personal- und organisationsentwicklung genauso wichtig ist es, die Bildung weiterzuentwickeln, die Ausbildung attraktiver zu machen und ein souveränes berufliches Selbstverständnis zu fördern“, sagt Vogler. Die BBG hat für die Auszubildenden einen hohen Nutzen: Haben die beiden großen Träger zuvor nur für den eigenen Bedarf ausgebildet, können mit der „übergreifenden Ausbildung die Einsatzmöglichkeiten der Fachkräfte von morgen erhöht werden“. Wandel des Führungsleitbilds – gemeinsame Identität bilden Diese Neuausrichtung der BBG erforderte einen tiefgreifenden Wandel – in Bezug auf Strukturen, Rollenverständnis und Aufgaben. Zunächst galt es, eine Vision und ein gemeinsames Führungsleitbild zu entwickeln. „Wir wollen ein großer Bildungscampus mit einer modern nach vorne gerichteten Ausbildung sein und trotz der Größe Heimat für die Lernenden bieten“, erklärt Christine Vogler. Statt eines klassischen Organigramms wurde gemeinsam mit den Schulleitungen und den Facilitatorinnen Barbara Lehmann und Renate Franke die BBG als Kosmos entwickelt, innerhalb dessen die Campusleitung als Dienstleister den Rahmen für die Schulen als kleine, miteinander verbundene Planeten bildet. Es kam nun darauf an, eine gemeinsame Identität und ein neues Rollen- und Führungsverständnis zu entwickeln: weg vom hierarchischen Denken hin zu einem selbstverantwortlichen und lösungsorientierten Handeln. Für Schulleitungen, die eher verwalten als gestalten konnten, ist das eine große Kraftanstrengung: „Verantwortung zu übernehmen und kundenorientiert zu denken, ist bei Führungskräften im öffentlichen Dienst aufgrund der Strukturen oft nur bedingt ausgeprägt, da Anfang 2020 öffnete die BBG Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe gGmbH ihre Tore. Das zum Klinikkonzern Vivantes gehörende Institut für berufliche Bildung im Gesundheitswesen und die Gesundheitsakademie der Berliner Charité wurden dafür zu einer Bildungseinrichtung zusammengeführt. Mit 3.000 Ausbildungsplätzen an insgesamt 13 Schulen ist der Campus die nach eigenen Angaben größte Bildungseinrichtung für Gesundheitsberufe in Deutschland. Neben der Pflegeausbildung bietet die BBG auch zehn Weiterbildungen an. „Mit dem Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe schaffen wir einzigartige Orte, an denen Menschen sich begegnen, um gemeinsam zu lernen, zu lehren und zu leben. Zum ersten Mal bringen wir verschiedene Bildungsstandorte, Fachbereiche und Akteure des Gesundheitswesens zusammen. Eine ganz neue Dimension des Austauschs und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Gesundheitsversorgung für Berlin.“ So beschreibt Christine Vogler, Geschäftsführerin des Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe und Präsidentin des Deutschen Pflegerats, die Vision der BBG Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe gGmbH. Der „Kosmos BBG“ entsteht Um diese Vision in die Praxis umzusetzen, standen die Beteiligten zunächst vor einer großen logistischen Herausforderung: Für den Ausbau von Ausbildungskapazitäten brauchte es neben den beiden bereits vorhandenen Bildungsstandorten der beiden Träger einen dritten. Inzwischen ist der Campus auf drei Standorte in Berlin verteilt. Doch die Versorgung zu sichern, ist nur die eine Seite der Medaille: „Mindestens PRAXIS. Der Mangel an Fachkräften in der Pflege ist enorm. Um das zu ändern, haben sich die Ausbildungsinstitute von Vivantes und Charité zum Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe (BBG) zusammengeschlossen. Eine Mammutaufgabe, wie sich herausstellte: Die Partner müssen die Neuausrichtung der Ausbildung und das Zusammenwachsen der Unternehmenskulturen bewältigen. 24 wirtschaft + weiterbildung 03_2022 jahrelang auch nicht gefordert“, sagt die Geschäftsführerin. Gleichzeitig standen insbesondere die Lehrenden vor enormen Herausforderungen im Hinblick auf neue digitale Technologien, neue Lehr- und Arbeitsformen sowie ihrer veränderten Rolle als Lernbegleiter der Auszubildenden – „und das bei höherer Belastung mit deutlich mehr Schülern und Schülerinnen im Dauer-Coronamodus“. Das erfordere eine hohe Resilienzfähigkeit der Beteiligten in den Schulen. Erschwerend kam hinzu: Neue Bereiche und Prozesse mussten aufgebaut, zum Beispiel die Personalentwicklung, ein neues Prüfungsbüro und übergreifende Sekretariatsprozesse, sowie neue Kommunikationsebenen etabliert werden. Diese strukturellen Veränderungen wurden von der School of Facilitating begleitet.
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