R wirtschaft + weiterbildung 09_2022 39 gewesen sein, doch mit den Lockerungen spätestens ab Mitte 2021 und erst recht ab Anfang 2022 gab es laut Rauen durchaus Möglichkeiten des persönlichen Treffens. Ein Grund für die Abwanderung ins Virtuelle liegt wohl in der Alltäglichkeit der Nutzung von Videokonferenzen in Unternehmen, die auch im privaten Bereich Einzug gehalten haben und nun im Coaching Normalität zu sein scheinen. Wurde noch 2021 die Frage aufgeworfen, ob die Vorteile des Online-Coachings (gesparte Reise- und Raumkosten, Zeitersparnis, flexible Terminvereinbarungen und deutschlandweite Coach-Auswahl) die Nachteile des Online-Coachings (keine unmittelbare, vertrauensbildende Präsenz, reduzierte Wahrnehmung des Klienten und dessen Reaktionen) wirklich aufwiegen, so scheint die Frage laut Rauen „zumindest vorläufig“ keine Rolle mehr zu spielen. Allerdings ist es auffällig, dass sich andere Formate wie Chats (0,27 Prozent), Messenger-Dienste (0,24 Prozent) und Virtual Reality (0,09 Prozent) nicht durchzusetzen vermögen. Ihre Anteile schwinden sogar im Vergleich zu den Vorjahren erheblich. Virtual Reality (VR) ist vielen zu aufwendig Es ist wahrscheinlich, dass das Tippen und Versenden von Nachrichten via Chats und Messenger-Diensten in Anbetracht der Möglichkeit, jemanden schnell, unkompliziert und sogar mobil Face-toFace sprechen zu können schlicht unattraktiver ist. Hinsichtlich der Unkompliziertheit der genannten Dienste haben Onlineaufstellungen und Virtual Reality einen erheblichen Nachteil, da man hierfür (noch) eine spezielle technische Ausstattung und entsprechende Dienste benötigt, deren Bedienung erlernt werden muss. Inwiefern der technische Fortschritt und das Aufkommen neuer (einfacher) Anwendungen einen Wandel hin zur Virtual Reality oder weiteren höheren Stufen der Digitalisierung im Coaching mit sich bringt, wird sich erst noch zeigen, lautet der Blick in die Zukunft der Coaching-Marktstudie. Die Rauen-Coaching-Marktanalyse erfasst seit ihrer ersten Ausgabe auch die Marketingmaßnahmen, die Business-Coachs ergreifen und die sie nach eigener Erfahrung für besonders erfolgreich halten. Sowohl für etablierte Coachs wie auch für Anfänger ist es relevant, die Gründe für einen Auftrag zu kennen. Die Top 10 der Gründe hat Rauen (separat für Novizen und Etablierte) in einer Tabelle zusammengefasst. Am besten kommen Coachs demnach durch „Empfehlungen durch gemeinsam bekannte Personen“ zu neuen Klienten. Diese Aussage gilt umso mehr, je erfahrener und „gereifter“ ein Coach ist. Erfolg bringt auch eine „thematische Spezialisierung im Coaching“ (zum Beispiel Resilienz-Coaching oder Konflikt-Coaching). Eine Spezialisierung hilft laut Umfrage frischgebackenen Coachs aber mehr als den etablierten Coachs (siehe Tabelle). Auffällig ist, dass sich die Angaben zu den Marketingmaßnahmen seit der ersten Coaching-Marktanalyse im Jahr 2020 kaum verändert haben. Der Nutzen von Empfehlungen, Referenzen, Kontakten, einer Coaching-Ausbildung und einer thematischen Spezialisierung ist einfach überdeutlich. Um weitere Einflussfaktoren erkennen zu können, wurden die Anfragegründe in der aktuellen Befragung differenzierter betrachtet und zwar nicht nur nach der Coaching-Erfahrung, sondern auch nach dem Geschlecht. Dabei fällt insbesondere auf, dass Frauen annehmen, deutlich häufiger als Männer aufgrund von Referenzen von Bestandskunden, ihrer Empathie, ihrer Vertrauenswürdigkeit, der Passung zwischen Coach und Klient („Chemie“) und ihrer vorherigen Kontakte jenseits des Coachings nachgefragt zu werden. Männer dagegen Grund für Auftrag Coach mit bis zu fünf Jahren Coaching-Erfahrung Coach mit über 15 Jahren Coaching-Erfahrung Empfehlung durch gemeinsam bekannte Person 17,70 % 21,95 % Thematische Spezialisierung im Coaching 12,01 % 7,43 % Vorheriger Kontakt jenseits des Coachings (zum Beispiel als Trainer oder Speaker) 11,47 % 5,81 % Referenzen von bestehenden Kunden 4,63 % 9,50 % Coach hat selbst Führungserfahrung 5,37 % 6,52 % Empfehlung durch Personal- abteilung oder Vorgesetzten 2,98 % 8,86 % Feldkompetenz des Coachs (Erfahrung in der jeweiligen Branche) 4,27 % 5,76 % Fachkompetenz 3,91 % 4,38 % Methodische Ausrichtung des Coachings 2,75 % 4,38 % Professionelle Coaching-Ausbildung 6,06 % 2,19 % Coachs werden oft empfohlen Selbsteinschätzung. Die befragten Coachs (unterteilt in Startende und erfahrene Profis) schätzten, dass folgende Gründe zu einem Coaching-Auftrag geführt haben. Quelle: www.rauen.de/cma
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