training und coaching 48 wirtschaft + weiterbildung 03_2022 im Kopf aus, denn unzählige Male haben wir gehört: „Vor uns liegt noch ein weiter Weg“ oder „Wir sitzen alle in einem Boot“. Mit diesen kraftlosen Metaphern wird jeder Sprecher gähnende Müdigkeit ernten. Bildgebende Verfahren haben gezeigt, dass Metaphern bei Versuchsteilnehmern dann besondere Aufmerksamkeit erregen, wenn sie neu und ungewöhnlich sind. In diesem Fall feuern die Neuronen heftig, um sich das Bild vor das geistige Auge zu rufen. Erwartungsbruche steigern die Aufmerksamkeit. Metaphern helfen uns zwar, komplexe Zusammenhänge rasch zu begreifen. Doch diese Vereinfachung kann uns auch auf falsche Fährten locken. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass Ereignisse, die eher negativ wirken, beschönigt werden. Diese Rhetorikfigur wird Euphemismus genannt: Fettpolster werden in „Hüftgold“ verwandelt, die Putzfrau steigt auf zur „Raumpflegerin“ und bald vielleicht zum „Head of Cleaning Department“. Im Berufsleben geht es oftmals jedoch um ernstere Angelegenheiten. Umstrukturierungen, die nicht selten bedeuten, dass Beschäftigte überflüssig sind, werden als „strategische Neuausrichtung“ bezeichnet. Mitarbeiter werden nicht entlassen, sondern „dem Markt zurückgegeben“ oder „freigesetzt“. Schwierigkeiten oder Hürden existieren nicht, hier handelt es sich um „Herausforderungen“. Probleme? Im Businessjargon nennt man sie „Thema“. Inwiefern mit dieser Schönfärberei eher Skepsis und Verunsicherung bewirkt wird, sei dahingestellt. Euphemismen erinnern an Fliegenpilze, schön anzusehen, aber ungenießbar. Geschichten sind eine Wohltat für das Gehirn Am Anfang war das Wort? Nein, am Anfang war das Bild. Glaubt man den Sprachforschern, war Sprache ursprünglich bildhaft. Das zeigt sich an den Schriftzeichen, die zunächst eine Bilderschrift waren und dann immer abstrakter wurden. Dieser Abstraktionsprozess verlief so lange, bis die Schriftzeichen nicht mehr auf ihre ursprüngliche Bedeutung hinwiesen. Bei der Sprache liegt der Schwerpunkt der Verarbeitung in der sprachdominanten linken Hemisphäre. Will man die Wirkung der Sprache erhöhen, ist es hilfreich, auch die rechte Gehirnhälfte stärker miteinzubeziehen, womit das aktivierte neuronale Netzwerk größer ist und das Gehörte länger in der Erinnerung bleibt. Abbildungen und eine bildhafte Sprache wirken wie ein Turbo in unserem Gehirn. Wir wollen Menschen überzeugen, verändern und vielleicht auch begeistern. Das gelingt nicht allein mit Zahlen, Daten und Fakten, sondern mit einer bildhaften Sprache, die einen ganzen Kosmos von Abbildungen vor unserem inneren Auge entstehen lassen kann. Und wenn die bildhafte Sprache mit eindrucksvollen Emotionen verbunden ist, eingebettet in eine interessante oder spannende Geschichte, die nicht einen Zustand verschleiern, ist das für unser Gehirn ein wahres Festmahl! Storytelling als personenorientierte Managementmethode ist längst aus dem Schatten des Einschlafrituals im Kinderzimmer getreten und in der Geschäftswelt angekommen. Heute werden Produkte und Dienstleistungen mit Storys beworR Gehirngerecht präsentieren Praxistipps. Was heißt „gehirngerecht“ in Bezug auf die Wissensvermittlung? Kühl-Lenjer hat hier wichtige Anregungen zusammengestellt. Mehr gibt es in seinem Blog auf www.kuehl-lenjer-training.de. · Nutzen Sie Folien und ähnliche plakative Informationsmedien unbedingt „empfangerorientiert“. Das Publikum muss im Mittelpunkt stehen. · Schweigen Sie, wenn Sie einem Publikum Lesestoff zeigen, weil jeder Mensch einem Lesezwang unterliegt. Beenden Sie die Stille erst dann, wenn alle Teilnehmer korpersprachlich signalisieren, dass sie den Text gelesen haben. · Unser Arbeitsspeicher verarbeitet maximal vier bis fünf sogenannter Chunks. (Die Chunking-Hypothese macht Aussagen über den Umfang der Kurzzeitgedächtnisspanne, die 7±2 Chunks beträgt.) Am effektivsten ist es, nur eine Botschaft pro Folie zu präsentieren. Es gilt, jedes Element wegzulassen, das von der Hauptinformation ablenkt. · Lassen Sie Lametta, Schnörkel, Datum, Fußzeile und Animationen weg. Sie lenken die Aufmerksamkeit von den wichtigen Informationen ab. · Muss auf jeder Folie wirklich das Firmenlogo gezeigt werden? · Die Kunst liegt in der Reduktion. Vermindern Sie die Anzahl der Charts sowie der Inhalte. Vorträge müssen vor allem eines sein: kurz. · Verwenden Sie überwiegend Abbildungen, platzieren Sie diese flächendeckend und lassen Sie Unterschriften dazu weg. Geben Sie dem Publikum Zeit, das Bild auf sich wirken zu lassen. · Wollen Sie beispielsweise mittels einer Tabelle zeigen, dass der Umsatz von einem bestimmten Markt um 13,4 Prozent gewachsen ist, dann präsentieren Sie nur die Zahl „13,4“. Das erhöht Spannung und Neugierde. · Sprechen Sie Ihre aufrichtige Freude und ein herzliches Dankeschön persönlich aus und richten Sie Ihren aufmerksamen Blick in das Publikum. · Begrüßen und verabschieden Sie sich persönlich und verzichten Sie auf entsprechende „Herzlich-willkommen-Charts“. · Wer freundlich vor das Publikum tritt, wird gemocht. Blicken Sie bevorzugt auf jene Teilnehmer, die freundlich lächeln, denn das überträgt sich auf Ihr Wohlbefinden.
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