Wirtschaft und Weiterbildung 3/2022

54 wirtschaft + weiterbildung 03_2022 hot from outside Bei manchen Sportarten heizt ein Team von überwiegend weiblichen Cheerleadern der eigenen Mannschaft und dem Publikum mit schwungvollen Tänzen, gefährlicher Akrobatik und rhythmischen Schlachtrufen ein. Das Cheerleading ist im Laufe der Jahre zu einer eigenständigen und ernstzunehmenden Sportart geworden. Dabei wird oft übersehen, dass ein Cheerleader nicht nur körperliche Leistung erbringen, sondern auch eine gute Stimmung verbreiten muss, um das eigene Team zu Höchstleistungen anzuspornen. Diese Aufgaben verlangen von Cheerleadern neben hartem Training vor allem mentale Stärke. Wie nicht anders zu erwarten, tragen die amerikanischen Cheerleading-Teams selbst auch eine nationale Meisterschaft unter sich aus. Im Jahr 2019 gewann ein unbekanntes Team aus einer texanischen Kleinstadt. Dessen Erfolg war so beeindruckend, dass über das Team und dessen Trainerin, Monica Aldama, eine mehrteilige NetflixDokumentation gedreht wurde, die mit drei Emmys ausgezeichnet wurde. Damit nicht genug: Die Trainerin veröffentlichte jetzt auch noch einen Ratgeber mit ganz persönlichen „Leadership Lessons“. Überraschend ist, dass Aldama, die ein Wirtschaftsstudium und einen finanzwissenschaftlichen MBA abgeschlossen hat, das Konzept der „psychologischen Sicherheit“ in ihrem Team vorbildlich umgesetzt hat. Ihre Kernbotschaft lautet: „Je sicherer sich ein Teammitglied als Individuum akzeptiert fühlt, desto besser interagieren wir als Team.“ Die Forderung nach psychologischer Sicherheit stammt ursprünglich von Amy Edmondson, Professorin für Leadership und Management an der Harvard Business School. Sie empfiehlt, Teamsitzungen so durchzuführen, dass ein „psychologisch sicherer Raum“ entsteht, in dem die teilnehmenden Menschen sich auch mit unausgegorenen Ideen zu Wort melden können, ohne Angst haben zu müssen, verlacht oder von der Teamleitung abgekanzelt zu werden. Dadurch soll verhindert werden, dass jemand eine möglicherweise wichtige, arbeitsrelevante Frage oder Sorge nicht äußert, weil die Angst besteht, für unfähig gehalten zu werden. Edmondson: „Ein nennenswerter Anteil unserer Aufmerksamkeit geht verloren, weil wir uns darüber Gedanken machen, was andere von uns denken. Doch als Mitglied eines Teams sollte uns das nicht beschäftigen. Wir sollten uns auf unsere Arbeit konzentrieren.“ Um ein psychologisch sicheres Arbeitsumfeld herzustellen, kommt der Führungskraft eine starke Rolle zu: Sie sollte nicht nur gerecht führen, sondern auch gut kommunizieren können (Aldama hat das erst während der Scheidung von ihrem Mann gelernt!) und Mitarbeitende proaktiv und wertschätzend dazu ermutigen, sowohl Ideen als auch Sorgen einzubringen. Bei einer Führung aus der Distanz, ist die Vermittlung einer psychologischen Sicherheit noch viel wichtiger als früher. Teamleitung So geht Augenhöhe Monica Aldama Full Out: Leadership lessons from America‘s favourite coach, Simon & Schuster/ Piatkus, London 2022, 256 Seiten, 18,95 Euro Gudrun Porath Die freie Journalistin Gudrun Porath hat sich auf die zentralen Themen der Personalentwicklung und der Organisationsentwicklung spezialisiert. Sie ist E-LearningKolumnistin für www.haufe.de/personal und Mitglied des Programmbeirats „Corporate Digital Learning Experience“ der Messe „Zukunft Personal Europe“ in Köln. Außerdem schreibt sie regelmäßig für das „Personalmagazin“ und „Wirtschaft + Weiterbildung“. Je mehr sich ein Individuum akzeptiert fühlt, desto besser die Teamleistung. „ „

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