Wirtschaft und Weiterbildung 9/2022

training und coaching 40 wirtschaft + weiterbildung 09_2022 glauben, durch ihre Führungserfahrung, Fach- und Feldkompetenz, thematische Spezialisierung, Empfehlungen durch gemeinsam bekannte Personen sowie durch die Fürsprache der Personalabteilungen beziehungsweise der Vorgesetzten im Vorteil zu sein. Coachs werden anhand der aktuellen Umfrage eher selten aufgrund von professionellen Standards wie ihrer CoachingAusbildung oder der Zertifizierung durch einen Verband nachgefragt: Ein solcher Trend ist nicht erkennbar, auch wenn die Coaching-Ausbildung in die Top 10 der Anfragegründe aufgerückt ist. So wird auch in der Marktanalyse 2022 ein mangelnder Transparenz- und Professionalisierungsgrad der Branche beklagt. Da alle Angaben auf Selbsteinschätzungen der Coachs beruhen, können Verzerrungseffekte hier nicht ausgeschlossen werden. Aufgrund des hohen Maßes an Coaching- und Berufserfahrung in der Stichprobe sollten hier jedoch valide Angaben als Grundlage angenommen werden können, schreibt die Rauen-Studie. Im Jahr 2022 macht es auch Sinn, den Einsatz von Social Media zu betrachten. 286 von 407 (entspricht 70,27 Prozent) der Befragten gaben an, Social-MediaKanäle einzusetzen. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass Linkedin (46,43 Prozent) sowie Xing (24,05 Prozent) gefolgt mit deutlichem Abstand von Instagram (7,58 Prozent) und Facebook (7,48 Prozent) die wichtigsten Plattformen für Coachs sind. Social Media hilft bei der Vermarktung Während Youtube gerade noch von 3,01 Prozent aller Coachs für das Marketing genutzt wird, fallen Twitter und Pinterest mit unter einem Prozent der Nutzungshäufigkeit stark ab. Dagegen ist die Angabe „sonstiger Plattformen“ auffallend hoch. Hier wurden regionale Plattformen, Clubhouse, Blogs, Videos, Vimeo, Listenbeiträge in Mailinglisten genannt sowie E-Bay-Kleinanzeigen, Whatsapp, Signal, Threema, www.nebenan.de sowie unternehmensinterne Intranetangebote. Es fällt auf, dass das Nutzungsverhalten insbesondere von der Erfahrung der Coachs (und damit einhergehend auch ihrem Lebensalter) abhängt: Xing wird beispielsweise deutlich häufiger von Coachs mit 15 oder mehr Jahren Berufstätigkeit (30,94 Prozent) als von Coachs mit fünf oder weniger Jahren Berufstätigkeit (13,87 Prozent) genutzt. Bei Linkedin ist es andersherum: Coachs mit 15 und mehr Jahre Erfahrung nutzten Linkedin zu 44,63 Prozent, aber Coachs mit bis zu fünf Jahren Erfahrung nutzten es immerhin zu 51,04 Prozent. Doch ist die Differenz nicht annähernd so eklatant wie bei Instagram. Diese Plattform nutzen die weniger Erfahrenen (13,58 Prozent) mehr als drei Mal häufiger als die Erfahrenen (3,94 Prozent). Auch Facebook wird von jenen mit weniger Erfahrung öfter eingesetzt (8,16 Prozent im Verhältnis zu 6,70 Prozent). Die weniger erfahrenen Coachs setzen somit Instagram wesentlich häufiger ein als Facebook, während es bei den Erfahreneren genau umgedreht ist. Die Vermutung liegt nahe, dies mit dem Lebensalter und der damit zusammenhängenden Mediennutzung zu erklären. Männer und Frauen haben unterschiedliche Vorlieben Auch hinsichtlich des Geschlechts findet man Unterschiede im Nutzungsverhalten: Während Linkedin (Frauen: 46,33 Prozent und Männer: 46,66 Prozent), Facebook (Frauen: 7,89 Prozent und Männer: 7,41 Prozent) und Pinterest (Frauen: 0,60 Prozent und Männer: 0,40 Prozent) in nahezu gleichem Maße verwendet werden, nutzen Männer die Plattformen Xing (Frauen: 21,77 Prozent und Männer: 28,89 Prozent), Youtube (Frauen: 2,03 Prozent und Männer: 3,72 Prozent) und Twitter (Frauen: 0,63 Prozent und Männer: 1,09 Prozent) häufiger. Frauen hingegen setzen stärker auf Instagram (Frauen: 8,76 Prozent und Männer: 5,79 Prozent) und insbesondere auch auf regionale und alternative sowie teils auch auf ungewöhnliche Plattformen. Die bislang dritte „Rauen CoachingMarktanalyse“ erschien am 31. Mai 2022 und wurde von Dr. Christopher Rauen, Dawid Barczynski, David Ebermann, Alexandra Plath und Inez Tanzil verfasst. Die Marktanalyse kann kostenlos ohne Preisgabe einer Mailadresse unter www.rauen. de/cma heruntergeladen werden. Martin Pichler R Veranstaltungshinweis. Der Deutsche Bundesverband Coaching (DBVC) veranstaltet nach längerer Pause wieder seinen „Coaching-Kongress“. Er findet am 11. und 12. November real in Berlin und gleichzeitig virtuell im Internet statt. Thematisch sollen die Umbrüche der Arbeitswelt im Fokus stehen. Ausgewählte Programmpunkte: · Zhengrong Liu, Ex-Personalvorstand Beiersdorf AG, über Kulturveränderungen · Tatiana Bachkirova (nur virtuell zugeschaltet), Oxford Brookes University, über „Erfolg“, „Arbeitsidentität“ und die Rolle des Coachings · Die Coaching-Pioniere Gunther Schmidt und Bernd Schmid mit Metareflexionen · Gerhard Roth, Neurobiologe, aktuelle Erkenntnisse der Neurowissenschaft für Coachs · Dagmar Wötzel, über eine Pop-up-Transformation-Week bei der Siemens AG. Der Kongress will viele Möglichkeiten der Vernetzung bieten – und das auch für Onlineteilnehmende. www.dbvc.de Coaching trifft New Normal

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