Wirtschaft und Weiterbildung 9/2022

R wirtschaft + weiterbildung 09_2022 29 In welcher Tiefe sind diese Fähigkeiten nötig? Wo werden Experten gebraucht, wo reicht Basiswissen? Welche inhaltlichen Module soll die Weiterbildung enthalten? Wen wollen wir weiterbilden? Was soll der Bildungspartner mitbringen? Damit steckte das Team den Rahmen für ein großes Weiterbildungsprogramm ab: das Pioneer-Projekt. Ziel war es, in drei Durchgängen – im Projekt als Wellen bezeichnet – rund 100 Ingenieurinnen und Ingenieure zunächst aus der Forschung und Entwicklung so weiterzubilden, dass sie Systemverständnis erlangen sowie die neuen Produkte von Power Systems entwickeln und auf den Markt bringen können. Das Management stellte dafür einen signifikanten Geldbetrag zur Verfügung und signalisierte damit den Mitarbeitenden: Wir sind bereit, mit euch gemeinsam die Transformation anzupacken. Mit der Hector School of Engineering & Management, der Technology Business School des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), gewann Power Systems den passenden Bildungspartner. Wichtig war dem Unternehmen ein Partner mit Reputation und wissenschaftlichem Know-how sowohl in den neuesten Technologien als auch im Management, Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der Industrie, internationaler Ausrichtung und attraktiven Abschlüssen. Seit 2005 unterstützt die Hector School Unternehmen und Mitarbeitende dabei, die Transformation in den Bereichen E-Mobilität, erneuerbare Energien und Digitalisierung zu gestalten und damit die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Dabei kann sie auf einen Pool von rund 150 Lehrenden und Forschenden am KIT zurückgreifen sowie hochmoderne Labore für praktisches Lernen nutzen. Verschiedene Masterstudiengänge ermöglichen darüber hinaus berufsbegleitend akademische Abschlüsse. Konzeption des Programms: ein agiler Prozess Rolls-Royce Power Systems und die Hector School starteten noch Ende 2018 eine intensive Zusammenarbeit. Nach dem ersten Abtasten und Kennenlernen ging es schnell in die Detailplanung. Die Kernbereiche waren bereits definiert: Die Weiterbildung konzentriert sich auf Systems Engineering, Electrical Engineering und Automation. In einem agilen Prozess mit kontinuierlicher Abstimmung erarbeiteten die beiden Partner die konkreten Inhalte, Module und Formate der Weiterbildung sowie die Rahmenbedingungen der Umsetzung. Dabei entstand auch eine leicht verständliche Story, die sich einfach kommunizieren ließ: „Von den Komponenten zum System.“ Frühzeitig kam der Betriebsrat mit an den Tisch und schnell wurde auch das erste Datum gesetzt. Bereits im April 2019 sollte das erste Basismodul beginnen. Das hieß: Die Lernreise ist gebucht, die Teilnehmenden müssen dann kommen und los geht‘s. Ein sportlicher Zeitplan, der jedoch einen starken Lösungsfokus in die Konzeption brachte. Herausgekommen ist ein maßgeschneidertes Qualifizierungsprogramm mit drei Stufen: 1. Basis: Alle Teilnehmenden absolvieren mehrere Basismodule, die Grundkenntnisse in den drei Kernbereichen Systems Engineering, Electrical Engineering und Automation vermitteln. Ein Modul dauert fünf bis zehn Tage, die gesamte Basisqualifizierung erstreckt sich über sechs Monate. 2. Vertiefung: Rund 60 Prozent der Teilnehmenden steigen anschließend für nochmals fünf Tage tiefer in einen der drei Kernbereiche ein. 3. Experten: Etwa zehn Prozent der Teilnehmenden qualifizieren sich über zwei bis 2,5 Jahre mit einem berufsbegleitenden Studium an der Hector School zum Master of Science beispielsweise in „Mobility Systems Engineering & Management“, oder sie belegen einzelne Module in „Energy Engineering & Management“. AlternaMicrogrids. Die dezentralen, lokalen Energienetze sind eine der neuen Technologien, die Rolls-Royce Power Systems entwickelt (im Bild: Microgrid Validation Center in Friedrichshafen). Foto: Rolls-Royce Power Systems

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