R wirtschaft + weiterbildung 01_2022 47 schiedenen Level von Resilienz anhand der Resilienzkurve. Der unterste Level besteht demnach darin, sich in jeder Situation auf seine Lernfähigkeit verlassen zu können. Im obersten Level herrscht ein stabiles Vertrauen und die Zuversicht in sich selbst, sich trotz Stress entwickelt zu haben. Der finnische Futurist Perttu Pölönen aus Helsinki forderte seine Zuhörerinnen und Zuhörer dazu auf, sich in einer sich stetig verändernden Welt mit allem Nachdruck, zu dem sie in ihrer beruflichen Situation fähig seien, auf die professionelle Entwicklung von Soft Skills wie Kreativität, Empathie, Mut, Ausdauer und Führung zu konzentrieren. „Tatsächlich reicht weder das Bildungssystem noch die Möglichkeiten der Arbeitgeber aus, die Fähigkeiten in jener Geschwindigkeit zu entwickeln, die wir zukünftig benötigen“, rechnete Richard Hewitt vom britischen Arbeitsmarktanalysten Emsi Burning Glass seinem Publikum vor. In Großbritannien zeige die Auswertung der Stellenanzeigen bereits deutlich, dass traditionelle Bildungsabschlüsse weniger wichtig seien, in Deutschland zeichne sich diese Entwicklung langsam ab. Das traditionelle Bildungssystem sei zudem nicht darauf ausgerichtet, dass sich Berufsbeschreibungen alle drei Jahre änderten und die übertragbaren Fähigkeiten (transferable skills) immer wichtiger würden. Dazu gehörten sowohl die sogenannten Hard Skills wie das Programmieren, aber auch die Kommunikationskompetenz oder die Flexibilität und die Problemlösungskompetenz. Eine Möglichkeit, auf diese Anforderungen zu reagieren, sei eine nationale Bildungsplattform, wie sie etwa für Deutschland geplant sei. In Österreich gehe ein ähnliches Projekt unter dem Dach der österreichischen Wirtschaftskammer WKO bereits Anfang des Jahres 2022 an den Start, berichtete WKO-Geschäftsführer Klemens RieglerPicker. Allen 540.000 Mitgliedern und Mitgliedsunternehmen der Kammer sollen auf die Plattform als „One-click provider“ zugreifen können, ihre Lerninhalte dort einstellen und teilen können oder vorhandenen Standard-Content von Drittanbietern wie Linkedin-Learning nutzen. Die Refinanzierung erfolge per Abo. Laut Riegler-Picker sind pro Jahr und Nutzer 150 Euro zu zahlen. Lerntechnologien sind keine Ergänzung, sondern das Herz Moderne Lerntechnologien seien keine „Ergänzung zur Bildung“, sondern das „Herzstück der künftigen Bildung“, davon gingen so gut wie alle Redner der diesjährigen Online Educa aus. Die Technologie ermögliche nicht nur neue Formen des Lernens und zielgerichtetere ELearning-Kurse, sondern auch neue Formen der Dokumentation der erworbenen Fähigkeiten – zum Beispiel in Form von Certified Credentials. Lerntechnologien sind keine Ergänzung, sondern das Herz Wenn Qualifikationen immer schneller verfallen, Lernen gleichzeitig immer flexibler und wichtiger wird und Organisationen auch informelles Lernen nachverfolgen möchten, stellt sich die Frage, wie Berechtigungsnachweise oder Zertifikate in Zukunft aussehen müssen. Der TÜV Rheinland stellt überall auf der Welt hunderttausende von verifizierten Zertifikaten aus und nutzt dafür mittlerweile die digitale Version dieser Zertifikate, üblicherweise bestehend aus einem Bild mit integrierten Daten, die einer vorgegebenen Struktur entsprechen und sowohl Auskunft über den Inhaber, den Aussteller des Zertifikats und die erbrachte Leistung geben. Sue Martin vom TÜV Rheinland fasste die Vorteile digitaler Zertifikate für ihre Organisation zusammen: Digitale Zertifikate seien eine gemeinsame Währung in Form eines einheitlichen Formats für die Erfassung von Fähigkeiten und Leistungen. Sie seien flexibel, indem sie eine bessere Abstimmung der Anforderungen zwischen Ausbildern und Arbeitgebern ermöglichten, etwa indem Mikro-Zertifizierungen sich bündeln ließen und später zu traditionellen Abschlüssen führten. Sie könnten genutzt werden, um formales und informelles Lernen anzuerkennen. Die Standards könnten kontinuierlich überprüft werden, um mit dem technologischen Wandel Schritt zu halten. Sie seien transparent, weil die hinterlegten Daten den Arbeitgebern helfen würden, die zugrundeliegenden Fähigkeiten besser einzuschätzen. Die Onlie-Educa-Keynotes aus den großen Konferenzräumen wurden live in die Veranstaltungs-App gestreamt, Speaker, vornehmlich aus den USA, die nicht angereist waren, wurden per virtueller Konferenztechnologie in die Workshop-Räume zugeschaltet, um ihre Vorträge halten und Fragen beantworten zu können. Gudrun Porath
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