CM Controller magazin 3/03 - Sven Schulze / Irina Hundt
DIE BALANCED
SCORECARD
als Instrument zur strategiefokussierten
und wertorientierten Steuerung bei einem
Energieversorger
Prof. Dr.-Ing. Irina Hundt, HTW
Dresden, Faciibereich Wirtschafts–
wissenschaften
Mail:
Dipl.-Kfm. Sven Schulze, Abteilung
Unternehmensentwicklung, Abteilungs–
leiter, envia Mitteldeutsche Energie AG,
Chemnitz
Mail: Sven.Schulze @
von Sven
Schulze,
Chemnitz, und Irina
Hundt,
Dresden
Vorüberlegungen
„Weiche Einflussgrößen bestimmen den
Ressourcenverbrauch in der Gestalt von
Kosten und den Erfolg einer Organisati–
on?" - das ist die zentrale Frage, die zur
Entw
^icklung der Balanced Scorecard
durch Kaplan und Norton führte. (Vgl.
Robert Kaplan/David Norton 11997]:
Balanced Scorecard, Stuttgart, S. V-IX.)
Der wirtschaftliche Erfolg einer Organisa-
t ion gründe t sich auf b e s t immt e
Einflussgrößen, die hinter den finanziel–
len Zielgrößen stehen und die Ziel–
erreichung ursächlich bestimmen. Diese
Überlegungen von Kaplan und Norton
sind die Grundlage
für eine Balanced
Scorecard als Managementsystem
und
nicht
wie oft missverstanden als Kenn–
zahlensystem. Durch die Balanced Sco–
recard kann der gesamte Planungs-,
Steuerungs- und Kontrollprozess einer
Organisation gestaltet werden. Deshalb
ist es nicht verwunderiich, dass am Markt
z. Z.
bereits „fertige"
BSC-IT-Lösungen
angeboten werden wie das Strategie
Enterprice Management SEM der SAP
AG, The SAS Solution for BSC von SAS
Institute Inc., People Soft BSC von People
Soft Inc., die Renaissance BSC von Gentia
oder die ARIS BSC aus dem Haus IDS
Scheer in Kooperation mit SAR Experten
allerdings sind sich einig, dass die ange–
botenen
IT-Lösungen zwar eine gute
Basis bieten, aber für die firmenspe–
zifischen Anforderungen keine kon–
kreten Lösungen darstellen.
Außerdem
erieichtern die
IT-Systeme zwar den Um–
gang mit der BSC, ersetzen aber nicht
die Kommunikation im Unternehmen.
Erst durch eine Diskussion der Führungs–
kräfte im Unternehmen werden die stra–
tegischen Ziele ermittelt und nur durch
die Formulierung gemeinsamer Ziele
kann die Einführung der BSC funktio–
nieren.
Die BSC kann deshalb als strategisches
Managementsystem bezeichnetwerden,
das eine ganzheidiche Steuerung des
Unternehmens durch ausgewogene Be–
rücksichtigung aller erfolgsrelevanten
Perspektiven bzw. Dimensionen ermög–
licht. Sie bildet den Rahmen zur Um–
setzung der Vision und Strategie in Ak–
tionen. (Vgl. Kad-Friedrich Ackermann
[Hrsg.j [ 2000| : BSC für Personal –
managemen t und Personal führung,
1. Auflage, Wiesbaden, S. 18.)
Diese Überlegungen waren Ausgangs–
punkt zur Einführung einer strategie–
fokuss i er ten BSC im Unt ernehmen
enviaM.
Das Unternehmen
Als größter regionaler Energiedienst–
leister in den neuen Bundesländern ent–
stand enviaM im August 2002 aus einer
Fusion von envia Energie Sachsen Bran–
denburg AG, Chemnitz, und der Mittel–
deutschen Energieversorgung AG (MEAG),
Halle. Die
Geschäftstätigkeit erfolgt in
Sachsen, Sachsen-Anhalt, Branden–
burg und Teilen Thüringens
mit einem
Netzgebiet von 27 . 000 km^ und 1,6 Mio.
Kunden. Der Umsatz von 1,8 Mrd. € wird
von ca . 4 . 6 0 0 Mi t arbe i t ern (inkl.
Mehrheitsbeteiligungen) erwirtschaftet.
Darüber hinaus hält die Tochter des RWE-
Konzerns über 60 Beteiligungen.
Das Projekt
Das Ziel des Projektes bestand in der
Entwicklung eines integrativen und funk–
tionalen Werkzeuges zur strategischen
Steuerung des Unternehmens auf Top-
Management-Ebene. Die Teilziele sind
nachfolgend aufgelistet:
• Unterstützung der st rategi schen
Zielverfolgung auf Vorstandsebene
durch ein funkt i ona l es onl ine-
Reportingwerkzeug.
• Erarbeitung
steuerungsrelevanter
Kennzahlen
für das Unternehmen
insgesamt und für die
Geschäftsfelder
Netz und Vertrieb
zur Visualisierung
der strategischen Zielerreichung.
• Möglichkeit zur
Ausweitung auf
weitere Unternehmensebenen.
• Implementieren
„weicher'Taktoren
zur Verme idung von Subopt i -
mierungen.
• Nutzung als
Frühwamsystem
und
zur Maßnahmenplanung.
• Schaffung eines
Analyseinstrumen–
tes
im Rahmen der Optimierung des
Controlling.
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