titelthema 20 wirtschaft + weiterbildung 03_2022 Artur Fischer, der Dübel-Erfinder aus dem Schwarzwald, betrieb nach dem Zweiten Weltkrieg eine Werkstatt, in der elektrische Schalter hergestellt wurden. Als er seine im Juni 1948 geborene Tochter kurz nach der Geburt fotografieren lassen wollte, weigerte sich die Fotografin, in Fischers kleiner Mansardenwohnung mit ihrem Magnesiumblitzlichtbeutel und der dazugehörigen Zündschnur zu hantieren, da sie Angst hatte, das Holzdach in Brand zu stecken. Fischer war so frustriert, dass er alles daransetzte, sein Problem mit dem Foto vom Nachwuchs, das eigentlich das Problem sehr vieler damaliger Fotografen war, zu lösen. Er kombinierte Feinmechanik und Elektrotechnik und erfand eine kleine Blitzbirne, die mit dem Auslöser eines Fotoapparats gleichgeschaltet wurde. Sein „Synchronblitz“ war im Jahr 1950 eine Sensation auf der Messe Photokina und wurde im Folgenden vom Kamerahersteller Agfa vermarktet. Neugier gilt weltweit als „echter Geschäftstreiber“ Artur Fischer gilt neben Alva Edison weltweit als „das“ Beispiel dafür, dass problemlösungsorientierte Neugier die Grundlage für unternehmerischen Erfolg ist. Es ist nicht überraschend, dass die Neugier weltweit im Ansehen steigt: 72 Prozent der Führungskräfte, die rund um den Globus Verantwortung tragen, sagen, dass Neugier eine „sehr wertvolle“ Eigenschaft sei, die sie unbedingt von ihren Mitarbeitenden erwarteten. 59 Prozent bezeichnen Neugier sogar als einen „echten Geschäftstreiber“. Dies ist das Ergebnis des globalen „Curiosity@Work Report 2021“, der Ende 2021 von dem Softwarekonzern SAS, einem führenden Anbieter von Lösungen für Analytics und künstliche Intelligenz, veröffentlicht wurde. Dazu wurden rund 2.000 Führungskräfte in Deutschland, Brasilien, Indien, Singapur, UK und den USA befragt. „Unsere Untersuchung zeigt ganz klar: Neugier ist längst nicht mehr nur ein Nice to Have. Diese Eigenschaft ist inzwischen ein Muss in der Geschäftswelt, denn sie hilft Unternehmen, entscheidende Hürden zu nehmen und Innovation voranzutreiben“, erklärte Jay Upchurch, CIO von SAS, bei der Präsentation der Studie. Deutsche Führungskräfte sind etwas skeptisch Deutsche Manager und Managerinnen beurteilen das Potenzial von Neugier im internationalen Vergleich zurückhaltender: Lediglich 59 Prozent (statt international 72 Prozent) der Befragten gaben an, dass Neugier eine „sehr wertvolle“ Eigenschaft ihrer Mitarbeitenden sei. Und längst sind nicht alle Deutschen überzeugt, dass Mitarbeitende, die über mehr Neugier verfügen als andere, tendenziell auch wirklich leistungsfähiger seien. Fast die Hälfte (47 Prozent) der deutschen Führungskräfte ist sogar der Meinung, ihr Arbeitgeber tue zu viel, um die Neugier am Arbeitsplatz zu fördern. In Deutschland fallen weniger Führungskräfte in die Kategorie „sehr neugierig“ (25 Prozent gegenüber 38 Prozent weltweit). Dabei wäre eine hohe Neugier am Arbeitsplatz gerade für Führungskräfte von Vorteil, da sie Neugier bei ihren direkten Mitarbeitenden stärker fördern. Die Studie zeigt auch, dass die Neugier bei Top-Managern und -Managerinnen mehr geschätzt wird als im mittleren Management. „Neugier ist eine sehr wertvolle Eigenschaft“, sagen die Vorstände (50 Prozent), die Direktoren und Abteilungsleitungen (40 Prozent) und die Führungskräfte der mittleren Ebene (39 Prozent). Auf die Frage, in welchen Abteilungen es für Mitarbeitende besonders wertvoll ist, neugierig zu sein, antworten die deutschen Führungskräfte: • IT-Abteilung (61 Prozent) • Forschung und Entwicklung (40 Prozent) • Marketing (40 Prozent) Natürlich kennen die Führungskräfte in Deutschland durchaus (in einem gewissen Umfang) die Vorteile der Neugierde. Sie sorgt für … • kreativeres Denken und kreativere Lösungen (53 Prozent), • höhere Effizienz und Produktivität (53 Prozent), • größeres Engagement der Mitarbeitenden und höhere Arbeitszufriedenheit (51 Prozent), • stärkere Zusammenarbeit und Teamwork (50 Prozent) und • mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in Zeiten der Unsicherheit (50 Prozent). Alle wollen mehr lösungsorientiertes Denken Viele Führungskräfte in Deutschland glauben, dass es besonders wertvoll ist, wenn Mitarbeitende bei der Erledigung bestimmter Aufgaben am Arbeitsplatz neugierig sind (wenn auch weniger stark als ihre Kollegen weltweit): • Neue Lösungen zu finden (50 Prozent in Deutschland, 62 Prozent weltweit) • Bewältigung komplexer Probleme (42 Prozent versus 55 Prozent weltweit) R 04. Gefahrenabwehr: „Ich erkunde meine Welt, weil ich nicht überrascht werden will.“ 05. Abenteuerlust: „Risiken einzugehen, Neues auszuprobieren erzeugt bei mir Lebensfreude.“ 06. Digitalisierung: „Ich finde es aufregend, komplexe Daten zu analysieren.“
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