Controller magazin 1/95
Finanzierung
Da jede Investition seitens des Untemehmens finan–
ziert werden muß, sind hier verschiedene Altemati-
ven zu erarbeiten. Bei der Finanziemng von Umwelt–
schutzmaßnahmen können oftmals öffentliche Gel–
der in Anspmch genommen werden. Diese werden
beispielsweise in Form von Steuervergünstigungen,
öffentlichen Krediten und Subventionen gewährt.
Gesetzliche Auflagen I freiwillige Maßnahmen
Bereits heute gibt es eine Fülle von gesetzlichen
Auflagen, die von den Unternehmen einzuhalten
sind. Eine durch Medien und Umweltschutz–
initiativen sensibilisierte Bevölkemng, immer
aussagefähigere Meß- und Analysemethoden und
ein gestiegener Bedarf werden in Zukunft immer
höhere Umweltschutzmaßnahmen von den Unter–
nehmen fordern. Hier ist durch eine vorausschauen–
de Ünternehmenspolitik ein Optimum zwischen
gesetzlichen Auflagen und freiwilligen Maßnahmen
zu erzielen. Sind Umweltschutzmaßnahmen bereits
vom Gesetzgeber beschlossen, sind diese meist in
kürzester Zeit zu realisieren und belasten das
Untemehmen mit erheblichen Kosten. Durch eine
vorausschauende Denkweise können Maßnahmen
kombiniert und Einspamngspotentiale freigesetzt
werden. Der Aspekt der Imageverbessemng sollte
hier ebenfalls Berücksichtigung finden.
Kostenarten-IKostenstellenplanung
Um die Kosten für den Umweltschutz kalkulierbar
und planbar zu machen, ist es sinnvoll, für Umwelt–
schutzmaßnahmen eigene Kostenarten und Kosten–
stellen einzurichten. Durch die Ermittlung geeigneter
Bezugsgrößen ist eine Überrechnung auf das einzel–
ne Produkt möglich. Mit Hilfe von Plan-/lst-Verglei-
chen können Abweichungsanalysen angestellt,
Schwachslellen erkannt und beseitigt werden
(Abb. 3).
Erlöse
Bei Umweltschutzmaßnahmen wird zwischen den
direkt produktbezogenen und nicht direkt produkt–
bezogenen Kosten unterschieden. Direkt produkt–
bezogene Kosten sind Kosten, die einen direkten
Einfluß auf das Produkt haben (z. B. Einsatz von
umweltfreundlichen Rohstoffen). Diese Kosten
führen in der Regel durch höhere Umsatzerlöse zu
Gewinnsteigemngen. Diese Erlös- und Kostenanteile
separat darzustellen, ist relativ einfach. Nicht direkt
produktbezogene Kosten sind Kosten, die keinen
direkten Einfluß auf das Produkt haben (z. B.
umweltschonende Produktionsverfahren). Hier ist
kein direkter Bezug zwischen Kosten und Erlösen
herzustellen. Der zusätzliche Gewinn für das
Unternehmen ist durch qualitative Merkmale
gekennzeichnet (z. B. Imageverbessemngen, gestie–
gene Akzeptanz beim Kunden, Erhöhung des
Marktanteils, Nutzung von Marktnischen). Eine
quantitative Einschätzung ist nur langfristig möglich,
sollte bei einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
allerdings nicht vernachlässigt werden.
Bilanz I Gewinn- und Verlustrechnung
Ein weiterer Schritt, Umweltschutzmaßnahmen die
nötige Transparenz zu geben, um bei Abweichungen
steuemd einzugreifen, ist das detaillierte Ausweisen
in der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung
(Abb. 4).
Informations- und Frühwarasysteme
Um kurzfristig Entscheidungen treffen zu können,
ist eine aktuelle, der Entscheidungsebene angemesse–
ne Detailliemng des Zahlenmaterials unerläßlich.
Jeder sollte die für ihn relevanten Informationen
erhalten. "Zahlenfriedhöfe" sind zu vermeiden.
Berichtswesen
Die Erstellung des Berichtswesens ist Aufgabe des
Controllers. Unter Berichtswesen wird auf der einen
Seite der immer wiederkehrende Bericht (z. B.
Monatsbericht, (Juartalsbericht, Kostenstellenbericht,
Bilanz, GuV) verstanden. Hier werden die Istdaten
den Plandaten gegenübergestellt, analysiert und ggf.
Maßnahmen eingeleitet. Das dargestellte Zahlenma–
terial sollte auf die jeweilige Hierarchiestufe abge–
stimmt sein und nur für die Hierarchiestufe relevan–
te Kennzahlen enthalten.
Eine weitere Berichtsform ist der individuelle, vom
Controller
je
nach Bedarf erstellte Bericht. Er ist
neben dem Standardbericht ein sinnvolles Instm–
mentarium, Schwachstellen im Unternehmen
frühzeitig zu erkennen. Beide Berichtsformen sollten
das Unternehmen in die Lage versetzen, auf Chancen
und Risiken nicht nur zu reagieren, sondem auch
agierend auf das Umweltgeschehen einzugreifen.
Ein aussagefähiges Berichtswesen dient dem Unter–
nehmen gleichzeitig als Frühwamsystem.
Öko-Bilanz
Die Öko-Bilanz, eine Form des ökologischen Be–
richtswesens, ist eine wirksame Methode, Schwach–
stellen im Bereich des Umweltschutzes zu erkennen.
Dem Input auf der Aktiv-Seite der Bilanz wird der
(Dutput auf der Passiv-Seite gegenübergestellt. Aus
einer solchen Darstellung lassen sich Informationen
über die Verwendung der eingesetzten Ressourcen
gewinnen. Öko-Bilanzen dienen in Form von
Planbilanzen als umweltorientierte Frühwam-
systeme. Mit ihrer Hilfe können Optimiemngs- und
Rationalisierungsmaßnahmen und die Überschrei–
tung gesetzlicher Vorschriften aufgezeigt werden
(vgl. Thomas Rück; Öko-Controlling als Fühmngs–
instmment). Ein vereinfachtes Beispiel einer Öko–
Bilanz wird in Abb. 5 gezeigt.
Faz i t
Umweltschutz ist notwendiger und zukunftssichem-
der Bestandteil unserer Lebensgmndlage geworden.
Ohne Umweltschutzmaßnahmen ist die Erde als
Lebensraum für Mensch und Tier nicht zu erhalten.
Aus dieser Feststellung ergibt sich zwangsläufig ein
Handlungsbedarf für öffentliche und private Indu–
strieunternehmen. Umweltschutz sollte hier aller–
dings nicht als Hemmnis, sondern als Chance für
den Untemehmenserfolg betrachtet werden.
Die richtige Untemehmensstrategie, eine voraus–
schauende und ganzheitliche Denkweise, aussagefä–
hige Informationssysteme und ein funktionierendes
Frühwarnsystem werden auch langfristig die
Existenzgmndlage für ihren Untemehmenserfolg
darstellen.
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