wirtschaft + weiterbildung 03_2022 21 • Analyse von Daten (43 Prozent gegenüber 52 Prozent weltweit) Viele Unternehmen weltweit und auch in Deutschland haben Neugier formell in ihre Personalentwicklung integriert. Neugier spielt demnach eine Rolle bei der Ausbildung im Unternehmen (73 Prozent), bei Entscheidungen über Beförderungen (68 Prozent), bei der Leistungsbeurteilung von Mitarbeitenden (66 Prozent). Außerdem spielt Neugier auch als Einstellungskriterium (58 Prozent) eine gewisse Rolle. Wenn sich deutsche Personalabteilungen entschließen, die Neugier ihrer Mitarbeitenden zu fördern, dann ... • spielt die persönliche Neugier bei der Leistungsbeurteilung der Mitarbeitenden eine Rolle (84 Prozent), • ist Neugier ein Thema im Coaching oder bei der Teamentwicklung (82 Prozent), • wird bei Einstellungsentscheidungen auf Neugier geachtet (79 Prozent) und • entscheidet der Grad der Neugier einer Person bei Beförderungen mit (76 Prozent). Überfordert die Neugier die Mitarbeitenden? Die Einstellungen der Führungskräfte zur Neugier sind nicht eindeutig. Es gibt Führungskräfte, die noch zögern, diese Eigenschaft auch tatsächlich zu fördern. Ein Drittel der Manager und Managerinnen in Deutschland (gleichauf mit dem weltweiten Durchschnitt) sind sehr besorgt, dass neugierige Menschen nicht zielorientiert arbeiten und dass Neugier zu einem erhöhten Risiko von Fehlern oder zu schlechten Entscheidungen (39 Prozent), zu größeren Schwierigkeiten bei der Führung von Mitarbeitenden (36 Prozent), zu größeren Schwierigkeiten, eine endgültige Entscheidung zu treffen (33 Prozent) und zu größeren Schwierigkeiten, schnell konkrete Maßnahmen zu ergreifen (33 Prozent), führen könnte. Es gibt also in Deutschland wie auch international eine große Minderheit von Führungskräften, die zugeben, dass es ihnen schwerfällt, Neugier mit Arbeitsleistung in Verbindung zu bringen (43 Prozent) und dass es ihnen überhaupt nicht möglich ist, Mitarbeitende oder gar Bewerber und Bewerberinnen mit Neugier kräfte glauben aber nicht, dass Neugier zu einer Steigerung der Effizienz oder der Gesamtleistung des Teams führt. 3. Produktivitätsorientierte Führungskräfte (32 Prozent der deutschen Führungskräfte gegenüber 24 Prozent weltweit). Diese Führungskräfte glauben, dass Neugier zu einer stärkeren Zusammenarbeit und Teamwork führen und die Effizienz und Produktivität am Arbeitsplatz steigern kann. Sie sind jedoch nicht der Meinung, dass Neugier die Integration und die Vielfalt der Gedanken fördert. 4. Anti-neugierige Führungskräfte (23 Prozent der deutschen Manager und Managerinnen gegenüber 16 Prozent weltweit). Diese Führungskräfte, die das kleinste Segment bilden, glauben nicht, dass Neugier einen Mehrwert für die Leistung oder den Arbeitsplatz darstellt. Auch wenn die Existenz von Anti-Neugier-Managern und -Managerinnen nicht verleugnet werden kann, so steht für die SAS-Studie doch fest, dass nur die Neugier dafür sorgt, dass Firmen wettbewerbsfähig bleiben. Bloß keine „Warum?“-Fragen stellen Die Befürchtung mancher Führungskräfte, dass ihre Mitarbeitenden ihnen durch dumme Fragen die Zeit stehlen könnten, ist nicht ganz unberechtigt – insbesondere, wenn man sich in Erinnerung ruft, wie sehr kleine Kinder ihre Elzu identifizieren (41 Prozent). Fast die Hälfte der Führungskräfte in Deutschland ist der Meinung, dass Mitarbeitende und Bewerbende heute zu viel Neugier haben (51 Prozent in Deutschland versus 35 Prozent weltweit). Deutschlands Führungskräfte werden von SAS in vier Kategorien eingeteilt: 1. Mitarbeitende mit hoher Neugier (17 Prozent der deutschen Führungskräfte gegenüber 35 Prozent weltweit). Das ist das Segment mit der größten Neugier. Diese Manager und Managerinnen legen Wert auf Zusammenarbeit, sind teamorientiert und unermüdlich auf der Suche nach Antworten. Sie tun dies, indem sie den Ideen ihrer Mitarbeitenden zuhören und sie wertschätzen und ständig nach Möglichkeiten suchen, ihre Fähigkeiten zu erweitern, aber sie sind zögerlicher, wenn neue Herausforderungen auftauchen. Diese auf Neugier ausgerichteten Manager und Managerinnen glauben, dass diese Eigenschaft zu größerer Effizienz und Produktivität bei der Arbeit und zu größerer Arbeitszufriedenheit führt. 2. Flexibilitätsorientierte Meinungsbildner (27 Prozent der deutschen Führungskräfte gegenüber 26 Prozent weltweit). Diese Manager und Managerinnen stellen sich gerne Herausforderungen, und die Möglichkeit, in Bedrängnis zu geraten, beeinträchtigt ihre Motivation nicht. Neugier führt zu größerer Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in Zeiten der Ungewissheit und kann zu mehr Empathie am Arbeitsplatz führen. Diese Führungs- R Buchtipp I. Paul Ashcroft, Simon Brown, Garrick Jones: The Curious Advantage, Laiki, London 2020, 285 Seiten, 23,70 Euro Buchtipp II. Francis Buckley: Curiosity and its 12 Rules for Life, Encounter Books, New York 2021, 228 Seiten, 26,20 Euro Buchtipp III. Carl Naughton: Neugier – So schaffen Sie Lust auf Neues, Econ, Berlin 2018, 295 Seiten, 19,99 Euro
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