Wirtschaft und Weiterbildung 3/2022

wirtschaft + weiterbildung 03_2022 27 Heute, rund zwei Jahre nach dem KickOff des BBG-Projekts, nach zirka 50 Workshops zwischen einem halben Tag und zwei Tagen und nach der fünften großen Leitungsklausur wird deutlich, wie sich die Kultur verändert hat: Aus einem anfangs eher verhaltenen und höflichen Umgang miteinander ist eine offene, von Vertrauen geprägte Dialogkultur entstanden. „Die Führungskräfte leben das Führungsleitbild entsprechend ihrer Rolle, haben heute mehr Zuversicht und Weitblick. Sie sind stolz auf die BBG und freuen sich über den Gestaltungsraum, den sie früher nicht hatten. „Das, was im August 2019 noch weit entfernt erschien, ist nun Gegenwart geworden“, sagt Barbara Lehmann. „Doch hinter dem Horizont geht’s weiter.“ Wie sich die Lernende Schule weiterentwickelt, sei ein nie endender evolutionärer Prozess. Klare Ausrichtung für den weiteren Weg Für Geschäftsführerin Christine Vogler ist die Lernende Schule ein gutes Stück vorangekommen: „Heute gibt es mehr Klarheit und Sicherheit in der Art, wie wir unsere Verantwortung und Aufgaben leben und miteinander kommunizieren. Die Prozessbegleiterinnen haben uns eine klare Ausrichtung für den Weg gegeben, den wir gemeinsam gehen.“ Die Zufriedenheit mit dem Prozess spiegelt sich auch in den Mitarbeitendenbefragungen wider: „Die BBG hat mehr Kontur bekommen, ist sichtbarer und innovativer geworden und beschäftigt Menschen, die sich mit der Organisation identifizieren. Heute wissen wir, dass eine Transformation nichts Bedrohliches ist, denn wir können sie gestalten und tragen gemeinsam die Verantwortung.“ Die Feedbackkultur, so stellen die Facilitatoren fest, wird in der BBG innerhalb der Struktur gut gelebt. Weniger ausgeprägt sei das horizontale Feedback auf der Teamebene mit dem Fokus auf Führungsleitbild und Vision. Dies wird jetzt mehr in den Mittelpunkt gerückt und dafür unter anderem das Format der Retrospektiven in den Teams eingeführt. Der Prozess geht weiter: Es gilt, die Lernende Schule weiter voranzubringen und die Innovationsfreude zu erhalten und zu fördern. Annette Neumann Das sind „Facilitatoren“ Facilitatoren und Facilitatorinnen … · sind Experten und Expertinnen für Transformations- und Change-Prozesse und sie besitzen idealerweise Expertise in verschiedenen partizipativen, co-kreativen Ansätzen wie Facilitating, die Theorie U nach Otto Scharmer, Konfliktlösungsmethoden sowie Prozessmoderation. · ermitteln die kulturelle Ausgangslage (IstSituation): Wo können im Zuge des Transformationsprozesses Hürden, Widerstände Definition. Um die Transformation – vor allem in der Führungskultur – zu stemmen, holte sich die Geschäftsführung des Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe das Beratungsunternehmen „School of Facilitating“ mit ins Boot. Zwei Beraterinnen waren dann als Facilitatorinnen im BBG tätig. Dieser Steckbrief erklärt, was ihre Aufgaben im Transformationsprozess sind. und Polaritäten entstehen? Wie kann man lernen, diese wahrzunehmen beziehungsweise aufzuspüren und als Potential für das Entstehen einer neuen Kultur nutzen? · planen den gemeinsamen Weg der Veränderung und sorgen für eine gute Ausrüstung. · gestalten Kommunikations- und Denkräume, um das Neue zu reflektieren und noch Unausgesprochenes zur Sprache zu bringen. · leiten Führungskräfte und Mitarbeitende dazu an, in den Dialog zu gehen, die Perspektive anderer Positionen einzunehmen und co-kreative Lösungen zu entwickeln. Dabei schulen sie die Wahrnehmung und Intuition, unterstützen den Rollenwechsel und das gemeinsame Lernen. · schaffen Räume des Zuhörens, Ernstnehmens und vermitteln Sicherheit, dass alles zur Sprache kommen kann, ohne dabei Angst vor hochkochenden Emotionen zu haben. Emotionen werden nicht unterdrückt, sondern wertgeschätzt, damit sich die Beteiligten für Neues öffnen können. · schulen und stärken interne Prozessbegleitungen beziehungsweise andere Facilitatoren und Facilitatorinnen oder ChangeAgents, die den Wandel von innen unterstützen und vorantreiben. · bringen eine gute Wahrnehmung, Empathie, hohe Kommunikationsfähigkeit und Wissen um Prozessdynamiken mit. Quelle: School of Facilitating, Berlin, www.school-of-facilitating.de Barbara Lehmann. Facilitatorin, Coach und Lehrtrainerin der School of Facilitating. Renate Franke. Gründerin der School of Facilitating, Facilitatorin im BBG-Projekt. Foto: privat Foto: privat

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