Wirtschaft und Weiterbildung 3/2022

wirtschaft + weiterbildung 03_2022 49 ben. Unser Gehirn speichert bevorzugt Informationen und Ereignisse in Form von Geschichten. Und wer seine Präsentation mit narrativen Elementen versieht, trifft direkt in das Herz der Zuhörer. Von daher ist der Einsatz von Geschichten bei Weiterbildungsmaßnahmen gang und gäbe. Geschichten können erweiterte Metaphern oder Analogien sein, sie sind oftmals bestens geeignet, eine zentrale Botschaft zu vermitteln. Storys im Training einzusetzen hat mehrere Vorteile: Episodische Erzahlinhalte werden vom Hippocampus bevorzugt verarbeitet, sie erzeugen eine Identifikation mit der Erzahlfigur, sie aktivieren Emotionen und konnen Analogien mit dem eigenen Leben herstellen. Statt das Gehirn mit Fakten übermäßig zu beanspruchen, Fakten, die wir nur mit großem Energieaufwand verarbeiten können, lösen Geschichten einen Mustererkennungsprozess aus, an dem der Hippocampus sowie die gesamte assoziative Großhirnrinde beteiligt ist. Unser Gehirn ist ständig damit beschäftigt, neue Wahrnehmungen aufgrund von Vorerfahrungen einzuordnen und zu bewerten, fachlich neuronale Bindung genannt. Dieser Vorgang läuft nahezu automatisch ab. Insofern entfalten Geschichten ihre Wirkung, ohne dass die Hauptaussage betont werden muss. Auf die Frage weshalb Geschichten aus neurobiologischer Sicht so effektiv als Transportmittel für die Vermittlung von Ideen und Fakten funktionieren, antwortete der Hirnforscher Gerald Huther einmal: „Weil es im Gehirn immer auf Verknüpfungen ankommt und weil bei allen Lernprozessen solche neuronalen Verschaltungsmuster aufgebaut und gefestigt werden. Je stärker das Gehirn Dinge an bereits Vorhandenes an- und miteinander verknüpfen kann, desto leichter gelingt es ihm, sich etwas zu merken. Die schönste Form, sich etwas zu merken, ist, es in Bildern auszudrücken. Wir denken sehr gerne in Bildern, denn sie sind nicht nur kognitiv, sondern auch emotional reichhaltiger. Und die sprachliche Entsprechung eines Bildes ist die Erzählung und die Geschichte. Deshalb erzählen wir uns auch so gerne Geschichten – in Wirklichkeit helfen wir uns damit gegenseitig dabei, Bilder in unserem Hirn zu erzeugen.“ Für Weiterbildungsprofessionals ist es wichtig zu verstehen, dass wir Menschen Neues nur lernen, indem wir es an etwas anhängen, was schon da ist. Je mehr Anknupfungsoptionen es gibt (gleichzeitig riechen, schmecken, sehen, hören und fühlen), desto besser lässt sich das Neue im Hirn einfügen. Reine Information ist nur limitiert anknupfbar. Wenn Sie sie aber in eine Geschichte verpacken, liefern Sie in deren Rahmen viele Anknüpfungspunkte an bereits vorhandene Gedachtnisinhalte. Ein Trainer oder eine Trainerin organisiert den Transfer vom Unbekannten zum Bekannten, indem sie bereits bekannte Pfade der Neuronen, die in das Langzeitgedächtnis führen, gezielt nutzen. Metaphern, Bilder und Analogien knüpfen an vorhandenes Wissen an und sind für einen erfolgreichen Lernprozess deshalb ausgesprochen wirksam. Aber man verwende nur emotionale Sprachbilder und vermeide abstrakte Ausführungen. Man verzichte auch auf abgedroschene Metaphern, denn sie entfalten beim Empfänger keine Kraft mehr. Empfehlenswert zum Thema „Metaphern“ ist aus meiner Sicht das umfangreiche Fachbuch von Regine Mahlmann („Sprachbilder, Metaphern & Co: Einsatz von bildlicher Sprache in Coaching, Beratung und Training“) aus dem Beltz Verlag in Weinheim. Michael K hl-Lenjer Tel. Michael K hl-Lenjer, lang jähriger Vertriebs-, Führungs- und Kommunikationstrainer. Er ist Mitglied in der Akademie für neurowissenschaftliches Bildungsmanagement (AFNB). K hl-Lenjer-Training Aeschenweg 3a, 78464 Konstanz Tel. +49 (0) 7531 - 91 68 06 www.kuehl-lenjer-training.de AUTOR

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==