R wirtschaft + weiterbildung 05_2022 35 Ihre Befürchtungen zuträfen: „Das fände ich schade, weil ich Sie als Mensch und Mitarbeitenden sehr schätze und deshalb gerne halten möchte.“ Warten Sie anschließend, bis der Mitarbeitende antwortet. Hören Sie ihm oder ihr geduldig zu, was man Ihnen zu sagen hat. Stellen Sie Verständnisfragen. Auf Ihren Vorstoß gibt es in der Praxis vier mögliche Reaktionen. 1. Reaktion: Der Mitarbeitende versichert Ihnen glaubhaft, dass Ihre Befürchtungen unbegründet sind. Dann hat sich das Gespräch eigentlich erledigt. Trotzdem sollten Sie die Chance nutzen, Ihre Beziehung auf eine noch solidere Basis zu stellen. Beispielsweise indem Sie sagen: „Das freut mich. Trotzdem bitte ich Sie: Suchen Sie künftig das Gespräch mit mir, wenn Sie etwas stört oder irritiert. Denn wie bereits gesagt: Sie sind mir als Mitarbeiter wichtig.“ 2. Reaktion: Der Mitarbeitende betont, Ihre Befürchtungen seien unbegründet. Sie glauben ihm aber nicht – zum Beispiel aufgrund seiner Körpersprache. Das ist oft der Fall, denn wechselwillige Mitarbeitende sprechen meist ungern mit ihrem Chef über ihre Absicht, solange sie keine Jobalternative haben. Auch dann sollten Sie betonen, dass Sie sich hierüber freuen, weil der Mitarbeitende Ihnen wichtig ist. Danach sollten Sie das Gespräch wie ein normales Personalgespräch weiterführen: „Davon unabhängig würde mich interessieren, wie zufrieden Sie mit Ihrer Arbeit sind – schließlich ging es bei uns in jüngster Zeit recht turbulent zu.“ Das Ziel hierbei: Die potenziellen Gründe, warum der Mitarbeitende einen Arbeitgeberwechsel erwägen könnte, zu erkunden, um diese dann eventuell aufzulösen. 3. Reaktion: Der Mitarbeitende sagt, er erwäge, den Arbeitgeber zu wechseln. Dann sollten Sie ihm zunächst für seine Offenheit danken und zum Ausdruck bringen, dass Sie dies als einen Vertrauensbeweis erachten und entsprechend mit der Information umgehen werden. Danach sollten Sie sich detailliert nach den Motiven für den angedachten Wechsel erkundigen, bevor Sie ihn fragen: „Was kann ich oder das Unternehmen tun, damit Sie bleiben? Denn wie bereits gesagt: Sie sind ein wertvoller Profi für unser Unternehmen.“ Die Wunschliste des Mitarbeitenden können Sie als dessen Chef oder Chefin aufnehmen und vorsichtig kommentieren, wenn ein Aspekt unmöglich erfüllbar ist. Die Praxis zeigt: Eine mangelnde Wertschätzung, eine schlechte Arbeitsatmosphäre und eine fehlende Befriedigung bei der Arbeit sind, wenn es um das Halten und Binden insbesondere hochqualifizierter Mitarbeitender geht, meist größere Probleme als die Höhe des Gehalts. 4. Reaktion: Der Mitarbeitende sagt, er sei fest entschlossen, den Arbeitgeber
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