wirtschaft + weiterbildung 05_2022 41 Schools versagen, wenn sie ihre Studierenden nicht in beiden Bereichen ausbilden würden. Dazu kommt: Auch bei den Teilnehmenden selbst steht die persönliche Entwicklung (personal development) an erster Stelle ihrer Ziele, die sie mit einem MBAStudium erreichen möchten. Das hat die Financial Times vor kurzem anhand der für ihre MBA-Rankings erhobenen Daten herausgefunden. Bei den Befragten an einem Online-MBA geben diesem Ziel sogar zwei Drittel der Befragten den immer auch darum, wie man Menschen dazu bringt, ihr Verhalten zu ändern. Der Trick sei es, Business, Erfolg und Leadership zu verkaufen, aber eigentlich gehe es vor allem auch um die Auseinandersetzung mit sich selbst. Viele Business Schools unterrichteten Leadership jedoch genauso wie Accounting. Aber das funktioniere nicht. Denn hier gehe es nicht um die Wissensvermittlung, das müsse man erleben. Leadership-Kurse sind Auseinandersetzung mit sich selbst „Man muss live Feedback erhalten und zwar immer wieder“, erklärt der IMDProfessor. Da komme es dann auch vor, dass sich gestandene Profis anschreien, weinen oder abreisen wollen. Im Executive MBA würden sie auch gezielt in Situationen gesetzt, wo sie eine Aufgabe lösen müssen, die sich nicht lösen lässt. Danach wird reflektiert. Was hat mich so in die Enge getrieben? Warum bin ich so ausgerastet? Aber dafür brauche es auch Dozenten, die dafür ausgebildet sind, die Manager einerseits aus ihrer Komfortzone zu bringen und ihnen anderseits auch einen sicheren Raum garantieren zu können. So behandle ein Leadership-Professor zum Beispiel das Thema Abwehrmechanismen. Da gehe es um psychologische Schutzmechanismen und warum sie so wichtig für jeden Menschen sind. Dabei reflektierten die Teilnehmenden, wann sie selbst welchen Schutzmechanismus aktivieren, wie sich das auf ihr Team auswirkt und sie erlebten es immer wieder das ganze Studium lang. So müssten sie sich nach jeder Gruppenarbeit Feedback auf der Verhaltensebene geben und werden so zu Peer Coachs ausgebildet. Zudem gebe es drei verschiedene Leadership Assignments. Darin müssten sie zum Beispiel über einen echten Teamkonflikt aus ihrer Praxis schreiben. Bewertet werde die Arbeit von einem zertifizierten Coach. Der führe dann ein einstündiges Gespräch mit dem Teilnehmenden und zwar nicht über die Note, sondern über seine konkrete Führungssituation. „So verknüpfen wir das akademische Lernen direkt mit der realen Situation der Führungskraft“, so der IMD-Professor. „Unsere Philosophie ist: Wir lehren dich weniger, damit du mehr lernen kannst, was funktioniert.“ Auch am TUM Institute for Life Long Learning an der Technischen Universität München (TUM) haben Befragungen zu den Erwartungen an ein Executive-MBAStudium gezeigt, dass die persönliche Entwicklung in der Führungsrolle eine sehr starke Motivation für eine Teilnahme sei, erklärt Kristin Knipfer, Executive Director des TUM Institute for Life Long Learning und zuständig für Leadership and Talent Development an der TUM. Zwar sei das Studium eine Managementausbildung, doch heute wolle keiner ‚nur‘ ein Manager sein, sondern ein Leader, so Knipfer. „Die Teilnehmenden wollen jemand sein, dem die Menschen folgen, sie wollen mitgestalten, Verantwortung übernehmen und Rollenvorbild sein“, weiß die TUM-Expertin. Es sei daher ein besonderes Anliegen, die persönliche Entwicklung als Teil der Lern- R höchstmöglichen Wert. Erst an zweiter Stelle liegt ein höheres Gehalt. Professor Stefan Michel, Direktor des Executive MBA am IMD in Lausanne, kann das nur bestätigen. „Wenn wir unsere Alumni fragen, was im MBA-Studium am wichtigsten für sie war, ist das nie die Bearbeitung einer tollen Marketingfallstudie, sondern das, was sie über sich selbst gelernt haben.“ Am IMD, das weltweit als eine der besten Schulen gilt, legt man schon immer großen Wert auf die Selbstreflexion und die Arbeit am eigenen Verhalten. „Das ist unsere DNA“, sagt Professor Michel. Am IMD unterrichteten rund die Hälfte der Professoren im Bereich Leadership und Organisationsverhalten. “Wir machen das immer zusammen“, sagt der Professor für Marketing und Servicemanagement. Wenn er im Marketing über eine neue Strategie spreche, gehe es letztlich
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==