personal- und organisationsentwicklung 36 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2022 • Wie können wir agieren, statt nur zu reagieren auf Veränderungen im Unternehmen, Budgetkürzungen oder neue Anforderungen der Mitarbeitenden? Das Münchener Bildungsforum (MBF) widmet sich seit nunmehr 50 Jahren neben dem klassischen Handwerkszeug moderner Bildungsarbeit auch diesen strategischen Themen. Wir sprechen hier also von dem „Catch of Tomorrow“. Die L&D-Profession gestalten In den vergangenen Jahren waren es Themen wie „Learning Ecosystems“, „Künstliche Intelligenz und Lernen“, „LearningExperience-Plattformen“, „Lernen in der Cloud“, „Community Based Learning“ und zuletzt „Social Capital“, die die MBF-Community diskutiert hat. Dadurch konnten sich die Vereinsmitglieder auf die Veränderungen vorbereiten und vor allem aktiv beeinflussen – bevor meist hektisch die langfristig wirkenden Entscheidungen für Lernen und HR getroffen wurden. Nehmen wir das Beispiel „Social Capital“: Vereinfacht ausgedrückt besteht das „Social Capital“ einer Firma aus den Beziehungen der Mitarbeitenden untereinander. Diese Beziehungen entstehen am besten durch viele kleine, zufällige Begegnungen im Büro, auf dem Flur und der Kantine. Durch Homeoffice und Onlinelernen erodiert das „Social Capital“ langsam, aber sicher. Wenn die Anzahl der Präsenzveranstaltungen substanziell reduziert bleibt – und danach sieht es ja aus –, dann müssen neue Formate entwickelt werden, die sich konkret dem Aufbau von „Social Capital“ widmen. Dazu bedarf es neuer Skills und Formate sowie der Energie, Führungskräfte zu überzeugen, die sich gerade so über die Reduktion von Reisekosten freuen. Im Jahr 2022 geht das Münchener Bildungsforum noch einen großen Schritt weiter und blickt bei einem „Bildungsgipfel“ zusammen mit allen Interessierten in das Jahr 2044. Im Zentrum steht die Frage, wie unsere Lern- und Arbeitswelt in 22 Jahren aussieht und was das für „Corporate Learning und Development“ heute bedeutet. Eine interessante Methode für diese Zukunftsforschung ist die Retropolation. Sie wird dazu genutzt, durch einen möglichst weiten Sprung in die Zukunft, Rückschlüsse auf die Gegenwart abzuleiten. Kurz gesagt, steht folgende Frage im Vordergrund: Was können wir heute tun, damit die beschriebene Zukunft Wirklichkeit wird? Die Vision vom Jahr 2044 Natürlich gibt es bei solch einem weiten Sprung in die Zukunft verschiedene Szenarien, die eintreten können. Um diese zu bestimmen, haben wir den „MBF Innovation Circle“ gegründet. CorporateLearning-Profis haben dort ein Szenario für das Leben und Arbeiten im Jahr 2044 erarbeitet, das als positiv, erstrebenswert und mutmachend beschrieben werden kann. Es gliedert sich in drei Bereiche: 1. Gesellschaft: Die zukunftsgerichtete Gesellschaft findet Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels und der sozialen Ungleichheiten. Eine vernetzte, inklusive Gemeinschaft wird allgemein angestrebt. Die wirtschaftlichen Akteure schonen die knappen Ressourcen und orientieren sich mehr am Gemeinwohl. Die Digitalisierung nimmt in allen Lebensbereichen weiter zu, sie bringt für die Menschen in Deutschland mehr Chancen als Risiken. Die Lebens- und Arbeitswelt verändert sich: Die Erwerbstätigen sind deutlich selbstbestimmter in der Wie in allen Bereichen des Lebens und der Arbeit kann man sich auch bei Corporate Learning and Development kaum retten vor Artikeln, Messen, Kongressen, Communitys und weiteren Angeboten. Meistens werden hier die dringenden Themen adressiert, der „Catch of the Day“ sozusagen. Das ist auch absolut notwendig und eine gute Gelegenheit zum Austausch und zur Inspiration. Doch allzu oft verdrängt die operative Alltagshektik wichtige, meist leise Themen: • Wie können wir unsere Profession weiterentwickeln? • Wie bleiben „Corporate Learning and Development“ attraktiv und relevant für Unternehmen und Gesellschaft? Das Morgen mitgestalten VISION. Das Münchener Bildungsforum wagt zu seinem 50. Jubiläum einen Blick zurück und einen weiten Sprung nach vorne: Wie könnte L&D ausgehend von den Debatten der Vergangenheit im Jahr 2044 aussehen? Worin könnte die Rolle von Corporate Learning bestehen? Als Basis für die Überlegungen dient ein positives Zukunftsszenario. Veranstaltung. Beim MBF Bildungsgipfel am 20. und 21. Oktober in München können Bildungsexperten aus dem deutschsprachigen Raum in sechs Zukunftslabs an der Vision von „L&D 2044“ arbeiten. Geplante Programmpunkte sind praxisorientierte Keynotes, Hackathons zur Erarbeitung von Maßnahmen und Ansatzpunkten im Bereich der betrieblichen Weiterbildung zur Erreichung eines positiven Szenarios im Jahr 2044 und eine Abendveranstaltung. Als Ergebnis soll das Bildungsmanifest „Lernen im Jahr 2044“ entstehen. Mehr Infos: www.muenchener-bildungsforum.de/bildungsgipfel Bildungsgipfel im Herbst
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