Wirtschaft und Weiterbildung 7-8/2022

d“ Das Magazin für Führung, Personalentwicklung und E-Learning www.wuw-magazin.de wirtschaft weiterbildung 07/08_22 Mat.-Nr. 00107-5199 Kets de Vries_„Putin zu coachen, wäre ein langer und harter Job“ S. 14 E-Learning_Darum reicht eine gute Technologie allein nicht aus S. 32 Copetri Convention_Die neue HR-Konferenz hat überzeugt S. 52 Sommer, Sonne, Lesestoff Diese Fachbücher empfiehlt die Redaktion S. 18

editorial wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 3 Bis dahin wünsche ich Ihnen einen schönen Urlaub! Kristina Enderle da Silva, Chefredakteurin einige Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden gerade „New-Work-Pakete“ an. Darin enthalten ist meist ein mobiles Endgerät mit einer neuen Homeoffice-Regelung. Viele New-Work-Anhänger finden das grotesk, was die Praxis aus dem Konzept „New Work“ macht. Wer der Ursprungsidee von Frithjof Bergmann folgt, sucht danach, was er oder sie wirklich, wirklich will – Homeoffice ist da eher eine Randerscheinung. Und klar, die Kritiker haben Recht: Ein Homeoffice-Angebot macht noch kein New-Work-Konzept. Doch wissen Sie, was mich an Diskussionen um New Work wirklich, wirklich nervt? Dass New Work oft zur Glaubensfrage erhoben wird: Da gibt es die einen, die verstanden haben, was New Work wirklich, wirklich bedeutet, und andere dazu bekehren wollen. Passenderweise nennen sie sich oft „Evangelisten“. Und es gibt die anderen, die New Work – zumindest aus Sicht der Ersteren – nur alibimäßig betreiben, um die Mitarbeitenden bei Laune zu halten. Ihre Anstrengungen werden nicht ernst genommen. Auch im Coaching gibt es solche Spaltungen. Coachs hängen häufig einer bestimmten „Glaubensrichtung“ an – der Coaching-Schule, nach der sie ausgebildet wurden. Daraus entwickelt sich ein Gegeneinander unter den Coachs, das über den Wettbewerb am Markt hinausgeht. „Viel sinnvoller scheint es, das Beste aus mehreren Coaching-Ansätzen zu kombinieren“, appelliert mein Kollege Martin Pichler in seinem Artikel ab Seite 38 in dieser Ausgabe. Voneinander lernen und daraus etwas Neues, Besseres entwickeln statt die Unterschiede zu unterstreichen: Das würde auch mancher Debatte um New Work guttun. Eine unserer Buchempfehlungen in der Titelstrecke ab Seite 18 könnte dazu beitragen: Mit „New Work Utopia“ gibt Carsten Schermuly zahlreiche Gedankenanstöße, über die sich hervorragend diskutieren lässt. Lassen Sie uns die Debatte nach der Sommerpause im Herbst aufgreifen. Liebe Leserinnen und Leser,

inhalt 07/08_2022 4 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 06 blickfang aktuell 08 Nachrichten Neues aus der Weiterbildungsbranche: aktuelle Studien, Umfragen und Tipps menschen 14 „ Putin zu coachen, wäre ein harter Job“ Auch mit 80 Jahren arbeitet der bekannte Ökonom und Psychoanalytiker Manfred Kets de Vries noch daran, humanere Organisationen zu fördern, indem er Führungskräfte coacht. Mit schwierigen Persönlichkeiten komme er dabei am besten zurecht, sagt er. titelthema 18 Sommerlektüre für Profis Utopisch oder praxisnah, in jedem Fall lehrreich: Mit diesen Fachbüchern ist für eine entspannte Weiterbildung während des Sommerurlaubs gesorgt. 22 Podcasts – für Sie reingehört Die Zahl an Podcasts zu Training, Coaching und Weiterbildung ist riesig. Die Redaktion hat es trotzdem gewagt, allein vier auszusuchen, die für die große Themenvielfalt der Lernwelt stehen. Buchtipps. Egal, ob Sie in die Ferne reisen oder den Sommer auf dem Balkon genießen: Ein Buch ist immer ein guter Begleiter. Wie jedes Jahr hat die Redaktion einige empfehlenswerte Fachbücher ausgesucht, mit denen Sie sich über den Sommer weiterbilden können – und Podcasts, um die Augen entspannen zu können. Kets de Vries. Der Leadership-Coach gibt anlässlich seines 80. Geburtstags persönliche Einblicke in seine Arbeit. 14 personal- und organisationsentwicklung 26 Wenn der Außendienst auf Lernreise geht Die Coronapandemie war der Anlass: Der Sartorius-Konzern hat ein geplantes Präsenzformat für Vertriebstrainings mit externer Hilfe in ein erfolgreiches Blended-Learning-Angebot mit synchronen und asynchronen Lerneinheiten verwandelt. 29 BDVT zeichnet Trainingskonzepte aus Der Berufsverband für Training, Beratung und Coaching (BDVT) hat die Gewinner der diesjährigen „Europäischen Trainingspreise“ gekürt. Dabei gab es sowohl für hybride Seminarkonzepte als auch für reine Präsenztrainings großes Lob. 32 So hilft die beste Lerntechnologie nicht Der Ed-Tech-Markt boomt und viele Unternehmen sind bereit, in immer trendigere Lösungen zu investieren. Doch dabei bleiben allzu oft Lerninhalt und Lernmethode auf der Strecke. Ein Plädoyer für den Dreiklang aus Technologie, Didaktik und Content. 36 Das Morgen mitgestalten Wie könnte L&D im Jahr 2044 aussehen? Worin könnte die Rolle von Corporate Learning bestehen? Um diese Fragen zu beantworten, hat das Münchener Bildungsforum ein Zukunftsszenario entworfen. Auf dessen Basis können alle Interessierten in Zukunftslabs mitdiskutieren. 18

wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 5 Sartorius. Der Pharmazulieferer setzt erfolgreich auf Blended-Learning-Formate im Vertriebstraining. training und coaching 38 Methodenintegration im Business-Coaching Es gibt zahlreiche Coaching-Schulen. Anhänger einer Schule zu sein, hilft dabei, sich im Markt zu positionieren. Aber man landet letztlich bei einer „Glaubensrichtung“, die ihre Lieblingswerkzeuge hat. Viel sinnvoller scheint es, das Beste aus mehreren Coaching-Ansätzen zu kombinieren. 44 Mehr coachen, weniger verdienen Welche Themen im Jahr 2021 im Fokus der Coachs standen, wie viele Stunden sie zu welchen Honoraren gearbeitet haben und welche Coachees die größte Zielgruppe bilden – das alles zeigt die aktuelle Rauen-Coaching-Marktanalyse. messen und kongresse 50 Neustart mit 11.000 Besucherinnen und Besuchern Die Bildungsmesse Learntec und der zugehörige Kongress fanden erstmals seit der Coronakrise wieder live in den Karlsruher Messehallen statt. Die größte Neuerung war die eigene Halle für das Thema „E-Learning in Schulen“. 52 Mehr als ein Achtungserfolg Die „Copetri Convention“ hat im Mai Premiere gefeiert. Das große Programm mit bekannten Köpfen kam gut an – ebenso wie das Lob für die HR-Profis in der Eröffnungsrede von Sascha Lobo. Copetri Convention. Ganze 2.524 Menschen kamen zur Premiere des neuen HR-Events und genossen die Festivalstimmung. 26 52 56 kolumne 58 zitate Rubriken 03 editorial 55 vorschau/impressum

blickfang 6 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 WER Sirkka Freigang, Global Head of Smart Learning, Rooom AG, und Thomas Jenewein, Business Development Manager SAP Training & Adoption Europa, halten ihr Learntec-Treffen mit einem Selfie fest. WAS Neben der Freude über die endlich wieder möglichen Präsenzevents war auf den Kongressen und Messen im Monat Mai und Juni der akute Drang zum Selfie zu beobachten. UND SONST Das Foto von der Journalistin Gudrun Porath am 31. Mai auf der diesjährigen Learntec in Karlsruhe auf der neuen Sonderschau „Future Lab“ aufgenommen. Das Selfie gehört dazu. Kaum war die Podiumsdiskussion, bei der er mitwirkte, vorbei, stellte sich Cawa Younosi (Head of People Germany, SAP) mit seinen zwei Mitdiskutanten an den Bühnenrand, drehte sich um und schoss mit dem Rücken zum Publikum ein Selfie. Die meisten Zuhörer und Zuhörerinnen blieben extra noch einen Moment sitzen, weil sie kapiert hatten, dass sie im Hintergrund eines Selfies zu sehen sein werden. Viele winkten artig. Nicht nur bekannte HR-Influencer wie „Cawa“ wissen um die Macht der sozialen Medien. Der Trend zum Kompetenz-Selfie („My Selfie My Skills“) war auf den Events der vergangenen zwei Monate unübersehbar. Dabei kommt es darauf an, dass man sich mit einer Person aus der eigenen Community abbildet – was recht unaufdringlich auf die Wertschätzung durch andere hinweist.

8 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 HANNOVER MESSE 2022 Weniger Trubel als früher Die junge Generation in Deutschland tickt überraschend kapitalistisch. Zwei Drittel der 16- bis 29-Jährigen glauben, dass der wirtschaftliche Aufstieg hierzulande für jeden möglich sei, wenn er sich nur anstrenge. Nur 18 Prozent meinen, dass die sozialen Schichten festgefügt seien und die ALLENSBACH Junge setzen auf den Kapitalismus mismus so stark. Gut 70 Prozent der unter 30-Jährigen sind zudem überzeugt, dass Deutschland seinen Wohlstand in Zukunft nur halten könne, wenn es Menschen gebe, die unternehmerische Verantwortung übernähmen und wirtschaftliche Risiken eingingen. Dass der Staat mit hohen Steuern und Abgaben für eine umfassende Absicherung der Bevölkerung sorgen solle, sagen nur 31 Prozent. Eine relative Mehrheit von 37 Prozent favorisiert dagegen niedrige Steuern und Abgaben und fordert, dass sich jeder selbst um die soziale Absicherung kümmern müsse. Die Gesamtbevölkerung will aber im Gegensatz zur Jugend den großzügigen Sozialstaat. Ein umfassender Wohlfahrtsstaat ist der Mehrheit der Bevölkerung wichtiger als geringe Steuern. 37 Prozent der österreichischen Unternehmen planen, im zweiten Halbjahr 2022 deutlich mehr Geld in die Weiterbildung ihrer Belegschaft zu investieren. In den vergangenen Jahren lag der Anteil jeweils bei etwa 21 Prozent. Das ergab eine aktuelle Weiterbildungsstudie der österreichischen „Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung“ (PbEb). Befragt wurden österreichweit 400 HR- und Personalverantwortliche aus unterschiedlichen Unternehmen. Die größten Weiterbildungsanstrengungen sind im Bereich Informatik und EDV-Anwendungen (43 Prozent) vorgesehen. Dieser Sektor landet erstmals auf Platz eins der wichtigsten Weiterbildungsmaßnahmen. Es folgen Persönlichkeitsentwicklung (40 Prozent) sowie Technikschulungen, um den Produktionsprozess zu optimieren (39 Prozent). Der Bereich Unternehmensführung (31 Prozent) verlor dagegen an Bedeutung. Das gilt auch für das Vertriebstraining. ÖSTERREICH Es wird mehr in die Weiterbildung investiert Armen bei den heutigen Verhältnissen gar keine Chance hätten, nach oben zu kommen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach, die in der „Welt am Sonntag“ (15. Mai 2022) veröffentlicht wurde. In keiner anderen Altersgruppe ist der AufstiegsoptiNach zwei Jahren pandemiebedingter Pause startete ohne Coronabeschränkungen am 30. Mai die Hannover Messe. Viele Aussteller waren froh, sich wieder mit Experten und potenziellen Kunden persönlich austauschen zu können. In den unterschiedlichsten TVReportagen von der Messe war von den Ausstellern immer wieder zu hören: „Wir wollten unbedingt wieder vor Ort sein und freuen uns, dass es in diesem Jahr endlich wieder geklappt hat.“ Laut den Messeveranstaltern des Branchentreffs stellten in Hannover rund 2.500 Unternehmen aus 60 Ländern ihre neuesten Produkte und Patente vor. Trotz aller Präsenzeuphorie: Es kamen lediglich 75.000 Besucher nach Hannover. Im Vor-Coronajahr 2019 waren es immerhin rund 200.000 Besucher. Hannover. Das zentrale Thema war die Digitalisierung. Foto: DEutsche Messe aktuell

wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 9 Kurz und Knapp Horváth. „Controlling-Papst” Péter Horváth, ist am 4. Juni im Alter von 85 Jahren verstorben. Er hat die Managementberatung Horváth 1981 mitgegründet und gilt als Pionier des Controllings in Deutschland. Insgesamt verfasste Horváth mehr als 40 Fachbücher, zahllose Fachartikel und er war Mitherausgeber der Zeitschriften „Controlling“, „Wissenschaftsmanagement“ und „Familienunternehmen & Strategie“. Edtech Konferenz. Educational Technologies gewinnen in Europa immer mehr an Bedeutung. Am 29. und 30. September wird in Berlin die „Edtech Konferenz“ (https:// edtech-germany.de) stattfinden und die Teilnehmenden über aktuelle Entwicklungen aus Wissenschaft und Praxis informieren. Unter anderem soll es um New Learning und das adaptive Lernen im Berufsalltag gehen. Gelernt wird demnach kompetenzorientiert und datenintelligent. Rebranding. Aus der „Pink University“ wird „Pinktum“. Mit diesem Rebranding soll der Weg frei gemacht werden für ein beschleunigtes Wachstum im E-LearningMarkt. Die Anlehnung an das Wort „Momentum“ soll die Dynamik vermitteln, mit der das Unternehmen die betriebliche Weiterbildung modernisieren will. Mehrheitsgesellschafter ist Joachim Pawlik (Pawlik Group). Auch das noch. Verkaufstrainer Martin Limbeck hat Ende Mai ein provokatives Buch („Dodoland – Uns geht’s zu gut! Warum wir alle wieder mehr leisten müssen“) veröffentlicht und wurde prompt in mehrere TV-Talkshows eingeladen. Seine Forderung: Mehr Selbstdisziplin und eine Frischzellenkur in unternehmerischem Denken. Executive-Education-Angebote ausgezeichnet FINANCIAL TIMES Am 23. Mai 2022 veröffentlichte die Financial Times (FT) die Rangliste „FT Open Executive Education 2022“. Auf Platz 1 landete die in Paris beheimatete Business School HEC, die die Schweizer Business School IMD vom ersten Platz verdrängte. Das IMD befindet sich jetzt auf dem 2. Platz. Der 3. Platz gehört der Iese, die in Spanien, USA, Deutschland und Brasilien beheimatet ist. Aus dem deutschsprachigen Raum kamen noch die University of St. Gallen (Platz 10), die ESMT Berlin (Platz 14) und die WHU – Otto Beisheim School of Management (Platz 15) unter die ersten 20 Business Schools. Insgesamt umfasst das Ranking 65 über die ganze Welt verteilte MBA-Schmieden. Das „MBA-Journal“ (www.mba-journal.de) betont, dass das Ranking wegen der Coronapandemie nicht als repräsentativ betrachtet werden kann. Insbesondere die US-Schulen Stanford, Chicago, Wharton und Columbia hätten an der Auswertung nicht teilgenommen. Hybrides Arbeiten: Keine Blaupause für alle FRAUNHOFER IAO UND DGFP Über zwei Jahre hinweg hat das Fraunhofer IAO in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP) fast 200 Unternehmen zu den Folgen der Coronapandemie auf die Arbeitswelt befragt. Die letzte Studie erschien jetzt im Mai 2022. Sie warnt, dass Remote Work die Gefahr sozialer Isolation und mangelnder Teamidentität in sich bergen könnte. Im Homeoffice finde eine Intensivierung der Arbeit statt, die tendenziell gesundheitsschädlich wirke. Pausen werden deutlich weniger systematisch gemacht, die Taktung der Meetings wird dichter, die Arbeit intensiviert sich insgesamt. Dies kann einer mangelnden Work-Life-Balance und letztlich auch psychosozialen Krankheitsbildern wie Parallel zum Ranking veröffentlichte die Financial Times auch eine Befragung von Chief Learning Officers internationaler Unternehmen, in welche Themen 2022 mehr Geld als im Vorjahr fließt. Mehr investiert wird in digitale Skills (+ 10,0 Prozent), in die digitale Transformation (+9,0 Prozent), in Nachhaltigkeit (+ 8,6 Prozent), in Data Science (+3,3 Prozent) und in die Entwicklung von Innovationen (+ 1,0 Prozent). einem Burnout führen. Das New Normal beinhaltet also nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeitende sind gefragt, gemeinsam den richtigen Weg zu finden. Es gibt keine Blaupause. Für jedes Unternehmen ist es eine spannende Herausforderung, den richtigen Weg und Umgang im New Normal zu gestalten. Ralf Steuer, seit 2021 Geschäftsführer der DGFP, wies darauf hin, dass am 22. Juni 2022 die DGFP in Berlin ihr 70-jähriges Bestehen mit einem größeren Event für Mitglieder und Freunde feiern will. Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit, hat als Keynote Speakerin zugesagt. Ralf Steuer. Die DGFP wird im Juni in Berlin ihren 70. Geburtstag feiern. Foto: DGFP Business School. Die HEC in Paris punktet mit internationalen Lerngruppen. Foto: HEC

aktuell 10 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 „DIGITAL COACHING INSTITUTE“ Coachhub vernetzt weltweit Business-Coachs CLOSERSTILL MEDIA Neue HR-Tech-Messe in Großbritannien Coachhub, ein Anbieter von digitalem Coaching, will die berufliche Entwicklung seiner Business-Coachs weltweit fördern. Dazu wurde jetzt das „Digital Coaching Institute“ (DCI) gegründet, eine Online-Community für Business-Coachs innerhalb des Coachhub-Netzwerks (www.coachhub.com/ de/coaching-erfahrung). Es bietet Coachs die Möglichkeit, sich mit gleichgesinnten Kollegen auf der ganzen Welt zu vernetzen, auf Weiterbildungsmöglichkeiten zuzugreifen und von zusätzlichen Schulungen und Coaching-Supervision zu profitieren. „Wir stellen Beziehungen, ethische Werte und Lernen in den Mitdabei unterstützen, ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln und die gesamte Qualität der Dienstleistungen, die wir bieten, zu verbessern.“ Außerdem wurde bekannt, dass Coachhub eine globale Partnerschaft mit dem Berufsverband EMCC Global eingegangen ist. Das soll ein weiterer Schritt sein, C o a c h i n g durch „personalisierte, messbare und skalierbare digitale CoachingProgramme zu demokratisieren“. Der britische Messe- und Konferenzveranstalter Closerstill Media, Muttergesellschaft von Spring Messe Management in Mannheim („Zukunft Personal“), launcht mit der „HR Technologies UK“ ein neues Eventformat, das den Briten einen detaillierten Marktüberblick über HR- und Recruiting-Technologien bieten will. Die erste „HR Technologies UK“ soll vom 3. bis 4. Mai 2023 in London stattfinden. Bisher gab es wohl keine Veranstaltung, die sich ausschließlich mit diesen Themen befasst. Die neue Messe soll alle Bereiche der Employee Experience abdecken und zeigen, wie diese mit Technologien zukunftsfähig gemacht werden kann. Versprochen wird ein Marktüberblick über neueste Produkte und Dienstleistungen und die geeigneten Plattformen für Wissenstransfer und Netzwerke. „Der Wandel der HR-Technologien ist unglaublich spannend. Mit einer Mischung aus HR-Entscheidungsträgern, globalen Marken, Technologieeinkäufern und einer Ausstellungsfläche mit Technologieanbietern, die die HR-Lösungen von morgen anbieten, wollen wir mit der neuen Messe ein sich ständig weiterentwickelndes Ökosystem schaffen, das Innovation und Kreativität vorantreibt und den Arbeitsplatz von morgen gestaltet“, beschreibt Nick Powell, Managing Director von HR Technologies, die Ziele der neuen Veranstaltung. Die Messe „HR Technologies“ findet zeitgleich mit der Messe „Learning Technologies“ statt, einer etablierten Veranstaltung von Closerstill Media, die in diesem Jahr mehr als 9.000 Besucher, 220 Aussteller und 200 Redner zählte. Der Besuch beider Messen ist kostenlos. KARRIERE Die Hälfte der Berufstätigen glaubt, dass beruflicher Erfolg auch ohne Führungsverantwortung möglich ist. Umgekehrt sagen nur 20 Prozent, dass zum beruflichen Erfolg zwingend Führungsverantwortung gehört. Die Daten wurden im Februar 2022 durch eine Befragung von 1.688 Berufstätigen ermittelt, die vom „Netzwerk Initiative Chefsache“ in Auftrag gegeben wurde. Das Netzwerk besteht aus 26 Unternehmen. Noch überraschender ist, dass 61 Prozent denken, dass man für seinen Erfolg die richtigen Leute kennen muss und weitere 60 Prozent meinen, dass man schon mit 40 Jahren unbedingt die wesentlichen Karriereschritte gemacht haben sollte. Nur wenige wollen führen telpunkt unserer CoachingCommunity“, so die Leiterin des DCI, Christina Vasiliadis. „Indem wir einen Ort zum Austausch schaffen, können unsere erfolgsorientierten digitalen Business-Coachs die besten Services anbieten und gemeinsam die Zukunft des digitalen Coachings mitgestalten.“ Das Digital Coaching Institute will Coachs darüber hinaus spezielle Ausbildungsressourcen zur Verfügung stellen, darunter Supervision, Mentorenprogramme und ergänzende Schulungen. „Diese Plattform setzt Maßstäbe für unsere Branche“, betont der britische Coaching-Papst, Professor Jonathan Passmore, der sich als Experte und Berater bei Coachhub engagiert. „Das Digital Coaching Institute wird Coachs

BOSTON CONSULTING GROUP AMAZON INTERN „Es gibt ein paar Trends, die dazu geführt haben, dass Online-Meetings während der Coronakrise ineffizient wurden“, sagt Philipp Kolo, Berater bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). Mehr Leute in einem Meeting zuzuschalten, sei in einer Videokonferenz sehr einfach, aber man brauche eine sehr viel höhere Stringenz im Meetingmanagement. Häufige Klagen: eine zu große Teilnehmerschar, überflüssige Wortmeldungen, mangelnde Struktur. „Es gibt Führungskräfte, die verbringen 80 bis 90 Prozent ihrer Arbeitszeit in Meetings“, sagt Kolo. „Das ist nicht effizient, denn sie sollen ja auch inhaltlich arbeiten und brauchen Zeit für ihre Teams.“ Ein offenes Geheimnis sei es, dass firmeninterne Politik, Macht- und Kompetenzgerangel eine mindestens ebenso große Rolle spielten wie das eigentliche Thema der Besprechungen. Jeff Bezos, Chef des Versandhändlers Amazon, hat Regeln vorgegeben, wie in seinem Unternehmen Meetings ablaufen müssen. Statt einer Powerpoint-Präsentation als Einleitung beginnt jedes Meeting mit sogenannter „Stillarbeit“. Wer auch immer das Meeting leitet, bereitet für die Stillarbeit ein Diskussionspapier vor, das von allen Teilnehmern zu Beginn des Meetings still gelesen wird. Das Papier hat eine „erzählerische Struktur“ und darf nicht aus Strichaufzählungen oder Stichworten bestehen. Der „durchgeschriebene“ Text enthält die Faktenfragen und benennt die noch offenen Entscheidungen. Meist gibt der Autor auch eine Empfehlung ab. Nach der Lektüre sind alle Teilnehmer auf dem gleichen Stand. Die „SüddeutOnline-Meetings schädlich? Meetings mit Stillarbeit beginnen sche Zeitung“ (SZ) vom 19. Mai 2022, die über die Regel berichtete, zitierte Bezos mit den Worten: „Die neue Meetingkultur war wahrscheinlich das Klügste, was wir je getan haben.“ Eine weitere Bezos-Vorgabe ist die „ZweiPizza-Regel“. Zwei Pizzen müssten reichen, um alle Teilnehmer eines Meetings satt zu kriegen. Es kommt also drauf an, Meetings mit maximal acht Personen durchzuführen. Der Leiter eines Meetings werde laut SZ so gezwungen, nur Menschen einzuladen, die vom Thema des Meetings wirklich betroffen sind. Die Beobachtung sei nicht von der Hand zu weisen, dass in kleinen Gruppen zielorientierter diskutiert wird und sich auch kreative Schüchterne eher zu Wort melden.

aktuell 12 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 Die direkte Begegnung mit anderen Menschen ist eine echte Chance, Beziehungen wachsen zu lassen oder zu erhalten, in Erinnerung zu bleiben, etwas zu bewegen und andere für sich zu gewinnen. Nach zwei Coronajahren fragen sich viele: Wie ging das nochmal mit dem guten Umgang und der sozialen Intelligenz? Hier ein paar Denkanstöße: 1. Freundlichkeit Freundlichkeit ist Einstellungssache. Man ist anderen gegenüber wohlgesinnt und gewillt, das Gute in ihnen zu sehen. Freundliche Menschen sind aufmerksam, hilfsbereit, zugewandt, ehrlich interessiert und einnehmend. Sie denken darüber nach, wie sich andere in ihrer Gegenwart oder in einer Situation fühlen könnten und beziehen das in ihr eigenes Verhalten mit ein. Bei freundlichen Menschen weiß man, woran man ist. Aber: Manchmal kommen Opportunismus und Berechnung als Freundlichkeit verkleidet daher. 2. Herzlichkeit Herzlichkeit entspringt einer emotionalen Quelle und äußert sich in einem besonderen, liebenswürdigen Engagement wie auch einer Verbundenheit, authentischer Wärme und Uneigennützigkeit. Herzliche Menschen machen anderen Menschen gerne eine Freude – und beziehen daraus für sich selbst ebenso viel Freude. Sie sind daran interessiert, mehr über ihren Gesprächspartner zu erfahren als das, was der Freundlichkeit gelingt. 3. Höflichkeit Weil wir so selbstbestimmt leben, wird Höflichkeit oft als Täuschung, als ein Sich-Verbiegen und als unnötige Heuchelei empfunden. Ich saß einmal bei einem Fest an einem großen Tisch mit Unbekannten, wo man sich erzählte, was man denn so beruflich mache. Ich sagte, ich sei Trainerin für Umgangsformen, worauf mein Tischnachbar meinte: „Wer braucht denn so was?!“ Nach diesem Ereignis habe ich mich für einen Schlagfertigkeitskurs angemeldet. Die Definition von Höflichkeit variiert je nach Zeitgeist und Kultur. Im Kern bleibt sie aber gleich – immer und überall geht es dabei um soziales Einfühlungsvermögen. Dass wir Regeln oder Standards dazu haben und einhalten, hat für die meisten Menschen drei Gründe: Man möchte andere nicht vor den Kopf stoßen. Man möchte von einer bestimmten Gruppe in einem bestimmten Umfeld angenommen werden. Und man will sich, wenn möglich, nicht zum Affen machen. Im Grunde sollte man durch höfliches Verhalten weder abfallen noch auffallen. Darum ist das Bedürfnis nach Richtlinien auch in einer individualisierten und selbstbestimmten Gesellschaft groß. 4. Die Mischung macht‘s Gehört ein Gesamtpaket aus Höflichkeit, Freundlichkeit und Herzlichkeit immer zu einem gelungenen Miteinander? Nicht unbedingt. Obwohl Herzlichkeit nicht falsch ist, kann sie in manchen Situationen auch zu viel des Guten sein und der Aufgabe, die man gerade zu erfüllen hat, im Weg stehen. Auch Freundlichkeit kann man ungewollt übertreiben und dann macht man zum Beispiel einer Person, die man gerade erst kennengelernt hat, ein unangebrachtes Kompliment oder man schafft es vor lauter Liebenswürdigkeit nicht, sich abzugrenzen. Konventionen und Regeln können dafür manchmal steif wirken und es wäre gelegentlich besser, nur aus dem Herzen heraus zu handeln. Und hin und wieder ist es auch völlig okay, einfach nur respektvoll höflich zu sein – auch ohne sich mit der ganz großen Liebenswürdigkeit ins Zeug zu legen. Gastkommentar Persönliche Begegnungen – wie ging das noch? Catherine Tenger Catherine Tenger ist Mitglied der „Etikette Trainer International“ in Hamburg (https://etikette-trainer.de). Das ist ein Zusammenschluss von internationalen Etikette-Trainern, die gesellschaftliche Entwicklungen diskutieren, mit traditionellen Formen vergleichen und gegebenenfalls neue Standards setzen. Höflichkeit hilft, von anderen Menschen angenommen zu werden. „ „

menschen 14 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 COACHING. Manfred Kets de Vries, der bekannte Insead-Professor emeritus für Leadership Development und Organizational Change, feiert am 19. August seinen 80. Geburtstag. Der Ökonom, der auch Psychoanalytiker ist, befruchtete mit seinem psychologischen Blick insbesondere das Leadership-Coaching. Wenn Sie die vergangenen zwei Jahre Revue passieren lassen, wie haben Sie die Zeit der Pandemie und insbesondere die verschiedenen Lockdowns verbracht? Manfred Kets de Vries: Für mich war das eine sehr produktive Zeit. Ich habe acht Bücher geschrieben und zahlreiche Artikel. Darunter einen Artikel über die Staatsform der Diktatur. Es ist eine Satire, die die Idiotie der Menschen entlarvt, wenn sie Diktaturen unterstützen und die angeblichen Vorteile dieser Regierungsform feiern. Gleichzeitig werden auch die Schattenseiten der Demokratie aufgezeigt. Demokratien sind schwerfällige Luftschlösser. Ich zeige, wie Diktatoren zur Zerstörung der Zivilgesellschaft beitragen und zu Korruption, Terror, Krieg und sogar Völkermord anstiften. Und ich beschreibe, wie Diktatoren ihre autokratische Herrschaft zementieren, indem sie ihre Bürger durch Angst gefügig machen. Das hört sich für mich so an, als ob Sie gerade von Russland reden ... Kets de Vries: Der Diktator Putin sieht seit rund einem Jahr, dass es in seinem Land ökonomisch nicht gut läuft. Da ist es das Beste, sich Feinde zu schaffen. Er hat die Kontrolle über die Medien, die Polizei, den Geheimdienst und bis zu einem gewissen Grad auch das Militär. Ich erinnere mich, vor vielen Jahren als Putin gerade Präsident wurde, hatte ich in Moskau bei einem Vortrag einen Übersetzer. Ich fragte ihn, was er über Putin denke, und er sagte nur, in dem stecke vollständig der KGB. „ Putin zu coachen, wäre ein langer und harter Job“ Wie geht man mit einem Diktator wie Putin um, wenn die ganze Weltpolitik auf Gespräche, Kompromisse, Vereinbarungen besteht? Kets de Vries: Ideologie überrollt Rationalität. Putin kann verrückte Sachen machen. Ich frage mich, was seine Generäle tun, wenn er einen Atomkrieg anfangen will. Ob sie dann sagen, das gehe einen Schritt zu weit. Zurzeit erleben wir den sinnlosen Krieg eines Managers mit einem Wahn von Grandiosität und mit politischen Fantasien. Die Hoffnung vieler ist, dass es eine Palastrevolte gibt. Das weiß er und hat sicherlich vorgebaut. Was tun Sie, wenn Putin Sie als Coach anfragt? Kets de Vries: Wenn der ehemalige US-Präsident Donald Trump mich gefragt hätte, hätte ich abgelehnt, weil er ein bösartiger Narzisst ist. Trump wäre charmant, würde mich missbrauchen und am Ende wäre es hoffnungslos, mit ihm zu reden. Bei Putin hätte ich mehr Möglichkeiten. Er ist kein bösartiger Narzisst. Er hat eine träumerische Qualität. Coaching bei Putin wäre aber ein langer und harter Job. Das wäre sehr, sehr schwierig. Wie „schwierig“ sind eigentlich die Führungskräfte, die an Ihrem Topmanagementseminar am Insead teilnehmen? Kets de Vries: Ich coache oft Unternehmer, die ein bedeutendes Unternehmen aufgebaut haben. Sie halten krampfhaft Kets de Vries. Er gründete das Insead Global Leadership Centre und leitet dort das „Executive Master’s Program in Change“. Das Foto entstand im Jahr 2015 in einem Hörsaal der ESMT European School of Management and Technology in Berlin.

wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 15 an einen Führungsstil fest, der heute nicht mehr funktioniert, weil sie ihre Mitarbeiter viel zu sehr kontrollieren. Ich denke mir, oh mein Gott, was passiert da vor Ort in der täglichen Praxis? Oft kommt es zu großartigen Lernerfahrungen für alle Beteiligten. Normalerweise nehmen an den Topmanagementseminaren 21 Teilnehmende aus rund 16 Nationen teil. Das Seminar hat eine starke psychodynamisch-systemische Orientierung. Lassen Sie mich ein weiteres Beispiel geben: Vor einigen Jahren hatte ich eine Teilnehmerin, die Vorstandsvorsitzende einer Aktiengesellschaft war. Nennen wir sie Anna. Wenn sie die Hand hob, dann wusste ich, dass sie eine sehr lange Rede halten würde, weil sie sich einfach gerne reden hörte. Das Seminar hat vier Module und es liegen zweieinhalb Monate zwischen dem ersten und zweiten Modul. Beim nächsten Modul war Anna sehr ruhig. Ich fragte sie nach dem Seminar, was los sei. Anna sagte, andere Seminarteilnehmende hätten ihr gesagt, dass sie zu viel rede und lieber zuhören solle. Zwischen den Modulen hat sie das gleich einmal ausprobiert und bei einem Meeting nur zugehört – und zu ihrer Überraschung viel gelernt. Also: Mit schwierigen Personen komme ich am besten zurecht, wenn diese Personen in einem Seminar von mehreren Teilnehmenden ein Feedback bekommen. Aus Feedback zu lernen, das ist in der Gruppe viel effektiver als im Einzelcoaching, weil im Einzelgespräch mehr abprallen kann. Aber wenn dir zehn Teilnehmende sagen, dass du ein Idiot bist – in einer etwas konstruktiveren Art – dann fängst du an, ernsthaft nachzudenken. Ist Gruppencoaching also effektiver als Einzelcoaching? Kets de Vries: Ich denke, es ist beides wichtig. Einzelcoaching ist aus meiner Sicht aber einfach sehr langsam. Ich möchte Erfolge sehen. Ich bin deshalb ein großer Verfechter des Teamcoachings und habe es am Insead in allen Programmen eingeführt. Ich sage immer, gebt mir ein neurotisches Managementteam und ich mache was draus. Ich bin darin recht gut, weil ich es viele Male praktiziert habe. Wie bringen Sie Manager und Managerinnen dazu, vor Kollegen über ihre psychischen Probleme zu sprechen? Kets de Vries: Als Eisbrecher lasse ich die Teilnehmenden zeichnen. Sie müssen ein Selbstporträt malen und das dann den anderen erklären. Das schafft bereits eine aufgeschlossene Atmosphäre. Dann gebe ich jedem die Ergebnisse seines (vorher erhobenen) 360-Grad-Feedbacks bekannt und frage jeden, wie er zu seinem Job gekommen ist. Das lockert die Gruppe auf. Ich beginne ein Programm und stelle nach einigen Wochen fest, dass eine ganz andere Atmosphäre herrscht. Und wenn das Programm zu Ende ist, treffen die Teilnehmenden sich oft ihr Leben lang immer wieder und sie sprechen dann nicht übers Wetter, sondern über richtig substantielle Dinge. Das meiste passiert übrigens außerhalb des Seminars. Ich bin nur der Facilitator. Buchtipp. Kets de Vries aktuellstes Buch trägt den Titel „Leading wisely“ (zur Zeit nur auf Englisch erhältlich). R

menschen 16 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 Wie kam es eigentlich zu Ihrer Liebe für die Psychologie? Kets de Vries: Ich war ein Ökonom, dann interessierte ich mich als Ergänzung für die Psychoanalyse. Ich wurde Direktor des Global Leadership Center und das brachte mich zum Coaching. Ich bin froh, dass ich für Insead arbeite, weil hier das Coaching genauso in den Genen verankert ist wie das Thema Entrepreneurship. Ich habe einmal an der Harvard Business School einen Vortrag gehalten und erzählte beiläufig, dass ich als Student einige nutzlose Kurse in Economics in Harvard gehört hatte. Ich sagte: „Wenn es damals psychologische Kurse gegeben hätte, hätte das mir sehr geholfen, bessere Entscheidungen im Leben zu treffen.“ Es heißt, Sie seien auch ein guter Eheberater … Kets de Vries: Ich bin Professor für Management und wurde Eheberater, weil viele Führungskräfte Eheprobleme haben. In einem meiner letzten Seminare hatten sieben von 21 Managern energieraubende Probleme mit ihrem Partner. Die Wahl eines Ehepartners wird leider sehr schlecht vorbereitet. Hat die Coronakrise eher das Beste oder eher das Schlechteste aus den Menschen herhausgeholt? Kets de Vries: Beides! Das Beste und das Schlechteste. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die Frauen weltweit die besseren Krisenmanager waren. Ich war bei der BBC eingeladen und wurde gefragt, was ich mit einer Summe von 20 Milliarden Dollar machen würde. Ich sagte, ich würde kostenlose Bildungsprogramme für Frauen anbieten. Viele Länder unternehmen leider die größten Anstrengungen, die Bildung von Frauen zu stoppen. Wenn man wirtschaftliche Entwicklung will, muss man Frauen ausbilden. Doch viele Männer können nicht damit umgehen, wenn ihre Frau schneller Karriere macht und mehr verdient. Worauf sind Sie im Rückblick auf Ihre Arbeit stolz? Kets de Vries: Vor kurzem haben meine Mitarbeitenden geschätzt, dass ich im Laufe meines Lebens mit meinem Führungskräfteprogramm, das 30 Jahre läuft, rund eine Million Menschen erreicht habe. Daher erlaube ich mir die Fantasie, ein bisschen was dafür getan zu haben, dass humanere Organisationen entstehen. Ich denke, ich habe etwas bewirkt. Das ist natürlich sehr abstrakt, deshalb habe ich eine Anekdote für Sie: Als die Pandemie begann, hat mir ein Teilnehmer eine Nachricht zum Stichwort „Mut“ geschickt und sich für das Programm bedankt. Er schrieb, dass er den Mut hatte, zu Beginn der Pandemie niemanden zu kündigen. Er hat „nur“ die Gehälter der Manager auf die Hälfte gekürzt. Manchmal ist es magisch, was man mit Leadership-Kursen erreichen kann. Sie werden im August 80 Jahre alt, wie lange wollen Sie noch weitermachen? Kets de Vries: Wenn ich nichts mehr machen würde, würde ich verrückt werden. Die haben mich am Insead gefragt, ob ich als Dinosaurier nun mein Seminar aufgeben wolle. Ich weiß es nicht. Ich habe so viele Dinge zu tun, ich habe so viele Anfragen von Tagungsveranstaltern und ich habe eine kleine Beratungsfirma, die ich narzisstisch „Kets de Vries Institut“ genannt habe. Ich mache gerade das, was ich machen will. Wichtig für mich ist es nur, die Kontrolle über mein Leben zu haben. Stimmt es, dass Sie leidenschaftlicher Fliegenfischer sind? Kets de Vries: Ja, das trifft zu. Im Sommer fliege ich nach Kanada. Die verrückteste Art des Fliegenfischens ist die nach Atlantischem Lachs. Eine kleine Fliege und ein 40 Kilogramm schwer Lachs. Das ist wie Zen. Interview: Bärbel Schwertfeger R „ Manchmal ist es magisch, was ich mit einem Leadership-Kurs bei einzelnen Teilnehmenden erreichen kann.“ Buchtipp I. „Mindful Leadership Coaching“, Palgrave 2014, 247 Seiten, 38 Euro Buchtipp II. „Sex, Money, Happiness and Death“, Insead Press 2015, 62 Euro Buchtipp III. „Führer, Narren und Hochstapler“, Schäffer Poeschel 2008, 34,45 Euro

Vor allem Führungskräfte und TopManager:innen nutzen Coaching Sessions immer öfter, um ihre Führungspersönlichkeit zu stärken, ihre Leadership Skills weiterzuentwickeln oder im 1:1 Sparring an Ihrer Außenwirkung zu arbeiten. Die vergessene Gruppe: Wie Young Professionals von Coaching profitieren Doch wenn es um Coaching als Entwicklungsmaßnahme geht, vergessen Personalentwickler:innen oftmals die Gruppe der Young Professionals. Dabei hat gerade diese Gruppe einen großen Coaching-Bedarf. Young Professionals befinden sich am Anfang ihrer Karriere und sind hoch motiviert, doch fehlt ihnen häufig noch die Orientierung. Im Einzelcoaching werden sie sich klarer über ihre Ziele und wie sie diese erreichen. Das stärkt nicht nur ihr Selbstvertrauen, sondern steigert auch ihre Produktivität. Dadurch tragen sie früher und deutlich zielgerichteter zum Erfolg des Unternehmens bei. Mit Coaching die Kernkompetenzen der Zukunft sichern Coaching bietet als Entwicklungsmaßnahme für alle die Möglichkeit, die Kernkompetenzen der Zukunft wie Resilienz, Stresstoleranz und Flexibilität gezielt und im persönlichen Austausch zu schulen. Das wiederum verbessert die Qualität der Arbeit und stärkt den Zusammenhalt der Mitarbeiter:innen innerhalb der Organisation. Dadurch binden sie sich stärker an ihre:n Arbeitgeber:in und das Unternehmen wird zum „Employer of Choice“. Coaching im Unternehmen erfolgreich etablieren: Coach:innenPool und „Smart Matching“ Doch wie etablieren Personalentwickler:innen die beliebte Entwicklungsmaßnahme erfolgreich im Unternehmen? Wie werden sie den individuellen Anforderungen ihrer Mitarbeiter:innen gerecht? Damit Fach- und Führungskräfte gleichermaßen vom Coaching-Angebot profitieren, ist ein qualitativ hochwertiger und vielfältiger Coach:innen-Pool entscheidend. Diesen finden Personalentwickler:innen beispielsweise in einer Coaching-Plattform, wie sie auch die Haufe Akademie anbietet. Dort erhalten Coachees via „Smart Matching“ passende Coach:innen-Vorschläge und treten direkt über die Plattform mit ihrem:ihrer Coach:in in Kontakt. Personalverantwortliche hingegen behalten zu jedem Zeitpunkt den Überblick über die Coaching-Aktivitäten im Unternehmen und bilden administrative Prozesse über die Plattform ab. Mit Haufe Coaching erhalten so alle Mitarbeiter:innen einen einfachen Zugang zu Coaching-Angeboten – vom Young Professional über die Führungskraft bis hin zum ganzen Team. Webinar-Empfehlung: Coaching für Alle – mit Haufe Coaching Mittwoch, 13.07.2022 | 11 Uhr Anmeldung & Infos unter: www.haufe-akademie.de/coaching Warum Coaching-Angebote für alle Mitarbeiter:innen zugänglich sein sollten ADVERTORIAL Business Coaching ist en vogue: Aktuellen Studien zufolge lassen sich bereits mehr als ein Drittel aller Führungskräfte coachen1. Kaum genutzt wird das Format hingegen von Fachkräften. Dabei würden Organisationen von einem breiteren Einsatz durchaus profitieren. Entwicklung mit Haufe Coaching Mit Coaching werden Fach- und Führungskräfte resilienter, flexibler und produktiver – und sind damit fit für die Zukunft. 1 Quadriga Coaching Studie, 2021

titelthema Sommerlektüre für Profis 18 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022

BUCHTIPPS. Welche Fachbücher sollten Weiterbildungs- professionals in der Sommerpause lesen, wenn sie ihr Wissen auffrischen oder ihr Geschäftsmodell überdenken wollen? Die Redaktion hat Empfehlungen zusammengestellt, die auf inspirierende Begleiter aufmerksam machen sollen. R wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 19

titelthema 20 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 Jede Realität war mal Utopie Das Buch enthält die „Zukunftsvision einer besseren Arbeitswelt“. Carsten Schermuly lehrt an der SRH Hochschule in Berlin und zählt zu den führenden Forschern zum Thema „New Work“. In seinem Buch geht es um die von ihm erfundene Firma „Stärkande“, die nach 22 Regeln funktioniert. Da ist kein Platz für Machtspiele, Gier und Egoismen. Selbstbestimmung und Partizipation werden groß geschrieben. Während einer Wachstumsphase musste die Firma lernen, dass „Selbstorganisation in Kombination mit steigender Unternehmensgröße zu Chaos führte“. Hier reflektiert Schermuly Erfahrungen, die in der Wirklichkeit zu beobachten sind, und bietet für die fiktive Firma ein Lösungsrezept an: Stärkande wird in kleine Einheiten, sogenannte „Phylen“, aufgeteilt, die maximal 150 Mitarbeitende umfassen. Diese werden von „Phylarchen“ geführt, die einem „Council“, einer Art Führungsgremium, vorstehen und sich mit den anderen Geschäftseinheiten im „Boule“ koordinieren. Wegen der Größe kommt Stärkande nicht ohne Hierarchie aus. Diese Führungspositionen sind für Schermuly Rollen, die zeitlich begrenzt wahrgenommen werden und rollieren. Die UnternehmensorganiCarsten C. Schermuly: „New Work Utopia“, Verlag Haufe-Lexware, Freiburg im Breisgau 2022, 150 Seiten, 29,99 Euro sation baut also auf der Stärke von kleinen, überschaubaren Einheiten auf. Das gilt auch für die Führungskultur, die nicht durch Machtausübung und Vorgaben, sondern durch psychologisches Empowerment der Mitarbeitenden geprägt ist. Selbstbestimmung, Bedeutsamkeit, Einfluss und Kompetenz nennt Schermuly als wesentliche Elemente dieser Kultur, die der Wirtschaftspsychologe so prägnant und allgemein verständlich erläutert, wie man das selten gelesen hat. Der Autor hält für die Lesenden eine große Menge an Anregungen bereit, etwa zu Regeln für Homeoffice oder Meetings. Er entwickelt Konzepte zum Einsatz einer KI-basierten Software, die kein Herrschaftsinstrument ist, sondern Stärkande hilft, sich besser zu organisieren. Der Begriff „Utopia“ spielt auf eine Schrift, einen utopischen Zukunftsentwurf, von Thomas Morus an (englischer Staatsmann und humanistischer Autor, 1478-1535). Vergleicht man die Werke, fällt auf: Thomas Morus beschreibt in „Utopia“ ein Idealbild der Gesellschaft, in das er allerdings immer die Wirklichkeit „einbrechen“ lässt. Die Utopier sind gegen Kriege, allerdings reflektiert Morus auch, in welchen Fällen die Kriegsführung der Utopier gerechtfertigt ist. Morus möchte die Sklavenhaltung zurückdrängen, aber nicht abschaffen. Seine Utopie hat viele dunkle Flecken. Schermuly vermittelt in „New Work Utopia“ die Vision einer Firma, die nach innen auf humanistische Prinzipien aufgebaut ist. Offen bleibt die Frage, wie sich Stärkande in einer kapitalistischen Wirtschaft behaupten kann. Beim Kampf um Marktanteile bleibt regelmäßig manches Ideal auf der Strecke. Eine Führungskultur mit Empowerment wird oft mit Konflikten unter den Beschäftigten konfrontiert, die in der menschlichen Natur begründet sind. Auf eine Konfrontation der Utopie mit den dunklen Seiten der Wirklichkeit hat Schermuly bewusst verzichtet. Diese Arbeit überlässt er den Leserinnen und Lesern. Die Ausarbeitung der Utopie einer humanistisch geführten Firma ist beeindruckend und das große Verdienst von Schermuly. Mehr dunkle Flecken in der rosaroten Arbeitskultur von Stärkande hätten der Glaubwürdigkeit der Utopie aber gutgetan. Benno v. Aerssen et al. (Herausgeber): „Das große Handbuch Digitale Transformation: 222 Methoden und Instrumente für mehr Wandlungsfähigkeit im Unternehmen“, Verlag Vahlen, München 2022, 657 Seiten, 79 Euro Werkzeuge für alle Situationen Das Buch gilt in der deutschen Digitalisierunsszene als das umfangreichste Methodenhandbuch zur Digitalen Transformation. Es erschien im Großformat und ist komplett vierfarbig. Außerdem bietet es einen „Digitrans-Canvas“ zur Auswahl eines passenden Werkzeugs für jede nur denkbare Situation in den veränderungsbereiten Unternehmen. Um Projekte in der digitalen Zukunft in wesentlich kürzeren Zyklen realisieren und somit auch anlass- und aktualitätsbezogen am Markt bestimmte Produkte oder Services platzieren zu können, bedarf es schlanker, pragmatischer und strukturierter Vorgehensweisen und Methoden, die in diesem Buch vorgestellt werden. Das Buch stiftet besonders großen Nutzen, wenn man es als „Geschwisterbuch“ zu dem Vahlen-Buch „Das große Handbuch Innovation: 555 Methoden und Instrumente für mehr Kreativität und Innovation im Unternehmen“ betrachtet. Auch dieses ältere Buch beschreibt Methoden, mit denen man ein Unternehmen digital transformieren kann. Anders als beim „Großen Handbuch Innovation“ kann die Zielgruppe der potenziellen Leserschaft aber als wesentlich breiter angenommen werden.

wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 21 Verhaltensökonomen durchleuchten das Berufsleben Die Verhaltensökonomie basiert vor allem auf ökonomischen Experimenten – auf Feldexperimenten, also Studien im normalen Arbeitsprozess, und auf Laborexperimenten oft mit Studenten. 50 Situationen von der Bewerbung über den Berufswechsel, das Homeoffice, die Führung durch Beispielgeben bis zu Fairness und der Gehaltsfrage, vom unmoralischen Verhalten, über die richtigen Anreize für Entscheidungen bis zum Einfluss von Charisma – all das beschreibt Sutter in seinem Buch. Jedes Kapitel ist für sich abgeschlossen und lässt sich separat mit Gewinn lesen. Körpergröße und Gehalt So manches Ergebnis überrascht. Im Bewerbungsprozess muss jede Vorstellung eines Kandidaten oder einer Kandidatin miteinander verglichen werden. Also ist es besser, als Kandidat oder Kandidatin am Schluss der Gespräche zu stehen. Frauen sind in der Regel weniger wettbewerbsaffin als Männer. Das hat Auswirkungen auf die Karrieren beider Geschlechter. Quotenregelungen motivieren bestqualifizierte Frauen, sich dem Wettbewerb zu stellen, was deren Aufstiegschancen verbessert. „Das Gerede von unqualifizierten Quotenfrauen ist empirisch nicht zu belegen“, so Sutter. Die Körpergröße spielt zumindest bei Männern eine Rolle beim Gehalt. Größere Menschen verschaffen sich offenbar in Jugendjahren bessere soziale Fähigkeiten durch Mitgliedschaft in Vereinen – wie etwa Teamfähigkeit, Ausdauer und Kompromissfähigkeit – und das wirkt sich später im Beruf in einem höheren Gehalt aus. Kontrollmechanismen zerstören Vertrauen nur dann, wenn man sie permanent anwendet. Wer jemanden allerdings trotz Kontrollmöglichkeiten bewusst einen VerWissenschaft. Matthias Sutter ist Verhaltensökonom. In dieser recht neuen Disziplin der modernen Wirtschaftswissenschaft werden Experimente genutzt, um die Motive menschlichen Handelns zu ergründen und um die Entscheidungen von Wirtschaftssubjekten besser zu verstehen. trauensvorschuss gewährt, erhöht das wechselseitige Vertrauen. Bessere Bezahlung kann den Druck erhöhen und sogar kognitive Prozesse betreffen. Entscheidungen werden daher nicht automatisch besser, wenn man mehr Geld für gute Entscheidungen ausgibt. Social Skills zahlen sich immer mehr aus. Vergleicht man die sozialen Fertigkeiten bei Arbeitnehmenden in den 1980er Jahre, so machten sie nur zwei Prozent des Gehaltszuwachses aus, zehn Jahre später waren es vier Prozent. Frauen, die in den vier Faktoren – allgemeine Fähigkeiten, Umsetzungskraft, Charisma und strategisches Denken – gleich gut abschnitten wie Männer, wurden trotzdem seltener zum CEO bestellt. Geduldige Arbeitslose schneller wieder in Arbeit Die Ergebnisse sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. So wurden sie häufig durch einzelne Studien belegt. Stefano DellaVigne von der University of California in Berkely und Daniele Pasermann von der Hebrew University in Jerusalem untersuchten den Zusammenhang zwischen der Dauer der Arbeitslosigkeit und der Geduld des Arbeitslosen. Dabei erfassten sie unter anderem, ob die Betroffenen Raucher waren. Sie gelten als ungeduldiger. Ersparnisse deuteten auf höhere Geduld hin. Aus diesen und anderen Kriterien, schlossen sie dann, dass geduldige Menschen eher eine Stelle fanden. Was aber wenn der Nichtraucher ungeduldig ist? Oder der Sparer wenig Geduld hat? Ein anderes Beispiel: Weil alle Mitarbeitenden einer Backwarenkette einen Teambonus bekamen, zogen alle am selben Strang und konnten ihre Arbeitsergebnisse besser optimieren. Was aber, wenn ein fauler Mitarbeitender zu Unrecht von dem Teambonus profitieren würde? Alle Annahmen der Studien müssen kritisch hinterfragt werden und sind nicht zu verallgemeinern. Matthias Sutter: „Der menschliche Faktor – oder worauf es im Berufsleben ankommt“, Hanser Verlag, München 2022, 258 Seiten, 29,99 Euro Matthias Sutter. Er ist laut FAZ-Ranking einer der einflussreichsten Ökonomen Deutschlands. Er kümmert sich darum, Menschen im beruflichen Kontext besser zu verstehen.

titelthema 22 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 Karlheinz Schwuchow, Joachim Gutmann: „Hidden Champions HR“, HaufeLexware, Freiburg 2022, 256 Seiten, 49,95 Euro Axel Koch: „Logbuch Gewohnheiten nachhaltig verändern: Die Technik des Rückfallmanagements“, Beltz Verlag, Weinheim 2022, 103 Seiten, 24,95 Euro Holger Nauheimer: „Praxisbuch Hybride Teams: Wie die Zukunft der Zusammenarbeit auf den Weg gebracht wird“, Beltz, Weinheim 2022, 203 Seiten, 29,95 Euro Der Mittelstand bringt‘s Hidden Champions sind deutsche Mittelständler, die in ihrer Nische zum Weltmarktführer aufgestiegen sind. Dass diese Unternehmen auch eine vorbildliche HRArbeit leisten, sollen 22 Fallbeispiele beweisen. Zum Teil sind die Beispiele schon aus der Buchreihe „HR-Trends“ bekannt. Sie wurden aber alle extra für dieses Buch aktualisiert. Die wichtigste Botschaft des Buchs lautet: Die Personalfunktion im Mittelstand wird von der Geschäftsführung tatsächlich als Transformationspartner genutzt. Beim Möbelzulieferer Hettich wurde der HRBereich optimaler Weise sogar in „selbstorganisierte Expertengruppen“ aufgeteilt, die von „Kompetenzkreisen“ geführt werden. Was „New Work“ angeht, heißt das Motto im Mittelstand: „Einfach ausprobieren“. Und was die „digitale Wertschöpfung“ angeht – auch da sind die Personaler des Mittelstands mit digitalen Tools (zum Beispiel bei der Personalauswahl) eifrig dabei, die Effizienz zu steigern. Das Buch glänzt durch die Beiträge von Unternehmen wie Trumpf („Führung in der Vuca-Welt“), Eckes-Granini („Elemente der Nachhaltigkeit“), Hubert Burda Media („Digital Human Resources im Praxistest“) und Carl Zeiss („Personalgewinnung“). Klappt ja eh nicht, oder? Axel Koch ist promovierter Psychologe und arbeitet als Dekan der Fakultät Wirtschaftspsychologie und Professor für Training und Coaching an der Hochschule für angewandtes Management in Ismaning. Seine „Transferstärke-Methode“ wurde mit dem „Deutschen Weiterbildungspreis 2011“ ausgezeichnet. Personalentwickler erfuhren so, wie die Transferstärke beeinflusst, wer was aus Präsenzseminaren in die Praxis mitnimmt. Jetzt hat sich Koch mit dem Problem beschäftigt, dass Menschen, die ernsthaft an einer Verhaltensänderung arbeiten, bei kleinsten Rückfällen glauben, sie schaffen es eh nicht, und aufgeben. Er empfiehlt auf der Basis von G. A. Marlatt das sogenannte Rückfallmanagement. Verhaltensänderung ist ein Prozess und manchmal fällt man in die alte Verhaltensweise zurück, ohne dass das eine Katasstrophe wäre. Koch zeigt, wie man bemerkt, dass sich ein Rückfall ankündigt und dass man den Vorboten durch „Gedankenstopp“ und körperliche Stoppsignale Einhalt gebieten kann. Motiviertsein reicht nicht, man muss einen konkreten Plan haben, sein neues Verhalten umzusetzen. Da dieser Plan individuell sein muss, hat Koch viele nützliche Übungen zum Thema „Rückfall verhindern“ veröffentlicht. Hybrid muss man einüben Viele Unternehmen flexibilisieren ihre Regeln dafür, wo und wann die Mitarbeitenden ihre Arbeit erledigen. Die Zukunft der Zusammenarbeit liegt in hybriden Teams. Doch die hybride Arbeitsweise steckt voller Herausforderungen. Sie ist die Brücke zwischen digitaler und analoger Zusammenarbeit und ist damit weder Fisch noch Fleisch. Sie benötigt ein spezielles „Besteck“, das Holger Nauheimer liefert. Anhand von mehr als hundert Schlüsselfragen werden alle wesentlichen Aspekte abgebildet, die Change-Profis wissen müssen, um Teamarbeit gut zu gestalten. Es geht um die physischen und digitalen Räume, die notwendigen Verhaltensänderungen, das neue Kompetenzspektrum, die veränderten Glaubenssätze sowie die transformierte Teamidentität. Der Autor liefert ein Praxisbuch für alle Aspekte der hybriden Teamarbeit. Die Systematik des Buches hilft Coaches auch, beim Design von Workshops und beim Team-Coaching keine Fehler zu machen. Teams lernen gemeinsam Vereinbarungen zu treffen, die für die erfolgreiche hybride Arbeit notwendig sind. Checklisten, Teamvereinbarungen, MeetingProtokolle sowie Listen mit Hintergrundfragen sind wichtige Werkzeuge, die man diesem Buch schnell entnehmen kann.

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