personal- und organisationsentwicklung 32 wirtschaft + weiterbildung 01_2022 häufig gleich angegriffen fühlt. Erkennbar ist der Fauxpas meist sehr schnell: Anstatt auf das Feedback einzugehen, steigt der Gesprächspartner sofort aus der Situation aus. Die Regel lautet: Vermeiden Sie im Topmanagement direktes Feedback, kritisieren Sie niemals Ihren Vorgesetzten. Versuchen Sie, sein Verhalten durch Empathie zu beeinflussen. Versetzen Sie sich in seine Lage, versuchen Sie, seine Wünsche zu erkennen und sprechen Sie mit ihm über seine Anliegen. Fehler 4: Ausschließlich fachlich argumentieren. Im Topmanagement zählt emotionale Überzeugungskraft – erst dann folgen die Argumente. Ein Fehler ist es deshalb, ausschließlich durch Zahlen, Daten und Fakten überzeugen zu wollen. Wieder (wie bei Fehler 3) kommt es darauf an, die Wünsche und Anliegen des Gegenübers zu erkennen – und dann die Argumentationsstrategie mit Blick auf dessen Bedürfnisse aufzubauen. Um ein Ziel zu erreichen, formulieren Sie also zuerst das Anliegen des Gesprächspartners, das Sie dann mit sachlichen Argumenten untermauern: Ein Geschäftsführer sagte einmal: „Egal, was ich meinem Vorstandsvorsitzenden gegenüber zu kommunizieren habe: Ich brauche eine Story.“ Fehler 5: Die eigene Person über die Rollenerwartung stellen. Im Topmanagement wird konsequent zwischen Rolle und Person unterschieden. Wer sich hier bewegt, hat sich an die Regeln seiner Rolle zu halten – so verlangt es der ungeschriebene Verhaltenskodex. Ein Fehler ist es deshalb, die eigene Person über die Erwartungen zu stellen, die mit der Rolle verbunden sind. Natürlich zählt auch im Topmanagement die Person – und es wäre falsch, sich nun verbiegen zu wollen und die eigene Authentizität aufs Spiel zu setzen. Dennoch ist es wichtig, die Rollenerwartungen zu kennen und sich – so weit es geht – damit zu arrangieren. Daher spricht Happich im Zusammenhang mit dem Topmanagement auch weniger von authentisch – was eher auf die Person bezogen ist. Sie nutzt die Formulierung „stimmig“ – damit ist gemeint „passend zur Rolle“. Fehler 6: Ausbleibende Kritik als Zustimmung interpretieren. In der Topetage kritisiert man nicht. Diese unausgesprochene Regel kann für den Betroffenen unangenehm sein. Er ahnt womöglich nicht, dass er längst in Ungnade gefallen ist. Keiner informiert ihn – und es liegt nahe, die ausbleibende Kritik als Zustimmung zur eigenen Leistung zu interpretieren. „Wenn man mit mir unzufrieden wäre, würde man es mir doch sagen“, lautet der manchmal gefährliche Trugschluss. Es ist deshalb ein Fehler, ausbleibende Kritik unbedacht als Zustimmung zu interpretieren. Die Wertschätzung des Vorgesetzten erkennt man zum Beispiel daran, dass er sich Zeit für Sie nimmt. Happichs Tipp an die Aufsteiger: „Achten Sie auf das Verhalten der „Chef-Flüsterer“ beziehungsweise dem näheren Umfeld desjenigen, von dem Sie wissen wollen, wie es um Sie selbst steht. Vermeiden diese Personen den Kontakt zu Ihnen – oder sind sie höflich zugewandt und versuchen sich mit Ihnen zu verbinden?“ Fehler 7: Davon ausgehen, dass ein Topmanager stets meint, was er sagt. Im mittR Fehler Warum falsch? Regel Sich auf vertraute Werte, Erwartungen und Regeln verlassen Das Topmanagement ist eine andere Welt. Es gelten oft andere Regeln als im mittleren Management Lassen Sie sich auf die Metamorphose von der Führungskraft zum Topmanager ein Mit dem Vorgesetzten das Gespräch auf Augenhöhe suchen Die Missachtung von Rang und Hierarchieunterschied empfindet ein Manager der obersten Ebene als mangelnde Wertschätzung Respektieren Sie in besonderem Maße den höheren Rang Ihres Gegenübers Offenes und direktes Feedback geben Das offene Wort wird auf der Topebene eher als undiszipliniert denn als konstruktiver Beitrag gewertet Vermeiden Sie direktes Feedback, formulieren Sie stattdessen Wünsche Ausschließlich fachlich argumentieren, weil es auf Zahlen, Daten und Fakten ankommt Im Topmanagement zählt emotionale Überzeugungskraft, erst dann folgen die Argumente Beachten Sie die Interessen, Bedürfnisse und Motive Ihres Gegenübers, bevor Sie sachlich argumentieren Die eigene Person über die Rollenerwartung stellen Zuerst kommt die Rolle, dann die Person: Es wird erwartet, dass man den im Topmanagement gültigen Verhaltenskodex einhält Unterscheiden Sie zwischen Ihrer Person und Ihrer Rolle - und halten Sie die für Ihre Rolle gültigen Regeln ein Ausbleibende Kritik als Zustimmung interpretieren Im Topmanagement wird nicht mehr offen kritisiert Achten Sie auf schwache Signale, die auf Kritik schließen lassen - und überlegen Sie, ob Sie gegen eine Regel verstoßen haben Davon ausgehen, dass ein Topmanager stets meint, was er sagt Sagen und Meinen können zweierlei sein - denn in den Topetagen gibt es zwei Kommunikationsebenen Vertrauen Sie nicht blind dem Gesagten, sondern rechnen Sie auch mit einer Botschaft hinter den Worten Die häufigsten Fehler der Newcomer im Topmanagement Überblick. Im Topmanagement ist Offenheit nicht immer angebracht. Gudrun Happich rät, immer mindestens zwei Kommunikationsebenen zu beachten. Als Neuling sollte man mit einer Botschaft hinter den gesprochenen Worten rechnen.
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==