Seite 36 - CONTROLLER_Magazin_1977_03

Basic HTML-Version

SB 3/77
von Dipl. -Kfm. Dr. Albrecht Deyhle, Gauting
Das Studieven des Suohard-Beriahts-Beispiels soll zu "Aha-
Erlebnissen" in der eigenen Controller-Berichterstattung
verhelfen. Dies ging mir auoh selber so beim redaktionellen
Duroh-Kneten.
V A R I A N T E N N A C H B R A N C H E N
Die Hauptunterschiede beziehen sich jeweils auf das, was unter "proportionalen Kosten" zu verstehen
ist. In Unternehmungen d e s H a n d e l s müßten hier die Kosten des Wareneinsatzes erscheinen. Der
Deckungsbeitrag I - etwa auf dem Blatt 3 oder dem Blatt 5 - wäre soweit identisch mit dem Roh–
ertrag. Überhaupt ist immer wieder hervorzuheben, daß ein Informations-System mit Deckungsbei–
trägen nichts anderes darstellt als die dem Handel schon immer geläufige Spannen-Rechnung.
Das P r o b l e m in H a n d e l s b e t r i e b e n liegt wohl zum Unterschied von industriellen Unterneh–
mungen hauptsächlich in zwei Sachverhalten: 1) in der Vielzahl der Artikel und 2) in der Ge–
schwindigkeit der Reaktion im Sinne einer Arbitrage. Beide Faktoren erschweren beim Wareneinsatz
die Bildung von Standard-Einstandspreisen je Artikel. Namentlich im stationären Handel - Kaufhaus,
Einkaufszentrum, Supermarkt - dürfte es heute überwiegend noch nicht möglich sein, eine Absatz-
und Rohertrags-Statistik von den Registrierkassen her je einzelnen Artikel zu erhal ten.
Also muß man sich mit Kunstgriffen behelfen wie z .B. einer Rechnung in Warengruppen, für die ein
durchschnittlich geplanter Deckungsbeitrag - als eine Art Gruppen-Standard - von "oben her",
also vom Erlös her, angesetzt wird, um eine Rohertrags-Ergebnisrechnung zu erhalten. Dieser Er–
folgsbericht ließe sich zudem auch von der Belieferungs-Statistik einzelner Märkte oder Filialen her
aufbauen - anstatt als erfassungstechnisch schwierigere Ab-Verkaufs-Statistik an den Registrier–
kassen. Der Rohertrags-Bericht für die einzelnen Märkte/Filialen entspräche dann dem Prinzip einer
Auftragseingangs-Statistik. Aber die Prämisse, daß die Regal-Läger in den einzelnen Verkaufsstellen
durchlaufende Posten bilden, ist sicher zulässig.
In D i e n s t l e i s t u n g s - U n t e r n e h m u n g e n wie z.B. Ingenieurfirmen, Montagebetrieben, in
einer Hafengesellschaft, auf einem Flughafen oder auch in der Urproduktion wie z .B. im Bergbau
würden die proportionalen Kosten nicht oder nur kaum aus Materialeinsätzen bestehen, sondern über–
wiegend bis zu 100 % aus Zeit-Einsätzen. Und zwar müßte es sich um jene Zeiten handeln, die un–
mittelbar der "Produktion" der betreffenden Dienstleistung dienen. Auch eine Problemlösung im Sinne
einer Konstruktion oder Machbarkeits-Studie braucht dazu, damit die Problemlösung existiert, ein
bestimmtes Zeitgerüst. Wo - wie in einem Automobilclub - juristische Auskünfte zu Verkehrs–
fragen für den "Markt des Mitgliedsbeitrags" produziert werden, ist ebenso in der Bahn von Prozeß-
zeiten zu denken wie bei der Produktion etwa von Automobilen oder Motorrädern. Solche Zeiten zur
Informations-Produktion (in einem Brief, in einem Telefongespräch, bei einem Besuch) gehören in
die Grenzkosten oder proportionalen Kosten; während etwa interne Besprechungen, Studieren neuer
Entscheidungen, Abgeben von Stellungnahmen im Sinne von Öffentlichkeitsarbeit in den Komplex
der Fixkosten wandern.
Proportionale Kosten in der V e r s i c h e r u n g wären die Kosten der Schadenszahlungen. Analog zu
Rezepturen oder Stücklisten im Beispiel der Schokoladefabrik müßte als Einsatz-Formel die Schaden-
Häufigkeit bei verschiedenen Versicherungs-Branchen erarbeitet werden. Dazu kämen die durch–
schnittlichen Kosten je Schadensfall im Sinne von Einstandspreisen - ähnlich wie beim Kakao oder
den Aluminiumfolien auch. (vgl. zu diesen Anwendungsfragen des Controlling im Versicherungsbe–
triebs die Beiträge in Nr. 1/77 des Controller-Magazins.)
In K r e d i t i n s t i t u t e n wäre Deckungsbeitrag I etwa im Aktiv- und Passiv-Geschäft die Zinsspanne.
Als Absatz - analog zu den Tonnen des Schokolade-Absatzes - müßten die ausgeliehenen Geld–
summen angesetzt werden. Der Erlös dafür wären die Zinseinnahmen. Dagegen steht der Zinseinstand
114
BERICHTSNOTIZEN