Wirtschaft und Weiterbildung 9/2022

wirtschaft + weiterbildung 09_2022 33 ckert ist auch der Initiator der Lernos Convention, die in diesem Jahr unter dem Motto „The Re-Return of Knowledge Management“ stand. In seinem Impulsvortrag betonte er die Bedeutung von Wissensmanagement und erklärte, warum er einen „Re-Return“ des Wissensmanagements sieht: Im 19. Jahrhundert standen Aufbauorganisationen im Blick – Befehlsketten nach militärischem Vorbild wurden auf Hierarchien in Organisationen übertragen. Im 20. Jahrhundert bildeten sich Ablauforganisationen heraus, inklusive eines Prozessmanagements wie beispielsweise Lean Management. „Wenn man die Organisation funktional nach Hierarchien und ablaufmäßig nach Prozessen aufgeteilt hat, dann gibt es viele Wissensinseln, die man verbinden muss. Und genau hier setzt das Wissensmanagement an“, betont Dückert. Seine heutige Definition von Wissensmanagement: die Führung und Gestaltung lernender Organisationen. Zuletzt habe vor allem die IT das Wissensmanagement vorangetrieben. „Die Unternehmen haben in den 2000er Jahren Wissensdatenbanken eingeführt und sahen das Thema damit als erledigt an. Das hat natürlich nicht geklappt und darum wurde Wissensmanagement für tot erklärt. Heute höre ich überall, dass nun wieder ‚Enterprise Social Networks‘ zum Laufen gebracht werden. Der Grund: Die Mitarbeitenden sollen sich vernetzen, damit sie Wissen teilen können – Wissensmanagement ist also wieder aktuell, nur in anderer Form.“ Die Rolle von HR Bei dieser Rückkehr des Wissensmanagements könnte HR die Treiberrolle einnehmen – statt wieder der IT das Feld zu überlassen. Doch Dückert sieht dies kritisch: „Häufig sind HR-Abteilungen zahnlose Tiger. Sie arbeiten wie die Volkshochschulen mit einem Weiterbildungskatalog, den sie erstellen, und verbringen dann die Zeit damit, Kurse zu managen und externe Referenten zu buchen.“ Wenn es darum gehe den Wissensbedarf für künftige Produktentwicklungen zu erfassen, sei HR abgehängt von den Fachbereichen. „Und neue Arbeitsmethoden sowie Lernkonzepte kommen in der Regel aus der IT, weil ihr Wissen so schnell veraltet, dass sie sich ganz neue Modelle ausdenken müssen für ihr eigenes Lernen und Arbeiten,“ kritisiert er. Trotzdem sei HR ein wichtiger Partner im Wissensmanagement – und wird nicht zuletzt auch in der ISO 30401 „Knowledge Management Systems – Requirements“, die als DIN ISO 30401:2021 ins deutsche Normenwerk übernommen wurde, als einer der beteiligten Fraktionen benannt. „HR kann die Leitplanken für die lernende Organisation setzen und sie iterativ nachschärfen“, fasst Dückert seine Sicht auf die Rolle von HR im Wissensmanagement zusammen. Kristina Enderle da Silva Mehr als 100 Teilgebende haben sich am 5. und 6. Juli auf der Kaiserburg Nürnberg mit etwa ebenso vielen Online-Teilgebenden zur „Lernos Convention“ getroffen. Ihr Ziel: sich über Lernen in Organisationen und den Umgang mit Wissen auszutauschen. Das Event war als MultiFormat-Event angelegt, das auch stark vom Engagement der Teilgebenden lebt. In den einzelnen Barcamp-Sessions am zweiten Tag teilten sie ihre Erfahrungen und stellten eigene Konzepte zur Diskussion. Selbstverantwortliche Organisation bestimmten Inhalte und Ablauf der Convention. Der Veranstalter, die Cogneon GmbH, bot dafür den Rahmen und viele Impulse durch längere Vorträge und knackige Lightning-Talks – die nach maximal fünf Minuten und im Zweifel durch einen lauten Countdown des Publikums beendet wurden. Der Lernos-Ansatz Eingeladen waren alle Menschen, die bereits Lernos einsetzen oder sich dafür interessieren – egal in welcher Branche oder Abteilung sie arbeiten. „Lernos ist ein Organisationssystem für lebenslanges Lernen und lernende Organisationen“, so die offizielle Definition (siehe lernos.org). Der grundlegende Ansatz von Lernos: Es soll informelles Lernen auf allen gesellschaftlichen Ebenen fördern. Die zugehörigen Leitfäden sind offen zugänglich und können als Einzelperson, in Lerngruppen, im Team oder der gesamten Organisation praktiziert werden. Die Idee dafür stammt von der Cogneon GmbH, die Simon Dückert 2021 gegründet hat und als Geschäftsführer leitet. DüDie Rückkehr des Wissensmanagements RÜCKBLICK. Die Halbwertszeit von Wissen sinkt schnell. Wie viel Aufmerksamkeit sollte die Personalentwicklung also noch dem Wissensmanagement schenken? Sehr viel, meint Simon Dückert, Geschäftsführer von Cogneon. Er stellte die von ihm veranstaltete Lernos Convention unter das Motto „The Re-Return of Knowledge Management“.

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==