wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 37 Gestaltung ihrer Erwerbsbiografie und ihrer Employability. 2. Unternehmen: Kleine und mittlere Unternehmen mit lokaler Wertschöpfung und mit „Netto-0-Ansätzen“ schaffen den größten Teil des Werts in Deutschland und bieten das größte Potenzial im globalen Wettbewerb. Skalierung und Anpassungsfähigkeit werden über lokale und globale Ökosystemansätze erreicht. Da IT-Technologien nach wie vor von den Konzernen besetzt sind, geht es vermehrt um „Pioneering“ von neuen Technologiefeldern und Serviceleistungen. Unternehmensziele richten sich neben Shareholder-Benefits auch an der Gesellschaft und den Mitarbeitenden aus. 3. Individuum: Technologie unterstützt uns in unserem Alltag, bei der Berufswahl und bei der Art und Weise, wie wir lernen. Als Individuen sehen wir das große Ganze sowie die Zusammenhänge und setzen hierfür auch gemeinsame Initiativen um. Individualität wird zu Flexibilität im Hinblick auf den eigenen Karriere- und Bildungsweg sowie die Lebensplanung. In einer zunehmend komplexen Welt sind wir auf Netzwerke angewiesen. Unternehmens- und Ländergrenzen verblassen auf Grund übergreifender Herausforderungen. Soziale Bindungen erlangen an Wichtigkeit, um Wissen zu teilen, gemeinsam zu lernen und wirksam zu sein. Arbeit in sechs Zukunftslabs Das Ziel unserer Profession und das des Münchener Bildungsforums muss es sein, alles dafür zu tun, dass diese Vision auch wirklich eintritt. Darum haben wir aus unserem Zukunftsszenario Themen für die Zukunftslabs abgeleitet. Hier werden wir die wesentlichen Maßnahmen zur Erreichung unseres Zukunftsbilds diskutieren und konzipieren. Auf diese Weise werden wir die Aktionsfelder auf eine Komplexität reduzieren, die nicht nur ansprechbar, sondern auch besprechbar ist. Wir haben dazu sechs Themen definiert: 1. Das erste Zukunftslab-Thema ist „Green L&D“. Dieses Aktionsfeld beschreibt ein ressourcenschonendes und nachhaltiges Leben und Arbeiten. Performance Management, Kompetenz- und Skillmodelle sowie ihre KPIs sind konsequent auf die Pionierarbeit in Sachen Nachhaltigkeit ausgerichtet. Auch die Learning- und Development-Angebote sind entsprechend ausgerichtet. Virtual- Reality-Szenarien ermöglichen immersive Lernerlebnisse ohne Reisen, inhaltlich werden Themen wie Degrowth-Strategien oder „Frugal Innovations“ angeboten. 2. Das zweite Themenfeld nennen wir „Social Innovation L&D“. Hier fungiert die Learning- und Development-Abteilung als „Innovation Scout“ für die Geschäftsthemen sowie für Lernen, Zusammenleben und Kultur. L&D stellt sicher, dass in unternehmensübergreifenden und gesellschaftlichen Ökosystemen zusammengearbeitet wird. Vernetzung findet mit Schulen und Universitäten statt. L&DProgramme werden als „Open Source“ der Gesellschaft zur Verfügung gestellt. 3. Ein weiteres Aktionsfeld, welches bereits heute große Aufmerksamkeit erhält, ist der Bereich „Well Being L&D“. Hier gehen wir davon aus, dass unsere Kultur auf nachhaltiges Wachstum des Unternehmens und der Mitarbeitenden fokussiert ist. Dazu gehören „Purpose“ und „Life Balance“. Learning und Development ist in diesem Kontext in ein Well-Being-System des Unternehmens eingebettet. Resilienz, Agilität, selbstbestimmtes Lernen und Arbeiten sowie „Life Balance“ sind Kernthemen bei der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. 4. Der Fokus auf die Nutzung aller Möglichkeiten, um im globalen Wettbewerb erfolgreich zu sein, beschreibt den Kern des Themenfelds „Ultra Performance L&D“. Dazu gehört, dass unsere Mitarbeitenden schneller und effektiver Lernen. Dazu nutzen wir 2044 alle Möglichkeiten der Technologie wie datengestütztes Lernen durch „Life Logging“ und dezentrales eigenverantwortliches Lernen. 5. Technologie wird ein Möglichmacher sein und steht im Zentrum des Zukunftsthemas „No L&D“. Hier gehen wir davon aus, dass die Mitarbeitenden selbstmotiviert und autonom lernen und arbeiten. KI-gestützte HR- und Lernsysteme helfen dabei. Lernen ist Teil der UnternehmensDNA und gleichzeitig Purpose und Werttreiber. Communitys definieren Inhalte, interne und externe Fachkräfte arbeiten in plattformgestützten Ökosystemen an neuen Lernthemen und -formaten. Damit wird eine zentrale L&D-Abteilung überflüssig. Der CEO ist gleichzeitig der CLO. 6. Nimmt man die Perspektive unseres sechsten Themenfelds ein, so richten wir alles, was wir tun, auf die Zukunft aus – und auf Geschwindigkeit. Wir sind das Experimentierlabor des Unternehmens. Wir sind die Nerds, die oft an der Grenze von Genie und Wahnsinn agieren, das Unternehmen der Zukunft vorwegnehmen und die Transformation vorantreiben. Deshalb nennen wir dieses Zukunftsfeld „Wild L&D“. Wichtiger Perspektivwechsel Wir gehen davon aus, dass all die genannten Zukunftslab-Themen zusammenspielen werden, um das positive Zukunftsszenario zu erreichen. Dem Münchener Bildungsforum ist es wichtig, mit den Labs den Perspektivenwechsel anzustoßen und zu begleiten. Es geht darum, den Blickwinkel derjenigen Menschen einzunehmen, die im Jahr 2044 leben und arbeiten werden. Der Bildungsgipfel und das dort erarbeitete Manifest, kann und darf nur ein Auftakt für weitere Diskurse und konkrete Initiativen der verschiedenen Generationen sein. Julia Baier, Kai Liebert Julia Baier ist stellvertretende Vorständin im Münchener Bildungsforum (MBF) und bei Sixt zuständig für Führungskräfteentwicklung. baier@muenchener-bildungsforum.de AUTOREN Kai Liebert ist Vorstand des Münchener Bi l - dungsforums (MBF) und ehemaliger Leiter des Global Learning Campus bei der Siemens AG. liebert@muenchener-bildungsforum.de
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