R Die DVCT-Siegerinnen wollen im Gegensatz dazu Managerinnen und Manager dazu bringen, selbstbewusst und authentisch im virtuellen Raum zu agieren: „Wir befähigen Führungskräfte, ihre Teams auch auf Distanz souverän und emphatisch zu führen. Dazu kombinieren wir sechs individuelle Coaching-Einheiten mit drei Trainingsmodulen, in denen wir nachhaltig den sicheren und zielgruppengerechten Umgang mit digitalen Tools schulen und individuell die Transformation zum Digital Leadership begleiten. Wir stärken F ü h r u n g s - kräfte in ihrer digitalen Wirksamkeit und in ihrem Gefühl, sich auch online auf die eigenen Kompetenzen und Ressourcen jederzeit verlassen zu können.“ Um ein Gefühl von Präsenz zu verbreiten, muss sich eine Führungskraft laut Waffender aber zuerst einmal in ihrem Körper wohlfühlen. Nackenschmerzen als echtes Problem der Onlinearbeit Das sei aber im Homeoffice immer schwerer geworden. Die Meetings seien immer enger getaktet, Pausen gebe es zwischendurch nur noch selten und selbst die Zeit, die man früher für den Weg zur Arbeit gebraucht habe, werde als Onlinearbeitszeit genutzt. Das Gefühl für den eigenen Körper sei im digitalen Stress verloren gegangen. Eine Abteilungsleiterin, die ein Team von 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu führen hatte, fühlte sich laut Waffender wie in einem Korsett und kurz vor einem digitalen Burn-Out. Kein Wunder, dass den beiden Preisträgerinnen zufolge, eine schmerzhafte Nackenmuskulatur ein weit verbreitetes Phänomen bei online arbeitenden Führungskräften sei. Im Coaching arbeiten Waffender und Hellwig an Problemlösungen wie zum Beispiel der Tatsache, dass es für Führungskräfte Sinn macht, sich bei der Moderation eines Meetings von einem technisch versierten Assistenten helfen zu lassen oder durch regelmäßige Pausen die eigene Arbeitsgeschwindigkeit zu bremsen. Letztlich gehe es darum die Meetings pro Tag, die Minuten pro Meeting und eventuell auch die eigene Sprechgeschwindigkeit zu reduzieren. Letztlich gehört es zum Konzept der „Führungsrolle vorwärts“ aber auch dazu, dass jede Führungskraft sich mit ihren sogenannten „Antreibern“ auseinandersetzt. Das sind unsere Überzeugungen, die uns antreiben, Dinge zu tun oder zu lassen. Haben wir etwa das „Mach-es-allen-recht“- Motto verinnerlicht, dann wird es uns eher schwerfallen, für unsere eigenen Interessen einzustehen. Wenn wir bei dem, was wir tun, denken: „Beeil dich!“, dann gehen wir wahrscheinlich nur noch gestresst durch die Welt. Folgen wir oft der inneren Aufforderung: „Streng dich an!“, dann gehört Ausruhen wohl nicht zu unseren Stärken. Vor jeder Verhaltensänderung steht deshalb die Frage: Welche Gedanken bestimmen eigentlich mein Handeln? Erziehung, Religion, Bildung – von klein auf hören, sehen und lesen wir Überzeugungen, die uns prägen. Taibi Kahler, amerikanischer Psychologe und Transaktionsanalytiker, hat fünf innere „Antreiber“ identifiziert, die menschliche Verhaltensdynamik auslösen. Auch innere Antreiber können ganz schön stressen Je nachdem, wie stark sie ausgeprägt sind und in welchem Verhältnis sie zueinanderstehen, können unsere inneren Antreiber uns nützen oder stressen. Mitunter können uns die Aufforderungen an uns selbst auch schaden: sei schnell, streng dich an, mach‘s allen recht, sei perfekt und sei stark! Stress entsteht also auch durch Druck, den wir uns selbst machen. Wenn es uns gelingt, z u s ä t z l i c h „ U r l a u b e r “ zu aktivieren, gewinnen wir an Handlungsfreiheit. W a f f e n - der meint: „ G ö n n e n wir uns mal ein „Du-darfst - ruh i g - l ang - sam-machen“. Gestatten wir uns und anderen doch öfter, Fehler zu machen oder Schwächen einzugestehen. Das entspannt alle merklich und wir machen es uns zur Abwechslung einfach selbst recht.“ Welche Antreiber in einem Menschen besonders aktiv sind, kann man mit einem Ant r e i b e r t e s t wirtschaft + weiterbildung 01_2022 39
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