aktuell 12 wirtschaft + weiterbildung 01_2022 Die Coronapandemie hat den Weiterbildungsmarkt nachhaltig verändert. Seine Zukunft lässt sich in alle Kürze durch folgende Thesen beschreiben: These 1: Im Gefolge der Pandemie stieg die Akzeptanz von Onlinetrainings und -Coachings stark. Deshalb werden deren Anbieter künftig häufiger gefragt werden: Können wir die Trainings auch online durchführen? Ist bei ihnen auch ein hybrides Lernen, also eine Verknüpfung von Onlinelernen mit Präsenzveranstaltungen, möglich? These 2: Viele Klienten und Klientinnen haben erkannt: Das Onlinetrainieren und -Coachen hat auch Vorzüge. So rechnen sich online oft auch kürzere Trainings- und Beratungssessions von zum Beispiel einer Stunde – auch weil die An- und Abfahrtszeiten der Trainer und Trainerinnen oder Berater und Beraterinnen entfallen. Außerdem lassen sich Onlinetrainings kurzfristiger realisieren. These 3: Ohne eine valide Digitalkompetenz können Personalentwickler und -entwicklerinnen sowie Trainer und Trainerinnen mittelfristig ihren Job nicht mehr ausüben. Das heißt nicht, dass sie ein Informatikstudium absolvieren müssen. Sie müssen aber so viel IT-Know-how haben, dass sie qualifiziert beurteilen können, welche Lernarchitekturen sich mit der modernen Technik schmieden lassen und für welche Ziele diese eingesetzt werden können. These 4: In den nächsten Jahren werden viele etablierte Weiterbildungsanbieter vom Markt verschwinden, weil es ihnen nicht gelingt, ihre Produkt- oder Leistungspalette so zu transformieren, dass diese den veränderten Kundenwünschen entspricht. An ihre Stelle werden nicht selten neue Anbieter treten, deren Wurzeln im IT-Bereich liegen und die sich das inhaltliche und pädagogische Know-how zum Entwickeln ihrer Produkte zukaufen. These 5: Im Markt werden sich Anbieter etablieren, die auf das Entwickeln von Learning-Nuggets spezialisiert sind. Viele Weiterbildungsanbieter werden aus Zeit- und Kostengründen auf solche vorgefertigten digitalen Lernbausteine zurückgreifen. These 6: Dem Online-Coaching gehört die Zukunft. Das Coaching-Geschäft wird zumindest im B2B-Bereich aus Zeit- und Kostengründen zunehmend ein virtuelles Business sein. Im Markt werden sich hybride Coaching-Konzepte etablieren, bei denen die Präsenz-Coachings primär dem Beziehungsaufbau dienen; ansonsten erfolgt das Coachen weitgehend online. Vor allem die auf Privatkunden spezialisierten Coachs werden zudem verstärkt die Konkurrenz von Coaching-Apps spüren. These 7: In naher Zukunft werden noch viele neue Tools zum Digitalisieren von Lernprozessen auf den Markt kommen. In den Coronamonaten haben viele Investoren gemerkt, welch riesiges Marktpotenzial in der Digitalisierung von Dienstleistungen steckt. Entsprechend viele etablierte Unternehmen und Start-ups tüfteln zurzeit an neuen Problemlösungen – auch unter Zuhilfenahme von „künstlicher Intelligenz“. Trainer und Trainerinnen sowie Berater und Beraterinnen werden sich künftig in viele neue Tools zum Digitalisieren von Qualifizierungs- und Beratungsprozessen einarbeiten müssen, um „up-todate“ zu sein. Das wird viele Solo-Unternehmer und -Unternehmerinnen überfordern. These 8: Der Onlinetrainings- und -Coachingmarkt ist ein (Wachstums-)Markt im Entstehen. Deshalb haben sich in ihm noch kaum Qualitätsmaßstäbe und Preisniveaus etabliert. Diese werden sich aber zunehmend entwickeln, sobald dieser neue Markt einen höheren Reifegrad erreicht. Gastkommentar Acht Thesen zum Weiterbildungsmarkt der Zukunft Hans-Peter Machwürth Hans-Peter Machwürth ist Geschäftsführer des international agierenden Trainings- und Beratungsunternehmens Machwürth Team International (MTI Consultancy), Visselhövede. Internet: www.mticonsultancy.com Es werden neue Weiterbildungs- anbieter kommen, deren Wurzeln eigentlich im IT-Bereich liegen. „ „
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