wirtschaft + weiterbildung 09_2022 19 tikel über das Thema „Macht“ geschrieben. Das Buch „7 Rules of Power“ richtet sich ganz konkret an Berufstätige. Praxisnah wird der Text immer dann, wenn der Autor den Karriereweg von Führungskräften schildert, die er als Studenten kennengelernt hat und die seinen Ratschlägen gefolgt sind. Obwohl der StanfordProfessor auf viele Studienergebnisse der modernen Verhaltensforschung hinweist, ist ihm ein kompakter Text gelungen, dessen Gliederung auf folgenden sieben Regeln fußt: 1. Stehen Sie sich nicht selbst im Weg. Wer nach oben will, sollte zum Beispiel Selbstbewusstsein ausstrahlen und darf nicht bescheiden sein, sondern muss möglichst viel Eigenwerbung machen. Um das hinzubekommen, müssen viele Berufsanfänger erst gewisse Hemmschwellen und Glaubenssätze überwinden („Das lerne ich nie“). Den Habitus des Anführers kann man im Laufe der Zeit einüben. 2. Brechen Sie Regeln. Die Leute an der Spitze einer Organisation bestimmen die Spielregeln, die ihnen nützen. Aufstrebende Führungskräfte brechen die eine oder andere Regel und zeigen damit ihren eigenen Gestaltungswillen und ihre Ambitionen, selbst mächtig zu werden. Oft ist es zum Beispiel verboten, seinen Chef zu übergehen und höheren Orts um einen Termin zu bitten. Aber manchmal macht es Sinn, den Chef seines Chefs gezielt anzusprechen und um ein Karrieregespräch bei einem Mittagessen zu bitten. 3. Erscheinen Sie mächtig (auch wenn Sie sich nicht so fühlen). Um als mächtig eingeschätzt zu werden, müssen Sie sich wie Mächtige verhalten – zum Beispiel genauso wie diese sprechen und insbesondere durch die eigene Körpersprache Macht ausdrücken. Auch hier gilt: So tun als ob führt dazu, dass Sie tatsächlich die richtige Ausstrahlung bekommen. 4. Werden Sie eine starke Marke. Ein guter Ruf ist entscheidend. Üben Sie, einen perfekten ersten Eindruck zu hinterlassen. Erzählen Sie außerdem eine halte. „Ich will niemanden in die Depression treiben, aber wir müssen die Welt so akzeptieren, wie sie ist. Ich schildere nur die Wirklichkeit im Business“, wehrt sich Pfeffer dann regelmäßig. „Ich betrachte die Realität und fantasiere nicht herum, was wünschenswert wäre.“ Viele Managementbücher wollten den Menschen weismachen, dass gute und erfolgreiche Manager bescheiden, aufrichtig und authentisch sein müssten. „Was sie erzählen, sind Mythen und ich vergleiche die Autoren gern mit Laienpredigern.“ Damit spielt Pfeffer auf den US-Managementguru Jim Collins an, der behauptete, die besten Topmanager hätten folgende fünf Eigenschaften („Level5-Führungskompetenzen“): Bescheidenheit, Entschiedenheit, Zurückhaltung, Härte und keine Starallüren. Pfeffer betont, dass sich diese Kompetenzen nur auf Chefs beziehen, die schon an der Spitze angekommen sind und überwiegend untauglich seien, um einen Aufstieg zu meistern. Außerdem seien bei einer Analyse von 1.400 US-Aktiengesellschaften nur 14 Prozent von Level5-CEOs geleitet worden. Von solch einer Minderheit könne man keine realitätsnahen Erfolgsrezepte ableiten, so Pfeffer. „New Work ändert nichts an der menschlichen Natur“ Für besonders problematisch hält der Stanford-Professor die Weltverbesserungsidee des New Work. Pfeffer: „Ich sehe nicht, dass sich irgendetwas geändert hat oder ändern wird. Macht funktioniert immer noch genauso. Menschen sind Menschen und menschliche Psychologie funktioniert genauso wie immer und zwar über alle Kulturen hinweg, weil wir nun mal so veranlagt sind, uns in einer bestimmten Weise zu verhalten. Dazu gibt es unzählige Belege.“ Kritisch gesehen werden müsse auch die New-Work-Idee, dass Experten durch kreative Diskussionen bessere Entscheidungen als die Hierarchie treffen würden. Pfeffer vermutet: Selbst in herrschaftsfreien Diskursen kämen nicht die zu Wort, die sich am besten auskennen, sondern die, die so tun, als ob sie sich auskennen. Martin Pichler Geschichte über sich, die Ihre Erfolge erklärt und weitere Erfolge möglich erscheinen lässt. Bringen Sie andere dazu, sich lobend über Sie zu äußern. Wer erfolgreich sein will, darf nicht bescheiden sein, sondern muss möglichst viel Eigenwerbung machen. 5. Netzwerken Sie unablässig. Niemand kann allein Macht erlangen. Sie brauchen die Hilfe anderer, um an die Spitze zu gelangen. In Netzwerken unterstützt man sich gegenseitig mit Informationen und dem Austausch von Erfahrungen. Man sollte anderen Hilfe anbieten, um dann im Gegenzug auch Hilfe zu erhalten. 6. Nutzen Sie Ihre Macht auch. Macht nimmt man sich und man muss anschließend aber auch den Umgang mit ihr einüben. Nutzen Sie Ihre Macht, um Menschen zu beeinflussen, Dinge zu erledigen und Konkurrenten auszuschalten. 7. Haben Sie keine Bedenken: Ihr Erfolg entschuldigt fast alle Tricks, die Sie angewandt haben, um Macht zu erlangen. Solang Sie an der Macht sind, werden Sie Freunde haben und die werden Ihre Fehltritte mit den Worten „So ist er eben“ entschuldigen. Außerdem werde in Unternehmen oft gelogen, weil das nützlich sei. Pfeffer: „Laut einer Studie waren 74 Prozent der befragten Vorstände der Meinung, dass es richtig sei, die Mitarbeitenden über ihre wahren Aufstiegschancen zu belügen, weil sie sonst nicht mehr so engagiert arbeiteten.“ Pfeffer rät Führungskräften, die Vorstand werden wollen, unter anderem auch im Umgang mit anderen ein dominantes Verhalten an den Tag zu legen – zum Beispiel, indem sie Wut zeigen sollten, wenn sie mit etwas nicht einverstanden seien. Psychologische Studien hätten herausgefunden, dass Menschen, die ihre Wut leicht zum Ausdruck bringen könnten, als stark, kompetent und intelligent wahrgenommen würden. In seinen Seminaren wird Pfeffer gelegentlich von entsetzten Teilnehmenden als Niccolò Machiavelli der Neuzeit beschimpft, der Bluff und Gerissenheit für gute, nützliche Werkzeuge
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