Seite 17 - CONTROLLER_Magazin_1997_01

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Controller magazin 1/97
c) Controller Kraus (CK) holt sich Orientierung über
das derzeitige betriebliche Rechnungswesen der
Maschinensparte
Controller Kraus geht zusammen mit Administrator
(Sparten-Controller) Schauer das derzeitige Rech–
nungswesen der Maschinensparte durch. Dieses
führt von der Gewinn- und Verlustrechnung der
Finanzbuchhaltung (Seite 13)
über
eine Ül>erleitungs-
brücke zur Betriebsergebnisrechnung auf Seite 18.
Die Betriebsergebnisrechnung folgt dem System
einer Standard-Vollkostenrechnung. Die verkauften
Stückzahlen sind bewertet mit den Standard-VoU-
Selbstkosten der Produkte.
Wie sich die Standard-Selbstkosten ermitteln, zeigen
die Kalkulationsbeispiele für die Punktschweiß–
maschine Leicht und die Kontaktschweißmaschine
Universal auf Seite 17. Analog ergeben sich die
Selbstkostensätze der „Schwer" mit 10.200,-- und der
„Spezial" mit 77.800,-.
Wie Controller Kraus sieht, tauchen Begriffe wie
„Grenzkosten", „Variable Kosten" und „Fixkosten"
erst gar nicht auf. Er denkt, daß es hier einfacher sein
könnte, zukünftig - sozusagen zero based - gleich
mit den Begriffen Produktkosten (Proko) und
Strukturkosten (Struko) zu arbeiten. Man braucht
Speicher nicht erst löschen, die mit inzwischen - seit
Beginn des neuen Jahrhunderts - überholten Aus–
drucksweisen besetzt sind.
Diese Richtwerte haben eine Doppelfunktion: ein–
mal regeln sie sachbezogen einen bestimmten
Fertigungsablauf. Zum anderen dienen sie perso–
nenbezogen zugleich auch als Zielmaßstäbe oder
"Standards
of Performance" für den Betheb.
2) Diagnose Finanzbuchhaltung
An der Finanzbuchhaltung hat der zentrale Con–
troller-Dienst nichts auszusetzen. Aufgabe der Fi–
nanzbuchhaltung ist nachzuweisen, wie der Finanz–
controlling-Rhythmus bei den Aufwandspositionen
aussieht. Jede Buchung im Soll wäre als Mittel–
verwendung berichtsmäßig zu verstehen; eine Bu–
chung im Haben ist Mittelherkunft. Das Prinzip,
daß Soll und Haben stimmen müssen, ist also jenes
des Geldbeutels. Man kann Geld nicht verwenden,
wenn man es nicht irgendwo herbekommt.
Femer liefert die Finanzbuchhaltung Informationen
über die Aufwandsarten. Allerdings schaltet sie ab,
sobald die Frage auftaucht, wo und von wem Ko–
sten disponiert werden können (Kostenstellen)
sowie wofür Kosten eingesetzt sind (Kostenträger).
Für solche Informationen hat die Maschinensparte
eine „Betriebsabrechnung" aufgebaut. Ist jedoch
dieses Rechnungswesen als management-
und
Controlling
-geeignet zu beurteilen?
Die Kalkulationssätze stammen aus dem Betriebsab–
rechnungsbogen auf Seite 16. Dort sind die Auf–
wandszahlen der Buchhaltung (Seite 13) auf die
Kostenstellen zugeteilt. Die Hilfsstellen sind auf die
Fertigungsstellen sowie auf die Verwaltungs- und
Vertriebsstellen „umgelegt" worden. Dieses t)erühm-
te Wort stammt aus dem BAB. Durch die Hilfsstellen
laufen keine Fertigungsaufträge. Wie sollen deren
Kosten also abgedeckt werden, wenn nicht vorher
„umgelegt"? In den Spalten der Fertigungsstellen
ergeben sich die Fertigungsgemeinkosten-Zuschlag–
sätze in %auf die Fertigungslöhne. Bezugsbasis für
Konstruktions- und Werkzeugkosten sowie Ver–
triebs- und Verwaltungskosten sind die Herstell–
kosten. Diese bestimmen sich, wenn man zur BAB-
Gemeinkostensumme die Fertigungslöhne sowie das
Fertigungs-Einzelmaterial hinzuaddiert (Seite 16).
Soweit es den Fertigungslohn betrifft, besteht in der
Maschinensparte ein Zeitakkord-System. Der durch–
schnittliche Leistungsgrad beträgt 140
%.
Der Ak–
kord-Richtsatz beläuft sich im Fallbeispiel durch–
schnittlich auf 7,15 GE. Der Durchschnittsverdienst
der Fertigungslöhner liegt dann bei 7,15 • 1,4 = 10,—
GE je Stunde. Soweit - so findet Controller Kraus -
in der
3)
BAB-Diagnose
Vom Controller-Standpunkt aus wäre am Betriebs–
abrechnungsbogen der Seite 16 auszusetzen, daß
a) bei den Zuschlags-Sätzen Kosten auf Kosten
kalkuliert werden - deshalb %-Sätze - anstelle
einer Berechnung von Kosten auf eine
Leistungsart wie z. B. Stunden (sobald der
Lohnsatz sich ändert, stimmen auch die Zu –
schlagsätze nicht mehr);
b) bei rückläufiger Beschäftigung der Zuschlagsatz
der Fertigungsstelle steigt (nicht alle Kosten
gehen mit der Beschäftigung analog zurück), so
daß die Gefahr besteht, sich bei schrumpfender
Auslastung über höhere Kostensätze noch wei –
ter aus dem Markt herauszukalkulieren oder
Arbeitsgänge nach draußen zu geben (Outsour–
cing), weil die eigene Fertigung zu teuer er–
scheint mit der Folge, daß die Restauslastung zu
noch teureren Kostensätzen führt. So kann man
sich aus dem Markt auch hinausrechnen.
1)
Diagnose der technischen Daten,
daß für das Rechnungswesen der Maschinensparte
ein guter technischer Unterbau aus der Arbeitsvor–
bereitung heraus geleistet worden ist. Die Stunden
in der Kalkulation der Produkte auf Seite 17 sind
Vorgabestunden; also Richtwerte.
c) die Zuordnung der Kosten auf die Stellen - vor
allem soweit es die Umlagen der Hilfsstellen auf
die Fertigungsstellen betrifft - global vorge–
nommen ist;
d) dieses Informations-System an kostenbeein–
flussende Manager nicht adressierbar ist.
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