Controller magazin
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CONTROLLING-
TAGES–
ENTWICKLUNGEN
von Prof. Dr. Karla
Stingl,
Institut für
Betriebswirtschaft, Universität Leipzig,
Congressvortrag 25. Juni 91 München;
"High Noon-Gedanken" - Arbeitskreis–
leiterin Controller Verein eV
Gestatten Sie mir zu Beginn, meine ganz per–
sönlichen Beziehungen zu dem Controlling dar–
zustellen. Ich habe 1960 mein Studium der
Arbeitswissenschaften beendet, habe dann fast
zehn Jahre in der Industrie gearbeitet als Leiter
der Wirtschaftskontrolle und stellvertretender
Hauptbuchhalter. Das entspricht so etwa dem
Controller, nur daß die Planung außerhalb lag.
Ich habe danach nochmal etwa fünf Jahre als
Finanzplaner in einem Kombinat mit 28 Betrie–
ben und 33000 Beschäftigten und 1 Milliarde
Umsatz gearbeitet und habe 1969 meine akade–
mische Laufbahn an der Leipziger Universität
begonnen. Promotion, Habilitation, Lehrstuhl
für Rechnungsführung und Statistik, d. h. für
das Rechnungswesen, für das volkswirtschaft–
lich ausgerichtete Rechnungswesen, wie es in
den neuen Bundesländern vorhanden war.
Meine letzte große Aufgabe vor der Wende war
die Leitung einer Arbeitsgruppe von Praktikern
und Theoretikern zum Thema "Kostenrech–
nung". Das geschah im Auftrag der Staatlichen
Zentralverwaltung für Statistik. Das ist so das
Pendant zum Statistischen Bundesamt, aber in
der DDR die verantwortliche Regierungsstelle
für das Rechnungswesen. Und wir haben dort
eine ganze Reihe Themen angedacht und mit
bestimmten Lösungshinweisen an unsere
Regierungsstelle gegeben. Kostenstellenlei-
stungsrechnung, komplexe Zeitrechnung über
die Produktion, all die Probleme sind also nicht
fremd. Zumindest ist es so gewesen, daß Uni–
versitätsangehörige schon wußten, was auf
ihrem Fachgebiet hier in der BRD und anders–
wo abläuft. Es war nicht immer einfach, an
Bücher heranzukommen, und man hatte auch
immer nur Teilkenntnisse, man konnte sie nicht
anwenden, aber man hat natürlich Instrumente
und Methoden auch vermittelt.
Nach der Öffnung der Grenze war mir die
Entwicklung, wie sie gekommen ist, eigentlich
sofort klar, und ich habe Anfang Dezember
meine erste Literaturstudie zu Controlling
meinen Arbeitsgemeinschaftsmitgliedem
übergeben. Wir haben dort eine erste einfache
Checkliste zu Fragestellungen des Controlling
und zur Überleitung ins Controlling angegan–
gen. Im Januar war mein erster Besuch in den
alten Bundesländern hier bei Fachkollegen und
dann haben wir ein Projekt mit dem Haufe-
Verlag gemacht: Rechnungswesen und Betriebs–
führung im DDR-Betrieb. Eine Loseblattsamm–
lung, wie sie ja für den Haufe-Verlag üblich ist.
Bestandsaufnahme zum 1.1.1990 mit der Ziel–
stellung, Praxishilfen zu geben beim Übergang.
Es ist auch voriges Jahr im August herausge–
kommen, aber wir haben bei dem Übergang
eigentlich nur die DM-Eröffnungsbilanz ge–
schafft. Denn dann war kein Übergang mehr
möglich. Dann war eine übergangslose Zeit der
Einführung der Marktwirtschaft gekommen.
Im März 1990 habe ich gemeinsam mit drei an–
deren eine Gesellschaft für Rechnungsführung
und Controlling gegründet und wir hatten -
ich bin dort 2. Vorsitzende im Hauptvorstand -
auf Anhieb über 1000 Mitglieder, also etwa ver–
gleichbar bei der Mitgliederzahl mit Ihrem
Verein. Aber wir haben natürlich strategisch
heute keine Bedeutung mehr. Und wir wollen
also eins machen: Von den verbliebenen - im
Moment sind es noch 680 Mitglieder - wollen
wir
sie überführen in die Schmalenbach-Gesell-
schaft, in den Bundesverband der Bilanzbuch–
halter und wofür ich mich natürlich selbst
engagiere, was ich selbst betreibe, in den Con–
troller Verein. Denn ich hatte auch eine Arbeits–
gruppe Controlling in Leipzig und sie wi rd ja
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