Controller magazin 1/97
              
            
            
              
                Mitte Juli 2000
              
            
            
              
                8
              
            
            
              
                Controller Kraus (CK) analysiert - zu–
              
            
            
              
                sammen mit Spartencontroller Dr. Früh
              
            
            
              
                und dem Management der Schoko–
              
            
            
              
                ladedivision - die Zahlen aus dem
              
            
            
              
                Haibiahresbericht zum 30 . 6 . 2000
              
            
            
              
                Wie die Management-Erfolgsrechnung der Schoko–
              
            
            
              
                ladesparte aussieht, zeigt Seite 27. Die Zahlen weisen
              
            
            
              
                aus die effektiven Verkäufe in Höhe von 5.610 Ton–
              
            
            
              
                nen aller Produkte. Dann folgt der fakturierte Um–
              
            
            
              
                satz in Höhe von TGE 50.682. Erlösminderungen, die
              
            
            
              
                erst später bekannt sind im Ist wie Boni, Rückvergü–
              
            
            
              
                tungen, Skontoaufwand, sind als Standarderlös-
              
            
            
              
                schmälerungsrate angesetzt. Die Summe der verrech–
              
            
            
              
                neten Erlösschmälerungen ist TGE 4.674. Dem Netto–
              
            
            
              
                erlös folgen dann die Grenzkosten/Produktkosten.
              
            
            
              
                Ermittelt sind diese Zahlen so, daß die verkauften
              
            
            
              
                Einheiten bewertet sind mit den Plan-Prokosätzen je
              
            
            
              
                Kilogramm, die als Auszug aus der Kalkulation
              
            
            
              
                unterhalb der Periodenzahlen angegeben sind (auf
              
            
            
              
                Seite 27). Prüft man z. B. Tafeln massiv: verkauft
              
            
            
              
                wurden 3 Millionen Kilogramm mal der Plan-Proko–
              
            
            
              
                satz je Kilogramm von 4,46, so kommt genau heraus
              
            
            
              
                13.380 TGE. Der Unterschied von 2000 kommt daher,
              
            
            
              
                daß Tafeln massiv nicht ein einzelner Artikel ist,
              
            
            
              
                sondern eine Artikellinie und daß etwas Durch–
              
            
            
              
                schnittswirkungen in der Rechnung enthalten sind.
              
            
            
              
                Die Promotionkosten sind angesetzt als effektiv kon–
              
            
            
              
                tierte Beträge für die fünf Produktlinien - also
              
            
            
              
                Mediamaßnahmen, Werbekostenzuschüsse, Spon–
              
            
            
              
                sern von Veranstaltungen, Displaymaterial, Regal–
              
            
            
              
                betreuungsdienste, Abverkaufshilfen ... Die sparten–
              
            
            
              
                direkten Strukturkosten/Fixkosten dagegen sind
              
            
            
              
                eingefügt als die Hälfte des budgetierten Jahres–
              
            
            
              
                betrags. Die Unterschiede zum Ist stehen dann in
              
            
            
              
                den Verbrauchsabweichungen der einzelnen Kosten–
              
            
            
              
                stellen.
              
            
            
              
                Als Controller könnte man auf der Seite 27 in der
              
            
            
              
                Management Erfolgsrechnung der Schokoladesparte
              
            
            
              
                sozusagen Zeitung lesen. Welche Story erzählen die
              
            
            
              
                Zahlen im Sinne von „so könnte es sich ereignet
              
            
            
              
                haben".
              
            
            
              
                Bei den Tafelschokoladen massiv ist im ersten Halb–
              
            
            
              
                jahr mehr verkauft worden als geplant. Grund dafür
              
            
            
              
                ist der niedrigere Verkaufspreis je Kilogramm (7.70
              
            
            
              
                anstatt 8.50). Da es sich
              
            
            
              
                
                  bei
                
              
            
            
              
                Konsumgütern oft um
              
            
            
              
                Spontankäufe handelt, könnte dies absatzförderlich
              
            
            
              
                gewirkt haben - Voraussetzung wäre, daß auch der
              
            
            
              
                Handel seinerseits die Endverkaufspreise reduziert
              
            
            
              
                hat.
              
            
            
              
                Die Preissenkung könnte ausgelöst worden sein
              
            
            
              
                durch die niedrigeren Einkaufspreise für Kakao (was
              
            
            
              
                auch ein besseres Währungsverhältnis sein könnte).
              
            
            
              
                Das ist sichtbar in der Darstellung der Abweichun–
              
            
            
              
                gen. Bei den Rohstoffpreisen tritt eine günstige Diffe–
              
            
            
              
                renz auf zwischen den gleitenden Istpreisen im Ein–
              
            
            
              
                kauf/Einsatz und den in der Standardkalkulation
              
            
            
              
                der Produktkosten enthaltenen Planeinkaufspreisen.
              
            
            
              
                Wenn es sich um ein Rohstoff-Börsenprodukt han–
              
            
            
              
                delt, ist anzunehmen, daß dieser günstige Trend für
              
            
            
              
                alle Schokoladenleute gilt. Der Anbieter im unteren
              
            
            
              
                Genre geht dann oft zuerst herunter mit dem Ver–
              
            
            
              
                kaufspreis - die Anbieter des höheren Genre müßten
              
            
            
              
                folgen, um den Preisabstand nicht zu überziehen
              
            
            
              
                und Marktanteil zu verlieren.
              
            
            
              
                Angenommen, die Produktion erzeugt die Schoko–
              
            
            
              
                ladeprodukte kontinuierlich. Dann würde die Plan–
              
            
            
              
                produktion für massive Tafeln im ersten Halbjahr
              
            
            
              
                2400 Tonnen gelautet haben. 3000 sind ausgeliefert
              
            
            
              
                worden. Woher kamen die 600 Tonnen, um die Ver–
              
            
            
              
                sorgungslücke zu schließen? Kamen die vom Lager
              
            
            
              
                (dazu brauchte man eine Bewegungsbilanz zum
              
            
            
              
                30.6.) oder wurden noch Zusatzschichten geleistet?
              
            
            
              
                Wenn es im zweiten Halbjahr so weitergeht, dann
              
            
            
              
                bestehen bei dieser Produktlinie Lieferschwierigkei–
              
            
            
              
                ten. Läßt sich dann der Verkaufspreis wieder nach
              
            
            
              
                oben korrigieren?
              
            
            
              
                Bei den Pralinen wurde die Ausstattung geändert. Es
              
            
            
              
                sind - vielleicht aus ökologischen Gründen - preis–
              
            
            
              
                günstigere Materialien eingesetzt worden, die aber
              
            
            
              
                vielleicht den sogenannten "shelf apfjeal" beeinträch–
              
            
            
              
                tigt haben. In der Spalte Einkauf jedenfalls zeigt es
              
            
            
              
                sich bei den Ausstattungen, daß die Einkaufspreise
              
            
            
              
                kumuliert in Höhe von 443.000 unterhalb der Plan–
              
            
            
              
                einkaufspreise liegen. Wenn die Produktion weniger
              
            
            
              
                hergestellt hat als verkauft, können dies
              
            
            
              
                
                  aber
                
              
            
            
              
                keine
              
            
            
              
                Mengenrabatte im Einkauf sein. Also muß das Mate–
              
            
            
              
                rial ausgetauscht worden sein. Evtl. haben die
              
            
            
              
                Pralinenprodukte jetzt ein anderes Erscheinungsbild,
              
            
            
              
                das die Kundschaft nicht so gleich aufgegriffen hat.
              
            
            
              
                In der Pralinenfabrik entstanden "costs of idle
              
            
            
              
                capacity". Wenn Produktionschef Dutzend die Aus–
              
            
            
              
                lastung zurückfährt, um das Lager nicht zu voll zu
              
            
            
              
                machen (Frischeprodukt) und seine Mitarbeiter noch
              
            
            
              
                nicht in einem Modell flexibler Arbeitszeit leben,
              
            
            
              
                würden erst einmal mit jeder nicht erzeugten Tonne
              
            
            
              
                220 Stunden Hilfstätigkeit entstehen (Kalkulation der
              
            
            
              
                Produktkosten mit den Stunden aus den Arbeits–
              
            
            
              
                plänen der Pralinenherstellung). Natürlich kann man
              
            
            
              
                in der Fabrik erst einmal aufräumen, irgendwelche
              
            
            
              
                Dinge aufarbeiten, die liegengeblieben sind. Dies
              
            
            
              
                äußert sich als eine Abweichung auf den Kostenstel–
              
            
            
              
                len des Produktionsbereichs, kontiert unter Hilfslohn
              
            
            
              
                und als Abweichung die Strukturkosten erhöhend.
              
            
            
              
                Setzt sich das fort im zweiten Halbjahr? Wiederholt
              
            
            
              
                sich das vielleicht? Was sollen die Mitart)eiter dann
              
            
            
              
                tun. Die Fabrik ist nämlich aufgeräumt. Kennzeich–
              
            
            
              
                nend für Controlling-Berichtswesen ist, aus dem
              
            
            
              
                Iststand heraus in die Erwartungsrechnung zu ge–
              
            
            
              
                hen. Dafür bewährt sich praktisch immer wieder das
              
            
            
              
                Formular Vier Fenster auf Seite 53.
              
            
            
              
                Bei der Produktlinie Riegel ward ein neuer Vertriebs–
              
            
            
              
                weg aufgebaut über Kioske und Tankstellen. In die–
              
            
            
              
                sem Bereich waren Mitarbeiter zusätzlich geplant,
              
            
            
              
                die aber effekhv im ersten Halbjahr des Jahres 2000
              
            
            
              
                nicht da waren. Vielleicht wurden die Personalan–
              
            
            
              
                träge spät gestellt? Vielleicht hat Personalchef Dr.
              
            
            
              
                Wichtig nicht rechtzeitig reagiert? Die Abweichung
              
            
            
              
                in der Spalte Vertrieb, die günstig 381 TGE beträgt,
              
            
            
              
                könnte dadurch entstehen, daß Planstellen nicht
              
            
            
              
                besetzt sind. Geht man in die Vorschau/Erwartungs–
              
            
            
              
                rechnung, müßte geklärt sein, ob die Mitarbeiter jetzt
              
            
            
              
                da sind im zweiten Halbjahr und für entsprechende
              
            
            
              
                Absatzmengen sorgen.
              
            
            
              
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