Wirtschaft und Weiterbildung 3/2022

aktuell 10 wirtschaft + weiterbildung 03_2022 Immer wieder versuchen umstrittene Kommunikationstrainer deutschen Polizeipräsidien Seminare zu verkaufen, wie man als Polizist totsicher Lügner erkennen und mit welchen Vernehmungstaktiken man Geständnisse herbeizwingen kann. Nun haben renommierte Psychologen und Psychologinnen sowie hochrangige Vertreter und Vertreterinnen der Polizei ein Positionspapier PSYCHOLOGIE Polizeiexperten gegen selbsternannte Profiler HARVARD-STUDIE Einführung einer Viertagewoche kein Problem? ryn vom Bundeskriminalamt. Zu den Unterzeichnern gehören weitere 13 Professoren und Professorinnen sowie Mitarbeitende von Polizei-Hochschulen. Besonders abzulehnen seien Angebote, bei denen eine gewisse Wissenschaftlichkeit dadurch vorgetäuscht werde, dass die Seminaranbietende sich Profiler/Profilerin oder Geheimdienstanalyst/ Geheimdienstanalystin nennen. Stark kritisiert wird von den Kriminalwissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen der „Emotionsansatz“, der davon ausgeht, dass täuschende Personen bei absichtlichen Falschaussagen Angst haben, enttarnt zu werden und dies anhand nonverbaler Indikatoren (Blickabwendung, Arm-/Bein-/ Fußbewegungen), paraverbaler Indikatoren (wie Stimmhöhe, Antwortlatenz) und verbaler Indikatoren (wie Detailarmut, veröffentlicht, in dem sie vor unseriösen Methoden der Lügenerkennung und unerlaubten Tricks bei Vernehmungen warnen. Autoren und Autorinnen des Papiers, das auf springer. com verfügbar ist, sind Professor Lennard May von der Medical School Berlin, Teresa Schneider vom Institut für Kriminalwissenschaften an der Philipps-Universität Marburg und Malgorzata Okulicz-KozaDie Einführung einer Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich führt bei Wissensarbeitern nicht zu Einbußen ihrer monatlichen Leistung, so eine aktuelle Studie der Harvard Business School. Die Bedingung ist allerdings, dass die Viertagewoche als Pilotprojekt eingeführt und dazu genutzt wird, dass die betroffenen Mitarbeiter und Teams ihre zukünftigen Arbeitsbedingungen untereinander aushandeln. Erst dieser experimenthafte Einstieg in die Viertagewoche schaffe die Grundlagen dafür, dass eine dauerhaft lohnende Umorganisation der entsprechenden Abteilungen stattfinde. Über die Studie berichtet der „Harvard Business Manager“ in seinem Februarheft ausführlich und betont wie wichtig Vertrauen in die Kollegen und Kolleginnen sowie in die Eigenverantwortung sind. Die Beschäftigten teilen sich ihre Arbeit selbst ein. Das Unternehmen kontrolliert nicht, es führt auch keine Anwesenheitslisten. Die individuellen Arbeitszeiten ändern sich selbstverständlich und ständig. Eine Viertagewoche mit 32 Arbeitsstunden bedeutet nicht generell, dass es einen freien Werktag pro Woche gibt. Es geht „nur“ um reduzierte Arbeitspensen und damit um mehr Flexibilität. Grundsätzlich gilt: Dank der Viertagewoche hat jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin in der Regel 48 freie Werktage pro Jahr. Und an den Wochenenden, die drei Tage dauern, kann man sich besser erholen als an den regulären zwei Tagen, von denen der Samstag meist für Großeinkäufe draufgeht. Plausibilität) sichtbar werde. Eine umfangreiche Metaanalyse habe den Emotionsansatz bereits eindeutig widerlegt. Entgegen weit verbreiteter Annahmen sei das Beobachten verbaler und nonverbaler Anzeichen ungeeignet, um Täuschungen und Lügen zu erkennen, so das Positionspapier. Außerdem werden Methoden wie „Mikroexpressionen“ (ein sehr kurzes Entgleisen der Gesichtsausdrücke) als „pseudowissenschaftlich“ abgelehnt. Problematisch sei auch, dass gelegentlich die Anwendung der „Reid-Technik“ empfohlen werde. Bei dieser US-Verhörmethode wird den Beschuldigten vorgelogen, dass man entscheidende Beweise gegen sie habe und gleichzeitig wird ihr Vergehen kleingeredet, um den Eindruck zu erwecken, dass sie bei einem Geständnis mit einer geringen Strafe davonkämen.

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==