkei.
Trotz den zunächst ähnlichen Ausgangs–
bedingungen
können aus ländi sche
Unternehmen Vorteile gegenüber rein
inländischen aufweisen,
falls die aus–
ländische Holding finanzielle Stabilität
und das entsprechende Verständnis mit–
bringt:
1. vort:eilhafte Marktzinsraten;
2. Vedängerung und Erhöhung von Kre–
diten zur Refinanzierung;
3 . Vedängerung und Erhöhung von Kre–
diten für inländische Kunden;
4. Verbesserung der inländischen Ko–
stenstruktur für Exportgeschäfte;
5. Nutzung weltweites Vertriebs- und
Servicenetzwerk;
6. Psychologische Unterstützung aus
dem Ausland vermittelt Sicherheit;
7. Importe auf Kreditbasis;
8. Exportfinanzierung;
9. Zahlungstreue von Exportkunden;
10. Ent sendung von er forder l i chen
Experten.
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